Als PJ-Student hätte ich in meinem letzten Ausbildungsjahr eine theoretisch-praktische Grundausbildung zum Arzt erwartet. Leider ist die aktuelle Vorstellung, wie PJ-Studierende auf dieser Station eingesetzt werden, mit den eigentlichen Zielen und Inhalten des Praktischen Jahres meiner Meinung nach nicht vereinbar. Mein Tätigkeitsbereich beschränkte sich weitestgehend auf Blutentnahmen, Patientenaufnahmen, ärztlichen und nicht-ärztlichen Hilfstätigkeiten und Dokumentationsaufgaben. Dabei kamen eine fachärztliche Betreuung oder Feedback durch einen Mentor / eine Mentorin regelmäßig zu kurz, es gab keine Zeit für Lehre und die Eingliederung ins Ärzteteam war mangelhaft. Ich hatte nie das Gefühl auf dieser Station zum Arzt ausgebildet zu werden und ich glaube auch nicht, dass ich in den letzten zwei Monaten Fortschritte auf meinem Weg zum Mediziner machen konnte.
Nüchtern zusammengefasst: Bei einer monatlichen Entschädigung von 500€ und einer durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit von 40 - 45 h entsprach meine PJ-Tätigkeit einer stationären Hilfstätigkeit mit ärztlichen und nicht-ärztlichen Aufgaben, dessen Entlohnung mit ~ 2,5 - 3 €/h bei 1/4 des aktuellen Mindestlohnes lag.
Positiv zu bewerten, sind meine Erfahrungen in der Notaufnahme: Die Ärzt*innen in der Notaufnahme haben sich sehr viel Mühe gegeben. Selbstständiges Arbeiten gepaart mit Übergabegesprächen und Feedback-Gesprächen waren hier gut konzipiert, obwohl wir unplanmäßig sehr viele Studierende pro Ärztin/ Arzt waren. Ich konnte in dieser einen Woche deutlich mehr lernen, als die folgenden sieben Wochen auf Station.