Augenheilkunde war mein erstes Tertial und ich habe es in Hinblick darauf absolviert, dass ich auch später in die Augenheilkunde möchte. Wie viele bin ich nach Bielefeld gegangen, weil es mein ursprünglicher Heimatort ist, die meisten verlaufen sich ja sonst dorthin eher nicht. Und vielleicht ändert sich das ja in der Zukunft für die Augenheilkunde.
Allgemeines/Standort/Parken/Organisation:
Alle E-Mails zu benötigten Dokumenten, wo man am ersten Tag erscheinen soll etc. kamen pünktlich. Die Betreuung durch die PJ-Betreuerin läuft über den Hauptstandort Klinikum Mitte mit, was aber sehr gut geklappt hat, diese war immer sehr gut erreichbar bei Fragen. Der erste Einführungstag (man startet also mit der richtigen Arbeit erst einen Tag später) findet auch in Mitte statt, was sicherlich nicht sonderlich praktisch für einen ist (bis auf die Info wo der PJ-Unterricht stattfindet), wenn man die ganze Zeit in der Rosenhöhe arbeitet. Da die Rosenhöhe aber im Vergleich klein ist, findet man auch ohne Führung alles schnell und gut. Ein Vorteil ist auch, dass die Leute im Flur einen alle grüßen (wertschätzendes kleines Haus lässt grüßen) und man immer jemanden ansprechen kann, wenn man am Anfang nicht weiß wohin. Es befindet sich von der Augenheilkunde alles im 2. Stock (Station, Ambulanz, OP, Privatsprechstunde, Orthoptik, Diagnostik), was extrem praktisch ist, da man so schnell einen Überblick über die Räumlichkeiten, den Tagesablauf und das gesamte Team gewinnt. Nur das Zimmer der Notaufnahme befindet sich im EG, was aber auch sehr einfach zu finden ist. Zum Standort allgemein: Das Haus befindet sich etwas außerhalb an einem kleinen Berg. Man kann unten am Berg kostenlos parken (neben dem Friedhof), wo man allerdings wenn man später als 7:30-7:45 Uhr ankommt, manchmal keinen Parkplatz mehr findet, da dort auch eine Berufsschule steht und man in Park-Konkurrenz um die kostenfreien Plätze steht. Außerdem muss man zusätzlich 10min einplanen, da man noch den Berg zum Klinikum hochlaufen muss. Am Klinikum selbst kann man bis so vielleicht 11 Uhr auch Parkplätze finden, jedoch kosten diese im Höchsttagessatz 10 Euro. Es gibt wenige kostenlose auch oben, die aber morgens immer besetzt sind. Anscheinend sollen PJler oben kostenlos parken können, jedoch hatte ich diesbezüglich trotz Einsatz meiner Oberärztin keine Rückmeldung dazu. Dies liegt aber wohl an den Verantwortlichen die das Parken managen, viele Mitarbeiter haben wohl Probleme mit dem parken. Hoffentlich ist dies bald geklärt, aber ansonsten kann man sich bemühen früher zu kommen, auch wenn das etwas sehr nervt, oder man zahlt eben. Es gibt noch einen P+R Parkplatz der immer in der Broschüre erwähnt wird, aber da läuft man mind. 20 min, also ist das irgendwie etwas witzlos, wenn man gefühlt fast genauso lang das Auto zur Arbeit nimmt :D. Aber wie gesagt, alles halb so schlimm, man kommt eben früher oder man kann oben auch Kurzzeitparkplätze nehmen, dann muss man nur sehr sportlich alle 2h seine Parkuhr umstellen (was auch einige machen).
Will man nicht mit dem Auto anreisen, dann gibt es unten eine Straßenbahn- und Bus-Haltestelle, dazu kann ich aber nichts sagen.
Erster Tag:
Am ersten Tag wird man von der Chefarztsekretärin in Empfang genommen, diese ist super lieb und händigt einem direkt das Telefon und den Zettel für den Schlüssel, Mensa-/Kleidungs-Chip und Zugang zum Computersystem aus. Die Kleidung bekommt man in U1, dies läuft unkompiziert über ein Chip-Scan-System. Man trägt Kasak, Hose und Arztkittel und kann bis zu 2 Sets pro Tag ausleihen. Telefon und Schlüssel bekommt man über die Technik, was ebenfallls extrem schnell und einfach geht (hatte beides bereits an Tag 1 besorgen können). Seine Sachen kann man auf Station im abgeschlossenen Arztzimmer lagern, wo man ein Schrankfach zugeordnet bekommt.
