Mein Tertial in Erkelenz war optimal für den Einstieg ins PJ. Der erste Tag begann mit einer Begrüßung durch die sehr nette PJ-Koordinatorin und einige der Chefärzte. Danach wurden wir mit Telefonen, Spindschlüsseln, PC-Zugang und Kitteln ausgestattet und uns das Krankenhaus gezeigt, sodass man sich von Beginn an wirklich gut aufgehoben fühlte. Erst am Folgetag ging das Praktikum dann so richtig los. Das Innere Tertial ist in drei Abschnitte unterteilt. Ich habe mit 7 Wochen allgemeiner Innerer bzw. Gastroenterologie angefangen, dann 3 Wochen ZNA und zum Schluss 6 Wochen Kardiologie, wozu auch eine Woche Intensivstation und die Rotation durch verschiedene Funktionsbereiche wie Echo und Herzkatheter gehörten. Durch diesen Rotationsplan hatte ich das Gefühl, einerseits genug Zeit zu haben, um auf den Stationen anzukommen und andererseits auch alle wichtigen Bereiche der Inneren kennenzulernen. Das Haus ist relativ klein, wer also gerne Spezialfächer wie Nephro oder Onko sehen möchte, ist hier falsch – ich fand die Größe aber gerade sehr gut geeignet, um die wichtigsten Krankheitsbilder der Inneren kennenzulernen.
Allgemeine Innere:
Meine erste Station war die allgemeine Innere bzw. Gastroenterologie. Highlight war hier die allmorgendliche Chefarztvisite auf der Privatstation um 7:10 Uhr. Das ist zwar früh aber lohnt sich wirklich sehr, weil der Chef echt nett ist und sich viel Zeit für einen nimmt, sodass man quasi Einzelunterricht in körperlicher Untersuchung und vielen wichtigen Krankheitsbildern bekommt. Gerade wenn die Möglichkeit besteht, im Haus M3 geprüft zu werden, ist das eine super Prüfungsvorbereitung. Ansonsten habe ich gerade zu Beginn noch viel den Assistenzärzt_innen zugearbeitet (die alle sehr nett waren), habe Briefe diktiert, Sonos gemacht, in der Endoskopie zugeschaut und leider auch relativ viel Blut abgenommen. Eigentlich gibt es hier eine Stationsfachkraft, die ist allerdings für die Dauer meiner Rotation ausgefallen. Mit ein wenig mehr Eigeninitiative hätte ich vielleicht auch schon früher eigene Patient_innen übernehmen können, durch die vielen Blutabnahmen und das umfangreiche Fortbildungsprogramm am Nachmittag war dafür aber auch gar nicht so viel Zeit.
ZNA:
Die drei Wochen in der ZNA haben mir sehr gut gefallen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit konnte ich schnell eigene Patient_innen betreuen und selbstständiges Arbeiten lernen. Besonders körperliche Untersuchung und Anamnese erheben kann man hier zu Genüge üben. Die Rücksprache mit den Oberärzt_innen hat mal mehr, mal weniger gut funktioniert, weil es insgesamt oft sehr wuselig war. Richtig allein gelassen habe ich mich aber nie gefühlt. Je nach Andrang kam es aber auch mal vor, dass ich einen ganzen Tag keine eigenen Patient_innen betreut habe, vor allem weil ich meist schon mittags wieder weg war, um zu Fortbildungen zu gehen.
Kardiologie:
Nachdem ich schon ganz gut eingearbeitet war, hat der Einstieg auf der kardiologischen Station sehr gut geklappt und ich hatte von Beginn an ein eigenes Zimmer, sodass ich immer zwei Patient_innen betreut habe. Das heißt ich habe sie in der täglichen Chefarztvisite vorgestellt, Briefe geschrieben, Untersuchungen angemeldet und in Absprache mit den anderen Stationsärzt_innen die Behandlung geplant. Die Blutentnahmen wurden hier unter allen Stationsärzt_innen und mir fair aufgeteilt, sodass ich nie allzu lange damit beschäftigt war. Ich hatte Glück, auf der Privatstation zu sein, da sich der Chefarzt so auch Zeit für Teaching in den Visiten genommen hat, was auf anderen Stationen überhaupt nicht vorgekommen sein soll. Die Rotation auf die Intensivstation und die Funktionsbereiche waren auch sehr interessant, hier ist es aber sehr von den jeweiligen Ärzt_innen abhängig, inwiefern man eingebunden wird oder nur zuschauen kann. So konnte ich im Echo z.B. nicht viel selbst machen, weil die Assistenzärztin gerade selber erst eingearbeitet wurde.
Sonstiges:
Das Krankenhaus bietet den PJ-Studis ein umfangreiches Angebot an Fortbildungen an, die zum Teil echt super waren. Insbesondere der Duplex/Echo Kurs und der EKG Kurs waren gut strukturiert und haben mir wirklich viel gebracht. Der Abdomen-Sono Kurs war hingegen oft unstrukturiert oder ist ausgefallen. Außerdem gab es eher theoretische Fortbildungen in Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, Anästhesie und Neurologie. Hier war die Qualität stark von den Lehrenden abhängig und reichte von etwas trockenen Powerpoint-Vorlesungen bis zu sehr interaktiven Fallbesprechungen, z.T. auch am Krankenbett oder z.B. einem Nahtkurs in Allgemeinchirurgie. Die Kurse waren alle freiwillig und insgesamt ein wirklich tolles Angebot, die eine angenehme Abwechslung zur Stationsarbeit waren. Nach den Kursen konnte man in der Regel Feierabend machen.
Man hat ein tägliches Verzehrguthaben von ca. 7€/d zur Verfügung, von dem man nicht nur ein gutes Mittagessen bekommt sondern auch gut frühstücken und snacken kann. Außerdem stellt das Haus den PJ-Studis eine kostenlose Wohnung 5 Gehminuten vom KH entfernt zur Verfügung. Da ich nicht jeden Tag von Aachen aus pendeln wollte, habe ich hier ab und zu übernachtet, was zwischendurch wirklich gut getan hat.
Die Anfahrt aus Aachen mit dem Zug dauert zwar von Tür zu Tür schon gut eine Stunde, das KH ist aber zu Fuß nur 5 min vom Bahnhof entfernt, sodass die tägliche Pendelei schon erträglich ist. Selbst während der zahlreichen Bahnstreiks sind die meisten Züge auf der Strecke trotzdem recht zuverlässig gekommen und es war auch nie ein Problem, wenn man mal aufgrund der Zugverbindung zu spät gekommen ist. Ich denke man sollte sich wegen der Zugfahrerei nicht von der wirklich guten Lernerfahrung abschrecken lassen, auch wenn es auf die Dauer ehrlicherweise schon etwas an den Kräften zehrt.
Insgesamt war meine Zeit in Erkelenz wirklich gut. Die Stimmung im Kollegium ist angenehm, die Hierarchien im Vergleich zur Uniklinik flach und man fühlt sich als PJ-Studi wirklich wertgeschätzt und wahrgenommen. Alles in allem kann ich das Innere Tertial hier sehr empfehlen!