Ich habe im Luzerner Kantonsspital (LUKS) meine bislang mit Abstand schlechteste Praktikumserfahrung machen müssen und kann von einem PJ in der dortigen Orthopädie/Unfallchirurgie nur dringend abraten. Die Arbeitsbelastung ist enorm hoch bei gleichzeitig nur geringem Lerneffekt.
Als Unterassistent (Schweizer Begriff für PJler) rotiert man wochenweise zwischen drei verschiedenen Tätigkeitsbereichen, die ich hier kurz beschreiben möchte.
1. OP: Das Motto ist hier eindeutig Haken halten und Klappe halten. Wer Lust hat, stundenlang unter kiloschweren Bleischürzen zu schwitzen und dabei unter großer körperlicher Anstrengung diverse Haken zu halten, ohne dabei wirklich wahrgenommen zu werden, ist in der Orthopädie des LUKS genau richtig. Alle anderen sollten sich lieber eine andere PJ-Stelle suchen.
2. Station: Hier erwarten einen hauptsächlich bürokratische Aufgaben, auf die die Assistenzärzte keine Lust haben, bspw. Botengänge, das Einscannen von Dokumenten oder Telefonate mit Hausärzten sowie die Dokumentation der Visiteneinträge. Zudem hat man das PJ-Diensttelefon und ist für die Organisation der anderen Unterassistenten (UAs) zuständig, was sehr nervenraubend sein kann. Wenn alle im OP eingeteilten UAs bereits im Einsatz sind und noch jemand am Tisch gebraucht wird, muss man zudem in Lichtgeschwindigkeit in den OP-Trakt eilen.
3. Sprechstunde: Hier bekommt man mit minimaler Einarbeitung direkt ein eigenes Sprechstundenzimmer zugewiesen und darf dann sehen, wie man zurechtkommt. Man macht den gleichen Job wie ein Assistenzarzt und soll nach nur kurzer Rücksprache mit einem Oberarzt, Patienten bearbeiten, die als Neuzuweisung in die Klinik kommen. Manch ein PJler mag sich über die große Verantwortung freuen. Ich habe es eher als Überforderung empfunden, da der Lerneffekt oft doch sehr gering war, weil sich kaum ein Arzt Zeit genommen hat, etwas zu erklären und man dann oftmals ziemlich alleine war mit Patienten, die mit teils sehr komplexen Fragestellungen in die Sprechstunde kamen.
Die Arbeitszeiten sind sehr umfangreich, um es positiv auszudrücken. Von Montag bis Freitag arbeitet man jeweils von 7 bis 17:30 Uhr. Zudem hat jeden Tag ein UA von Dienstschluss bis Dienstbeginn des nächsten Tages Rufbereitschaft und wird bei Bedarf in den OP beordert. Auch an den Wochenenden hat jeweils ein UA Bereitschaftsdienst. So kommt dann ein wirklich beachtliches Arbeitspensum zusammen. Die Arbeitszeiten werden elektronisch streng registriert.
Insgesamt muss ich leider sagen, dass ich die Arbeitsatmosphäre in der Orthopädie/Unfallchirurgie des LUKS als sehr unangenehm wahrgenommen habe. Oft waren es gerade die jungen Assistenzärzte, die ihren neu gewonnenen Status ausgenutzt und uns UAs schikaniert und als Fußabtreter für ihre schlechte Laune genutzt haben. Das Team ist zudem sehr groß, wodurch einem als UA meist nur dann Beachtung geschenkt wird, wenn es mal wieder eine nervige Aufgabe gibt, auf die niemand sonst Lust hat.
Positiv zu erwähnen bleibt, dass die Schweiz ein wirklich schönes Land ist, das insbesondere landschaftlich sehr viel zu bieten hat. Wer in Luzern PJ macht, sollte sich jedoch bewusst sein, dass bei regulär mehr als 50 Stunden Schufterei pro Woche (und da sind die diversen Rufbereitschaftsdienste noch nicht miteinberechnet) doch nur sehr eingeschränkt Zeit bleibt, das Land zu erkunden. Die extrem unangenehme Arbeit in der Klinik steht absolut im Vordergrund.
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