Am ersten Tag hat mich vor allem ein PJler der überschneidend dort war, mir alle Räume gezeigt und die Abläufe zgT erklärt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das sonst einer der Assistenten macht, da diese einem später auch gerne alles zum Abauf erklärt haben. Zunächst wurde ich der Ambulanz zugeordnet, da der andere PJler auf Station war und eine weitere PJlerin eine Mischung aus OP und Ambulanz gemacht hat. Ich würde aber jedem raten mit der Ambulanz zu starten, weil man dort am meisten und am schnellsten lernt. Dazu haben einem eigentlich auch alle Assistentärzte geraten, was ich im Nachheinein eben nur bestätigen kann.
Rotation:
Ambulanz:
Die ersten 2 Wochen habe ich in der Ambulanz vor allem zugeschaut ( es gibt Spione an den Spaltlampen), manchmal Zugänge für die Fluoreszenzangiografien gelegt und das Computersystem etwas kennengelernt. Dort wird mit imed gearbeitet, was weder intuitiv, noch besondes schnell ist, aber man bekommt es schon raus, wenn man es ein paar Mal genutzt hat und sich fleißig Notizen dazu macht, wie man was anschaut/druckt/anordnet etc.. Prinzipiell läuft es dort wie in jeder Augenambulanz ab: Der Assistenzarzt macht Anamnese, untersucht den Patienten und ruft dann wenn ein paar angeschaut wurden den Oberarzt an, der den Patienten noch einmal anschaut und dann die letzliche Therapie entscheidet. Nach 2-3 Wochen durfte ich meine eigenen Patienten anschauen und ein eigenes Ambulanz-Zimmer besetzen. Durch das Zuschauen der ersten Wochen, weiß man dann auch wie welches Krankheitsbild gehandhabt wird, was wie aussieht und wie der Ablauf ist. Man kann dann selber Diagnotik anordnen/durchführen, übergibt selbst die Patienten dem OA und ordnet die besprochenen Meds an, macht bB stationäre Aufnahmen und klärt die Patienten selber auf, wenn man eingwiesen wurde und der Assistent der unterschreibt dir vertraut. Bei Fragen kannst du immer den anderen Assistenten in der Ambulanz fragen, den Stationsarzt oder sogar den OA bei Rückfragen oder disgnostischen Fragen anrufen. Auch das Ambulanz-Team in der Anmeldung hilft einem immer weiter.
An Skills ist es natürlich besser wenn man schon funduskopieren kann. Man kann es aber super üben und die Assistenten zeigen einem an Anfang auch nochmal alle Basics an der Spaltlampe.
In der Ambulanz war ich ingesamt ca. 3 Monate.
Station: Auf Station war ich nur für 2 Wochen. Meistens war in der Ambulanz so viel zu tun, dass ich dort aushelfen musste, was mich aber gar nicht so gestört hat. Auf Station beginnt um 7:30 Uhr die Visite. Insgesamt kann ich nur grob was zum stationären Ablauf sagen und weiß auch nicht genau ob das vom Detail her so stimmt, da ich dort kaum den ganzen Tag und in allen Visiten war. Es gibt 2 Zimmer; zum einen übergibt der Nachtdienst Patienten die vermutlich entlassen werden sollen und auf der anderen Seite werden die operierten angeschaut. Der Chefarzt schaut auch immer noch seine Patienten an.
Auf Station werden auch viele Tagesdruckprofile gemacht, sodass man dort vor allem Tensio messen üben kann, Organisation macht und Entlassbriefe schreibt.
Privatambulanz:
Man betreut täglich von Mo-Mi die Privatambulanz des Chefarztes mit. Die Chefarztsekretärin ruft einen an, wenn die Patienten bereit sind und man arbeitet selbstständig die Patienten vor (Anamnese, Diagnostik anordnen, schon mal Briefe lesen, Voruntersuchen). Dann kommt der Chefarzt zwischendurch dazu und schaut die Patienten an, wobei die Aufgabe von einem ist, das Gesagte mitzuschreiben und die Anordnungen auszuführen. Eigentlich ist das mit der beste Part, weil man viel lernt (vor allem über Hornhäute, da dies seine Spezialisierung ist; dh man sieht auch viele VA-OCTs bei postoperativen DMEK-Patienten) und immer kleine lustige Gespräche mit dem CA hat.
Von Do-Fr betreut man mit der leitenden Oberärztin ab und zu die Lid- und Tränenwegssprechstunde mit. Dort lernt man ebenfalls sehr viel und hat viel Spaß, da sie sehr nett ist und auch zwischendurch immer kleine lustige Gespräche hat oder Fälle nachbespricht.
