Einmal vorweg: Wer kein Interesse an Chirurgie hat und das Tertial möglichst entspannt absitzen will ist hier genau richtig. Wer Bock auf Chirurgie hat und hofft auch mal ein paar praktische Fertigkeiten zu lernen sollte lieber woanders hin gehen.
Das PJ Konzept des Hauses sieht ungefähr so aus. Pro Station oder ZNA sind meistens mindestens 3 PJler (+ Famulanten, Blockpraktikanten und Hospitanten), in den Übergangsphasen kann das mal etwas weniger sein. Morgens dackelt man, wenn man möchte, etwa ne Stunde bei der Visite hinterher und wird möglichst nicht in den Prozess mit einbezogen ( wenn man keine Lust hat und nicht kommt interessiert eigentlich niemanden). Man kann theoretisch eigene Zimmer visitieren, in der Praxis wird das aber gern mal übergangen weils ja Zeit frisst. Danach werden erst mal BEs und Viggos abgearbeitet und die OPs besetzt. Die ganzen BEs halten einen effektiv davon ab auch mal im Stationsalltag mitzuwirken, was aber sowieso eigentlich nicht wirklich geht weil es keine richtigen Arbeitsplätze für PJler gibt.
Im OP wird man eigentlich nur als Hakenhalter eingesetzt. Ich selbst war mit am meisten im OP und durfte insgesamt ganze 4 mal (!) einzelne Stiche nähen. Mehr praktische Tätigkeiten haben soweit ich das mitbekommen habe, bei niemandem stattgefunden.
Die ZNA hatte eigentlich das Potential eine sehr lehrreiche Rotation zu werden, bei 4 PJlern und 0 Arbeitsplätzen in einem 10qm großen Arztzimmer sind da die Möglichkeiten allerdings auch sehr begrenzt gewesen. Meistens ist man dann mit mehreren Leuten zu einem Patienten gegangen oder im Wechsel früh wieder abgehauen.
Man muss fairerweise sagen, dass fast alle Ärzte dort super nett sind und immer wieder gutes Teaching stattgefunden hat. Das ganze wird aber die meiste Zeit durch viel zu viele Studenten und praktisch keine Arbeitsplätze unmöglich gemacht. Wenn man im Spät oder Wochenenddienst doch mal alleine dort war, wurde man meist deutlich besser in der Arbeitsalltag integriert.
Der Mangel an praktischer Ausbildung im OP scheint dort auch Usus zu sein, da ich den Eindruck hatte, dass dort genau das Selbe für die Assistenzärzte gilt.
Insgesamt fand ich das Tertial dennoch ganz gut, da wir eine super Pj-Gemeinschaft hatten und so lange die BEs gemacht und die OPs besetzt sind, eigentlich niemanden interessiert was man macht. Ich habe nicht das Gefühl außer Blutabnehmen viel gelernt zu haben ( schon traurig, dass man dafür 4 Monate seines Lebens investieren muss), allerdings hatten wir alle auch viel Spass und man kann es denke ich in der Chirurgie noch viel schlimmer treffen.
Positives:
+ Sehr guter Teamgeist zwischen den PJlern, immer zusammen Mittag gegessen, faire Aufgabenverteilung, usw.
+ Man kann kommen und gehen wann mal will, solange das Blut abgenommen und Haken gehalten werden
+ fast alle Mitarbeiter des Hauses sehr freundlich
+ zusätzliche Bezahlung für BE Dienste am Wochenende (sind aber auch hart nervig)
+ nach dem Tertial kann auf jeden Fall gnadenlos gut Blutabnehmen
Contra:
- unendlich viele BEs und Viggos
- eigentlich keine Praktische Ausbildung
- viel zu viele PJler und Studenten
- keine festen Arbeitsplätze
- keine Integration in den Arbeitsalltag