PJ-Tertial Chirurgie in Euregio-Klinik (1/2024 bis 3/2024)
Station(en)
Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäß- und Endovaskularchirurgie, Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Chirurgie war für mich ein reines "Pflichttertial". Ich habe im Studium bereits gemerkt, dass meine Interessen (und Stärken) in anderen Fächern liegen. Dennoch hatte ich hier die Möglichkeit, ein angenehmes und lehrreiches Tertial zu absolvieren.
Die Organisation ist perfekt. Man wird im Vorfeld mit allen wichtigen Informationen versorgt und besucht am ersten Tag alle relevanten Anlaufstellen. Der PJ-Koordinator ist zudem jederzeit ansprechbar und auch privat erreichbar, falls Probleme auftreten. Wie man auch den Vorberichten entnehmen kann, erhält man bei Bedarf eine kostenlose Unterkunft, eine Parkkarte und ein Fahrrad.
Die einzelnen Fachbereiche verdienen eine etwas differenziertere Bewertung, hier gab es durchaus Unterschiede:
Allgemein- und Viszeralchirurgie
+ Insgesamt sehr gute teaminterne Stimmung mit sympathischen Ärzten von den Assistenzärzten über die Oberärzte bis zum Chefarzt.
+ Die meisten Ärzte bemühen sich um Lehre, wenn man Eigeninitiative zeigt. Vor allem die ambulante Sprechstunde ist hier hervorzuheben.
+ Guter Umgangston im OP.
- Auf der Station fehlt ein konkreter Ansprechpartner, sodass ich mich teilweise vergessen gefühlt habe.
Gefäß- und Endovaskularchirurgie
+ Sehr nette Assistenzärzte und PA, die mir gerne etwas beigebracht haben.
+ Möglichkeit, einen Großteil der Wundversorgung auf Visite selbstständig zu übernehmen.
- Stimmung in den Reihen der Oberärzte/Chefarzt wirkte auf mich eher "angespannt" und weniger interessiert am PJler.
Unfallchirurgie
+ Höchster Lernzuwachs innerhalb des chirurgischen Tertials, v.a. durch die ZPA.
+ Möglichkeit, in der Notaufnahme Patienten unter Rücksprache selbst zu betreuen.
+ Rundum freundliches Team (anders als in Vorberichten habe ich hier keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht).
Keine negativen Punkte.
Generell positiv:
+ Blutentnahmedienst; man ist nur für BE zuständig, die im Laufe des Tages hinzukommen.
+ Man kann immer an der Visite teilnehmen.
+ In den meisten Fällen kann man frei entscheiden, wie man seinen Tag verbringen möchte. Eine feste Einteilung für OPs erfolgte zu meiner Zeit nur in der Allgemein- und Viszeralchirurgie. In den anderen Abteilungen darf man bei Interesse natürlich jederzeit mitkommen.
+ Regelmäßig stattfindende und gute Fortbildungsreihe. PJ-Unterricht geplant 1x/Woche, durch weitere Veranstaltungen wie Radiologie-Fortbildung, Mikrobiologie-Seminar, teaminterne Fortbildung oder Fortbildung für Assistenzärzte gibt es aber auch Wochen, in denen man als PJler an bis zu vier Tagen eine Fortbildung besuchen kann.
+ Nahtkurs am Tertialbeginn
+ Reanimationskurs
+ Rotation in die Anästhesie oder auf die Intensivstation für eine Woche.
+ Frühstück und Mittagessen fast immer möglich (als Vegetarier oder Veganer ist das Mittagessen jedoch verbesserungsfähig).
Generell eher negativ:
- EDV-Zugang; die Zugänge für PJler haben einige Limitationen, die einen runden Arbeitsablauf stören.
- Insb. in der Gefäßchirurgie und Viszeralchirurgie kommt es am späten Nachmittag öfters zu Leerlauf und als PJler kann man nichts Sinnvolles mehr tun außer im Selbststudium etwas nachzulesen. Bei aktiver Rückfrage kann man dann aber manchmal etwas früher nach Hause gehen.
Zusammenfassend überwiegen die positiven Punkte also deutlich. Als PJler ist man tatsächlich zusätzlich eingeplant und das ermöglicht eine flexible Tagesgestaltung, die den eigenen Interessen zusagt. Wer dem chirurgischen Tertial mit Bauchschmerzen entgegensieht, ist hier gut aufgehoben.
Abschließend noch kurz zu Nordhorn: In den Sommermonaten kann man hier bestimmt eine sehr schöne Zeit haben, in den Wintermonaten war die Freizeitgestaltung jedoch eingeschränkt. Für gewöhnlich bin ich im Dunkeln zur Klinik gefahren und im Dunkeln zurückgekommen, während das Wetter zumeist bescheiden war. Aber das ist natürlich absehbar, wenn man sein Tertial hier in den Wintermonaten einplant :-) Ich habe mich vorwiegend auf Indoor-Aktivitäten wie Fitnessstudio und Schwimmen konzentriert. Fairerweise hätte das in meinem Studienort durch die Jahreszeit auch nicht deutlich anders ausgesehen.