OP:
Ich war 2 Wochen fest NUR im OP und ansonsten zwischendurch mal oder abends noch nach der Ambulanz, wenn noch spannende OPs auf den Plan gesetzt wurden. Das OP Team ist extrem nett, man wird auch mal als Springer eingeteilt, sodass man auch im Ablauf helfen kann. Man darf immer mit durch das Mikroskop schauen, ansonsten gibt es auch einen Bildschirm. Beim Chefarzt ist es immer sehr spannend, er erklärt sehr viel und macht auch mal Späße mit einem zwischendurch. Er fragt einen auch mal etwas, jedoch sehr entspannt. Auch bei der leitenden Oberärztin lernt man in den Lid-/Tränenwegs-OPs sehr viel, sie gibt sich immer viel Mühe einem die Schritte zu erklären. Insgesamt ist die Stimmung in den OPs sehr lustig und nett. Bei den anderen Oberärzten war ich nicht so oft dabei, jedoch geben sich alle viel Mühe einen zu integrieren und einem was zu zeigen. Zweimal durfte ich auch mich steril machen und ein bisschen was halten etc., was sehr viel Spaß gemacht hat. OPs die ich jetzt gesehen hab: IVOMs, ppVs bei Amotio mit Lako, Kryo, Cat., DMEKs, preserflo, KPL, Lid-Ops, Entropium, Extropium, Fettprolaps-Exzision, Basaliome, PE bei Orbita-Raumforderung, Tränenwegsstenosen OPs. Wenn man gerne Zugänge legen üben möchte, darf man auch immer im OP diese für die Anästhesie schon legen.
Orthoptik/Schiel-Sprechstunde:
Gegen Ende meiner Zeit kam jetzt noch eine sehr nette Professorin die Strabismusexpertin ist, für einen Tag in der Woche dazu, sodass man, wenn man bei ihr mitläuft auch sicherlich ganz viel lernen kann. Bei Interesse darf man auch immer bei der Orthoptistin mit, die sehr nett ist und einem ganz viel erklärt.
Notaufnahme:
Wenn man mag kann man mit dem Spätdienst die Notfälle in der NA mitbearbeiten. Prinzipiell ist dies die selbe Arbeit wie in der Ambulanz, nur eben ohne anschließende OA-Abnahme. Vor 16.30 Uhr kommen die Notfälle eh in die Ambulanz, also muss man nicht unbedingt mal in der NA gewesen sein, da sich nur die Räumlichkeit ändert.
Nachtdienste:
Werden nicht gefordert. Ich habe aus Spaß mit einer lieben Assistenzärztin mit der ich mich gut verstanden habe einen mitgemacht. Man kann theoretisch dort schlafen, da der Assistent nachts Rufbereitschaft hat. Wir waren jedoch durchgehend beschäftigt, da viel los war. Pinzipiell ist die Arbeit identisch zu der im Spätdienst und zu dem auf Station (Notfälle abarbeiten, TO messen und Arztbriefe vorbereiten), also kann man dies nur aus Spaß mal mitmachen, wenn man nachts den Ablauf sehen möchte.
Team/Stimmung/Stellung des PJlers:
Ich habe in meinem Leben noch kein Team erlebt, was so nett und herzlich ist. Man wird respektiert, oft gelobt und ermutigt und immer nett angesprochen. Mit den Assistenten ist man per Du, sowie mit manchen Oberärzten. Fragen wurden immer nett beantwortet und auch unter Stress wurde man nie blöd angemacht oder so. Selbst an stressigen Tagen haben die Oberärzte immer ein Lob für einen übrig oder stecken einem Schokolade zu, wenn sie merken man hat einen stressigen Tag. Die Assistenzärzte behandeln einen auch direkt als Teammitglied, sodass man sich schnell wohlfühlt. Auch das Team der Ambulanz, der Diagnostik, des Sekretariats und der Pflege sind immer super lieb und quatschen mit einem zwischendurch auch mal privates oder machen Späße. Alle sind sehr hilfsbereit und auch dankbar, wenn man mit anpackt. Klar gibt es mal gestresste Mitarbeiter, aber insgesamt ist die Stimmung meist sehr positiv. Ich habe mich sehr respektiert und gewertschätzt gefühlt. Sicherlich mag es mit an den netten leitenden Oberärztinnen und dem Chefarzt liegen, da diese extrem freundlich sind. Vor allem so einen nahbaren, entspannten und herzlichen Chefarzt hab ich auch noch nicht erlebt , mit dem man auch mal Kaffe in den Pausen trinkt:D. Alle sind sehr bemüht einem etwas zu zeigen, jedoch muss man auch einfach mal nachfragen, da auch im Stress mal das Lehren vergessen werden kann. Bei spannenden Befunden ruft einen auch mal einer der Assistenten/Oberärzte an, dass man diesen mit anschauen kann. Auch bei spannenden OPs sagt einem der CA oft vorher Bescheid.
