Ich war ein Tertial in Rissen in der Chirurgie, davon die Hälfte in der Orthopädie und Unfallchirurgie, die andere Hälfte in der Allgemeinchirurgie.
Die Zeit in der Ortho und UCH war leider nicht sehr lehrreich. Als PJ'ler war man für die Blutentnahmen der gesamten Station zuständig (anfordern, herrichten, abnehmen, ins Labor bringen). Während dieser Zeit läuft meistens die Visite. Eine Anwesenheit des PJ'lers war meist nicht erwüscht, ich wurde oft aktiv weggeschickt. (Irgendeine "ganz dringende Blutentnahme" oder "wichtige Nadel" wurde immer gefunden). Ausnahme ist hier die wöchentliche CA-Visite, hier darf man mitlaufen. Teaching findet allerdings nie statt.
Man steht auch oft im OP, insbesondere bei Hüft-TEPs und Knie-TEPs. Die Operateure sind alle nett, man wird nie blöd angeredet und auf Nachfrage erklären sie gerne. Auch das OP-Team an sich ist sehr nett und hilfsbereit, und es ist wirklich eine angenehme Stimmung dort. Nähen ist leider kaum bzw nie möglich.
UCH-Eingriffe habe ich fast gar nicht gesehen (vllt 5 in 7 Wochen), da man eh die ganze Zeit in einen Orthosaal abkommandiert wird bzw auf Station gebraucht wird. Weitere PJ-Aufgabe ist die elektive Aufnahme von Patienten (Anamnese, sehr viel "Papierkram"). Wie dazu eine adäquate körperliche Untersuchung aussähe wird einem nicht gezeigt.
Inzwischen gibt es wohl eine PA, vllt hat sich die Situation für PJ'ler verbessert. Prinzipiell ist das Team nett, alle (auch der Chef) kennen alle beim Namen und sind meist sehr freundlich. Man ist als PJ'ler aber Arbeitskraft und ist nicht zum lernen dort. Entsprechend ist der Wissenszuwachs sehr gering. Blutabnehmen und Nadellegen hat man danach reichlich geübt, und auch die Organisation dazu (wie fordere ich ein Labor an, welche Röhrchen wann, wie verpacke ich das dann?) eignet man sich sehr intensiv an, was mir im folgenden Tertial viel Zeit gespart hatte. Auf meine Bitte nach mehr Lehre wurde auch reagiert und ich habe einmalig ein Einzelteaching beim Oberarzt bekommen und durfte 2 mal in die Sprechstunde - das kompensiert allerdings den Rest der Zeit nicht.
Meine Zeit in der Allgemeinchirurgie war deutlich besser. Hier muss man zwar auch Blut abnehmen, dabei wird allerdings drauf geachtet, dass man die Visite vollständig mitbekommt. Die Oberärzte und die Assistenzärzt*innen erklären gerne und viel. Die Stimmung ist auch gut und man wird ins Team integriert. Man bekommt auch PJ Aufgaben, im Gegensatz zur Ortho wird aber gezeigt wie diese funktionieren und man darf nachfragen, wenn man sich unsicher ist. In den OP darf man viel wenn man möchte, der Chef akzeptiert aber auch wertungsfrei, wenn man dort kaum sein möchte. Bei kleineren Eingriffen (z. B. Appendektomie und Hernien) darf man als 1. Assistenz an den Tisch und die Kamera führen. Die Abteilung ist sehr klein und auf Adipositaschirurgie spezialisiert, große onkologische OP oder viele Notfälle gibt es dort nicht.
Ich war dann noch 1 Woche in der Notaufnahme, die von beiden Abteilungen betreut wird. Hier darf man viel selber machen und hier fand auch von UCH Seite Teaching statt. Hier ist es wirklich von Vorteil, dass das Haut so klein ist und einen die Assistent*innen schon kennen, dann kann man schnell selbstständig Patienten anschauen.
Theoretisch findet 4x/Woche PJ Unterricht statt, effektiv 2-3x/Woche (die restliche Tage haben wir PJ zusammen Fallbücher durchgearbeitet). Wenn der Unterricht stattfindet ist er gut, insbesondere der EKG Kurs.
Insgesamt kann ich das Tertial nicht wirklich empfehlen. Die Zeit in der Allgemeinchirurgie war gut, im Nachhinein hätte ich allerdings ein etwas größeres Haus gewählt. Gelernt habe ich dort trotzdem viel. Auch die Notaufnahmezeit war lehrreich. Leider überschattet die für mich sehr frustrierende Zeit in der Ortho/UCH alles, sodass ich trotz der menschlich netten Zeit dort, nicht noch einmal mein Tertial dort machen würde.