PJ-Tertial Innere in Staedt. Kliniken Frankfurt - Hoechst (11/2023 bis 3/2024)

Station(en)
Hämatologie/Onkologie, ZNA, Gastro/Infektio, Nephro, Labor
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Das Varisano Haus Höchst ist eine Klinik der Maximalversorgung, die viel zu bieten hat, aber doch auch sehr eingeschränkt ist durch die äußeren Umstände.
Man kann zu Beginn des Tertials sich seine Innere-Rotation frei auswählen, mit verschiedenen, multiplen Stationen. Hierbei gilt die Regel, 1 Station für 8 und eine andere für 4 Wochen zu machen. Es besteht 1 sehr entspannte Labor Woche als Pflicht, und ansonsten kann man aus einem breiten Feld für max. 3 Wochen auswählen, inklusive ZNA, Intensiv, Nephrologie, Endoskopie-Sonographie-Woche und noch ein paar anderen.
Als Stationen gibt es KIM 1 (Kardio), KIM 2 (Gastroenterologie, Infektiologie & Co), KIM 3 (Hämatologie, Onkologie, Pulmonologie (ggf.)), KIM 4 (Geriatrie). Man darf frei wählen, und habe auch noch keinen gekannt, der seine Wünsche nicht bekommen hatte.

Ich erzähle nun von meiner Erfahrung. Hierbei ist zu beachten, jede Station steht und fällt mit einem Arzt. Ich kann nur aus dem Snapshot des Winters 23 auf Frühling 24 berichten, und es mag sein dass sich Dinge radikal verbessern oder verschlechtern für einen selbst.

Sehr gut:
KIM 3 (Onko/Häma) - 10/10
Laborwoche - 7/10
Nephro - 8/10

Meh:
KIM 2 (Gastro, Infektio) - 4/10

Auf keinen Fall:
ZNA - 0/10

Nun nochmal im Detail:

Allgemein gilt, es wird sehr kulant mit Fehlzeiten, Krankheitstagen, früher gehen u.ä. umgegangen. Studientage ist 1x pro 2 Wochen (nur), und das ist auch allgemein bekannt, aber gleichzeitig ist es auch kein Ding mal 2 Tage oder an 2 aufeinanderfolgenden Wochen zu gehen. Es wäre auch sicherlich möglich gewesen, sich etwas großzügiger frei zu nehmen ohne Haarspalterei.
PJ-Unterricht wird klein geschrieben. Die Pädiater, Kinderchirurgen und die Ernährungsberatung geben sich Mühe und machen auch wirklich lehrreichen Unterricht, sind aber leider nur ein kleiner Teil der angeblich >3x/Woche PJ-Unterricht. Der Innere Unterricht ist non-existent (nicht 1 Stunde!), die Chirurgen geben ne halbstündige Ad-lib Präsi von sich ohne wirklichen Mehrnutzen.

Hämatologie/Onkologie ist die beste Station durch eine sehr klar, rigoros strukturierte Aufgabenverteilung die dem PJ-ler*in zugute kommt. Man nimmt morgens um 8 Blut ab (ca 2-6, manchmal 8), dann geht es zur Frühbesprechung der gesamten Station. Im Anschluss sind die vorher besprochenen Aufnahmen (+ Portanstechen!) nun die Verantwortung der PJ-ler, idR so 2-3, je nach Tag. Dann ist ne Stunde Mittagspause nach der täglichen Röntgendemo. Nachdem das hinter einem ist, ist das "freie" Programm dran. Wenns nix zu tun gibt, wird man schnell nach Hause geschickt, meist so zwischen 14:30-15:30. Man darf sich auch an Briefen oder Sonos üben. Falls jedoch Punktionen (Aszites, Pleura) oder sonstige spannende Diagnostika anstehen (Knochenmarkspunktionen, ZVK, Drainagen), darf man sich nach dem einmaligen Anschauen auch selbst daran versuchen, wenn man möchte. Das Beste an der Station allgemein ist, dass man weder stehen gelassen wird bei den Aufgabenbereichen oder Sachen einem aufgedrängt werden. Alles verläuft, bei deinem ersten Mal, unter Aufsicht einer Ärzt*in, die dich sehr genau anleiten, wie du was zu tun hast und auch für Nachfragen offen sind. Definitiv die 8 Wochen wert.

