Ein PJ-Tertial in der Neurologie im St. Georg kann ich nur wärmstens empfehlen. Das Team ist sehr jung, es herrscht eine herzliche Atmosphäre und es gibt regelmäßig PJ-Unterricht.
Zu Beginn meines Tertials war ich für längere Zeit auf der Normalstation. Morgens um 7 ging es los mit Blutentnahmen, danach Übergabe und Visite. Über den Tag verteilt folgten Aufnahmen, Briefe und Reha-Anträge, Untersuchungen usw. Auch Lumbalpunktionen waren regelmäßig möglich.
Für 2 Wochen des Tertials war ich auf der Stroke Unit. Die Blutentnahmen werden dort regelhaft von der Pflege gemacht. Dabei kann man morgens unterstützen, wenn man möchte. Ansonsten gibt es eher wenig feste Aufgaben.
Auch in die Funktionsabteilung und das Schwindelzentrum kann man mal schnuppern. Beides eine gute Abwechslung zum Stationsalltag.
Am besten fand ich persönlich die Zeit in der Notaufnahme. Auch wenn es dort mal hektischer zugeht, ist hier die Lernkurve am steilsten. Man kann die Patienten von Aufnahme bis Entlassung selbstständig betreuen – mit diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen sowie Rücksprache mit dem Oberarzt und Verfassen des Arztbriefs.
Auf der Normalstation kann man im Lauf des Tertials eigene Patienten betreuen und in den Visiten (inkl. Chefvisite) vorstellen. Dabei sind alle sehr unterstützend, da muss man sich keine Sorgen machen.
Einmal pro Woche gab es PJ-Unterricht zu einem bestimmten Thema. Im Vorfeld wurde dazu von der PJ-Beauftragten ein Stundenplan erarbeitet, der auch meistens so eingehalten wurde.
Alle PJler haben einmalig einen Vortrag für alle nach der Frühbesprechung gehalten. Das Thema (z.B. neue Leitlinie zu XY) wurde vom Chef festgelegt. Eigene Ideen waren aber ebenso willkommen.
Für alle PJler gibt es einmal im Monat 2days4you. Dabei handelt es sich um ein Lehrangebot des Klinikums über zwei Tage zu ausgewählten Themen. Es gibt am ersten Tag Vorträge und am zweiten praktische Workshops.
Eine Besonderheit der Neurologie am Sankt Georg ist, dass CA Kraya zusammen mit der Lehrbeauftragten der Assistenten eine Prüfungssimulation zur Vorbereitung auf das M3 anbietet. Hierbei bekommt man einen Patienten samt Akte zugewiesen und bereitet anhand von eigener Anamnese und körperlicher Untersuchung eine Patientenvorstellung vor. Dafür hatte man 1h Zeit. Anschließend erfolgte die Patientenvorstellung (allerdings nicht am Patienten). Im zweiten Teil hat man einen Zettel gezogen, auf dem eine Fallskizze zu einem großen neurologischen Thema war (Meningitis, SAB…), dazu gab es im Stile einer M3 Prüfung Fragen. Das Ganze war eine super Möglichkeit in bekanntem Umfeld die Prüfungssituation zu testen und sowohl Dr. Kraya als auch Susanne, die uns geprüft haben, waren super lieb und haben tolles Feedback gegeben.
Alles in allem war es ein wirklich schönes Tertial und ich habe mich sehr gut aufgenommen gefühlt.
Einen kleinen Verbesserungswunsch gibt es dennoch: schade ist, dass man durch die Blutentnahmen morgens meistens einen Teil der Übergabe verpasst. Das macht die Visite danach deutlich schwieriger, weil einem die Infos gerade zu neuen Patienten fehlen. Das Problem haben wir auch schon angesprochen, eine gute Lösung dafür gab es leider nicht, weil die Laborwerte zur Visite da sein sollten.
Pro: sehr freundliches Team, flache Hierarchien, engagierte Lehre, aktive Einbindung in Visiten und Lehrveranstaltungen, Rotation durch Abteilungen, 2days4you, Einführungstag, PJ-Unterricht,
Contra: Blutentnahmen vs. Übergabe, Cafeteria^^, Gehalt von 200€