Man kann aber bB (Termine etc.) auch Mal früher gehen oder dem Spätdienst noch helfen, wenn man Lust hat. Insgesamt ist das alles sehr entspannt. Ich bin oft auch erst um 8.15/8.20 Uhr gekommen in der Ambulanz, weil dort am Anfang meistens eh noch nichts außer den Voruntersuchungen läuft. Meistens bin ich länger geblieben, weil es so viel Spaß gemacht hat oder noch spannende Fälle/OPs kamen. Aber manchmal war alles auch schon um 15:30 Uhr fertig. Es hängt sehr vom Tag und der Anzahl der Notfälle ab. Wenn man mal länger gearbeitet hat, gibt der Chefarzt einem auch mal gerne als Ausgleich frei, wenn man dies möchte.
Zusammenfassung aller Tätigkeiten als PJler:
eigene Patientenbetreuung und Übergabe an OA inkl. Dokumentation , Anamnese, Spaltlampenuntersuchung, Funduskopie, Ultarschall, Voruntersuchungen bB(Visus, TO; machen fast immer die MFAs für dich, aber gut zu können), applanatorische Goldmann-Tonometrie, stationäre Aufnahmen, Medikamente anordnen, im OP Dinge steril angeben, Patienten mit umlagern, Vigos legen, KM bei der Angio spritzen, Arztbriefe schreiben.
PJ-Unterricht:
Der PJ-Unterricht findet an mehreren Tagen in der Woche in dem Klinikum Mitte statt. Dafür bekommt man einen Plan. Ich persönlich war nur Anfangs öfter da. Später bei eigener Patientenbetreuung habe ich es meist zeitlich nicht gut einbauen können, da man bis nach Mitte nochmal 20 min Auto fährt. In der Rosenhöhe selbst hatte ich aufgrund einer Dermatologie-PJlerin, dort jede 2te Woche einen Derma-PJ-Unterricht, der wirklich super war. Auch Montags in der Frühbesprechung gibt es meistens wöchentlich eine opthalmologische Fortbildung durch die Assistenten die dann ein Thema vorstellen (auch eher Basics, also super für PJler). Ich habe mich persönlich entschieden meistens die externen Unterrichtsstunden nicht wahrzunehmen, dies kann man aber auf jeden Fall machen. Der PJ-Unterricht im Haus ist super, in Mitte war ich wie gesagt nicht sehr oft, aber ich emfpand ihn ebenfalls als sehr gut!
Mensa:
Es gibt immer Zeit für die Mensa und es wird auch vom Team darauf geachtet, dass du als PJler immer eine Pause nimmst. Diese hat bis 14.00 Uhr offen, sodass man da etwas auf die Zeit achten muss. Man geht immer zusammen mit den OÄ oder den Assistenzärzten essen. Man bekommt das Essen kostenlos und darf 10 Euro am Tag nutzen. Dies reicht für ein Mittagessen, Getränk und einen Kaffee aus. Das Essen ist echt okay, wobei ich auch relativ anspruchslos bin. Bonus: Die Mensa-Damen sind sehr nett und quatschen immer kurz mit einem.
Freizeit:
Bielefeld ist eine schöne Stadt, man kann gut in Cafes und Restaurants gehen. Es gibt viel Wald und schöne Jogging-Strecken. Ich habe mit einem Team aus dem Klinikum 2 mal die Woche Badminton gespielt, was sehr lustig war. Also langweilig ist mir nicht geworden:).
Zusammenfassung:
Bielefeld hatte ja lange einen sehr schlechten Ruf in der Augenheilkunde. Seitdem der neue Chefarzt dort ist und ein neues Team aufgestellt hat, erscheint mir diese dort als sehr im Aufschwung. Das Team ist extrem herzlich und wertschätzend, sodass ich jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen bin. Man fühlt sich sehr gut in die Arbeit integriert und letzlich als Teil des Teams. Überraschenderweise habe ich mich nach diesem Tertial relativ gut aufgestellt für die später beginnende Assistenzzeit gefühlt, da man dort so viel selbstständiges Arbeiten gelernt hat. Die Oberärzte und der Chefarzt erscheinen mir extrem kompetent und erfahren, wovon man stark profitiert; auch durch die verschiedenen Spezialisierungen und das übersichtliche Team nimmt man von allem viel mit. Der Umgang mit den Patienten war auch sehr wertschätzend, man hat zgT auch wirklich liebe Rückmeldungen bekommen.
Der einzige Nachteil ist sicherlich das Parken und die Entfernung zum PJ-Unterricht. Aber mit Ausblick auf noch 2 Tertiale wo man noch massig Unterricht hat, finde ich dies nicht sonderlich schlimm, daher war ich ja auch meistens nicht da. Da hat man aber in der Gestaltung ja freie Hand. Ingesamt also ein extrem tolles Tertial, was mein Interesse für die Augenheilkunde nur bestärkt und mir gezeigt hat, wie schön Arbeit sein kann, wenn man ein tolles Team hat.