Nephrologie ist 1 Woche lang. Sehr motiviertes Team (aus 2 Ärzten), die einem sehr hilfsbereit sind und sich auch 2-3h pro Tag für die Lehre für dich Zeit nehmen. Es ist zu 80% Dialyse und 20% Nephro-Konsile. Man lernt viel über Elektrolyte, BGAs, Sono der Nieren, und sonstige Bereiche der Nephrologie. Ein wenig repetitiv durhc nur Dialyse nach dem 3. Tag, aber es ist auch nur 1 Woche.

Laborwoche ist Kur-Woche. Man darf nicht fehlen (was wegen der zufälligen Einteilung schwierig ist, ggf. in Rücksprache mit der Einteiler*in dann aber vllt auch gut legbar), aber hat Montags bereits frei. Arbeitszeit ist hier 8:30-11, man kriegt viel erklärt, darf ein bisschen mit Blut arbeiten an einem der Tage. Definitiv gut für die Auffrischung von Wissen und Freizeit.

Die KIM 2 (Gastroenterologie, Infektio) ist leider nicht so spektakulär gewesen. Die Station wird quasi alleinig von 4 Stationsärzt*innen betreut. Dadurch ist es ein sehr kollegiales Feld, wo aber auch durch eine fehlende führende Person kein wirkliches Aufgabenfeld besteht. Was bedeutet, dass es 90% der Zeit die Blutentnahmen und Zugänge sind, die einem in den Schoß fallen. Man muss sich auch echt durchringen und einen Stopp setzen für welche man alle macht, weil bei der sehr großen Station auch ansonsten ein ganzer Arbeitstag nur für die Venenpunktionen aller Art drauf geht.
Spannend ist eigentlich nur die Visite von ca 10 bis 13 Uhr, wo man mitlaufen kann und im Verlauf, wenn man sich auch selbst bemüht drum, eigene Zimmer betreuen darf. Je nach Arzt kann das von sehr langweilig bis sehr sehr gut sein, aber es ist schwierig. Durch die vielen Rotationen der Ärzte unter der Woche mit Ausgleichstagen und den Funktionstag (Endosonographie, da sind auch die OA und Chefarzt) betreut den gleichen Teil der Station in einer Woche 1-3 Ärzt*innen, was auch dann für einen selbst schwierig ist, weil man nie eine Bezugsperson hat. Um 13 Uhr ist dann Mittagsbesprechung wo nur die neuen Patienten besprochen werden, dann ein schnelles Essen, und Montags & Donnerstags um 14 Uhr Röntgen-Demo. Danach ist wieder nicht viel zu tun, weswegen man auch für Kleinkrams die Zeit um kriegt. Manchmal sitzt man bei den Ärzt*innen und die erklären einem was, manchmal Zugänge, manchmal noch kurze Fragen mit Patient*innen. Deswegen kommt man frühestens um 16-16:30 raus, es sei denn man kündigt selbst vorher an, dass man geht (und man kann immer noch was helfen, die Frage zieht nicht). Es gibt eine Oberazt-"Visite" (eher eine Besprechung), die geht aber generell erst um 16:30 ca los, also wenn man nicht Lust auf Überstunden hat, verpasst man die in der Regel. Zudem ist die Qualität auch sehr variabel. Auch je nach Patient*innen, es sind leider auf der Station viele Versorgungsprobleme und Infekte und wenig wirklich medizinisch spannende Fälle auf den beiden Stationen.
Ich kann die Station nicht wirklich empfehlen. Man erlernt nicht wirklich eigene Kompetenzen fürs spätere Arztleben. Und auch fürs Zeit absitzen ist sie dank dem späten Schluss nicht so doll, da soll sich die KIM 1- Kardiologie sehr anbieten (Schluss ca. 14 Uhr). Dennoch ist der Umgangston sehr gut, kollegial und man kann sich auch wenn man sich reinhängt zumindest so ein wenig spannendere Aufgaben erledigen.

Um die ZNA sollte meiner Meinung nach ein sehr großer Bogen gemacht werden. Von 3 verschiedenen Personen wurde mir berichtet, dass sie am ersten Tag heulend nach Hause gegangen sind. Auch das Zitat "Ich habe in dem einen Tag CPU (ZNA der Kardio) mehr gelernt als in den gesamten 2 Wochen ZNA davor zusammen" sehr passend. Und das kann ich auch nur spiegeln.
Man wird mieserabel behandelt. Man ist der Formalitäten-Depp, was in dem Fall der ZNA die Anamnese und körperliche Untersuchung ist. Es gibt keine Vorbereitung, keine Erklärungen und, wirklich schade, keine Fallbesprechung im Nachhinein. Man läuft zu Patienten, redet und macht die KU, geht zurück, schreibt einen Brief, du wirst zum nächsten Patienten geschickt. Gut oder schlecht gemacht, ist egal, du weißt es ja dank des fehlenden Feedbacks auch nicht einmal. Dir wird nicht mitgeteilt, dass eine Diagnostik gemacht worden ist, eine Therapie, dass der Patient*in verlegt worde, egal was. Auch ist es in 80% der Fällen egal was du gefunden/gemacht hast, die OA haben sich in dem Fall schon von der Diagnostik oder was sie selbst im Nachhinein in 30 Sek beredet haben alle Entscheidungen getroffen. Du machst das ganze nur damit im Brief was steht.
Auch wenn der Großteil der ZNA tatsächlich sehr korrekt sind, vor allem die Pflege und die Assistenzärzt*innen, das was das Ganze so unerträglich macht sind die Oberärztinnen. Hier wird gerne die Passive-Aggressiveness an den Tag gelegt, wenn nicht sogar direkt angebrüllt werden auf dem Plan steht. Sie geben dir keine Minute Ruhe, lassen dich nicht bei jemanden mitlaufen um was zu lernen (der einzige Moment in dem du auch tatsächlich was lernen könntest) und erwarten eigentlich einen Arzt von dir. Du kriegst auch einen Dienstplan (ohne Absprache mit dir) zugesandt vor Beginn, wo du auch gerne Abend- oder Wochenend-Dienste hast. Fragen zum Patient*in oder Diagnostik (wie zB EKG) werden mit einem Halbsatz beantwortet, wenn man nicht für sein Unwissen angeschnauzt wird. Ein zum großen Teil total unterbesetztes Team, dass du jetzt als PJ-ler*in ausgleichen sollst.
Man kann schlechte Lehre irgendwie ertragen. Nervige Sachen sind auszuhalten. Aber auch noch dafür wie so ein Türabtreter angemault zu werden für deren Versagen ist echt nicht drin. Macht es echt nicht, es sei denn ihr habt Bock auf Konflikte üben mit OA. Es ist es nicht wert.

Endosonographie-Woche soll ganz gut gewesen sein, ich habe nur kurz hospitiert.
KIM 1- Kardio soll ganz entspannt gewesen sein. Nicht sicher ob man dort viel machen konnte oder nicht, die Leute waren dank ihres frühen Gehens selten anzutreffen.
KIM 4- Geri war nur 1 Person in unserem Tertial, aber sie war ganz begeistert.
Intensiv war vom Hörensagen sehr mixed. Manche fanden es ganz toll, andere meinten auch dass es ein sehr hartes Umfeld sei, wo man nicht viel tun kann und auch nicht gut behandelt worden ist.

Essen ist ok. Ganz ok am Anfang, aber hat wenig Rotation und am Ende hat man alles 2-3x gegessen. Ist aber frei mit einem Kontignent von 6€, was auch viel sein kann wenn man sich keine Hauptspeise holt.



Ich will keine Innere machen. Ich war dennoch gespannt auf das PJ und was mir dieses Drittel-Jahr bieten kann. Und es hatte seine guten Seiten, in denen man viel sehen konnte und lernen konnte. Aber leider auch nicht so schöne Bereiche, wo man sehr wie die 400€-Blutentnahme/Sonstiges-Depp behandelt wird. Und wenn man sich falsch am Anfang des PJ entscheidet (wo noch viel unklar ist), können leider auch die schlechten Seiten überwiegen.
Bewerbung
PJ-Portal normal
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
EKGs
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Eigene Patienten betreuen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Braunülen legen
Punktionen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.6