Ich war 8 Wochen nur auf der Uro, habe also keinerlei Rotationsschema wie die anderen (deutschen) Studierenden durchlaufen. Wenn dir die Folgende Rezension genauso weiterhilft wie mir die Reviews auf dieser Plattform bei der PJ-Planung geholfen haben, dann sei doch gern so kollegial und schreib auch zwei Zeilen zum Ende deines Tertials:) und jetzt viel Spaß beim Lesen - vorab: freitagliche PJ-Unterrichte, also eine de facto 4-Tage-Woche, gibt es NICHT mehr - dafür ist am Freitag früher Schluss (gegen 12)!
Bemerkenswert ist die Kollegialität und Freundlichkeit v.a. fast aller Assistenzärztinnen und -ärzte untereinander und mir gegenüber - bei sämtlichen Anliegen konnte man sich zudem jederzeit an irgendjemand wenden. Etwas distanzierter habe ich den Kontakt zur den OAs und OÄs und zur Chefärztin erlebt, wobei ich auch da mit ein, zwei Personen mit der Zeit extrem gut klargekommen bin. Hinsichtlich des Umgangs mit der Pflege kann ich sagen, dass das gesamte Team, v.a. im 5.Stock (hier hält man sich 2/3 bis 3/4 der Zeit auf und hier liegen die meisten Patient*innen), immer mit jedem Anliegen erreichbar war und bis auf wenige, aber dafür bemerkenswerte Ausnahmen (:D) waren die meisten doch wirklich freundlich und haben einen schnell per Namen gekannt und angeredet.
Wenn du in deinem Zeitraum nicht alleine auf der Uro bist, dann werdet ihr ein extrem entspanntes PJ haben. Vor allem in den ersten Wochen gab es Tage, an denen wir zu zweit oder dritt insgesamt 10 Blutabnahmen zu erledigen und 3 Nadeln zu legen hatten. Los geht es um 7 mit den Visiten in 3 kleineren Teams, 2 im 5.Stock und 1 Team im 12.Stock inklusive der Außenlieger (Uro-Patient*innen auf nicht-urologischen Stationen). Gegen 7:45 trudeln alle im 8.Stock zur Morgenbesprechung ein, die ca. 30min dauert und an deren Ende manchmal noch eine Viertelstunde lang eine schnelle Histo-Besprechung durchgerattert wird. Letztere bringt einem eher wenig, wenn man die Patienten nicht kennt, die vor einiger Zeit auf Station waren, aber ist ganz interessant, weil man ein Gespür dafür bekommt welche Tumoren die Menschen so ins Uniklinikum mitbringen :D
Gegen 8:15 erledigt man dann die spätestens nach der Visite hergerichteten Blutabnahmen, legt ein paar Viggos/Braunülen/Nadeln/Leitungen, hat sich in der Visite im besten Fall aufgeschrieben wessen Port-a-Cath angestochen werden muss, bei wem eine Drainage zu ziehen ist und wer ein Restharn- oder standardmäßiges Verlaufssono der Nieren und/oder Blase bekommen soll. Mit etwas Glück wird dir auch mal das perianale Sono der Prostata gezeigt und du lernst den Umgang mit einem Spülkatheter beim Ausräumen einer Harnblasentamponade. Im Grunde genommen ist das die vormittagliche Aufgabe, für die du bezahlt wirst und für die dir die Ärzt*innen extrem dankbar sind - das lassen Sie dich auch ab und zu wissen. Für so richtig unnötige Dinge wie das Holen eines Sonos, dass jmd in einem anderen Stock stehen hat lassen oder etwas in der Art wurde ich nur sehr selten und immer von der gleichen Person beauftragt - also alles wirklich Dinge, bei denen man vergleichsweise viele verschiedene praktische Skills erlernen oder üben kann. Gegen Ende war ich 3 Wochen ganz alleine und es sind manchmal 20 Blutabnahmen am Tag angefallen, was dann ätzend ist, weil man weder zum Frühstücken, noch zum Mittagessen kommt - immer wieder fallen nämlich einzelne, neue Aufgaben an (du hast ein Handy und wirst auch manchmal in den OP gerufen) oder eine Nadel ist para gelaufen etc... bis auf die Zeit am Ende war es aber ein extrem entspannter Vormittag und mit mehreren PJlern auf Station ist alles vor 10 Uhr erledigt. Ab da kann man sich dann ausmachen wer in den OP (Haken halten und immer wieder Erklärungen, wenn du danach fragst), wer in die ZNA (hier lernt man am meisten), wer in die Ambulanz (zusehen und ggf Blut annehmen vor dem Gespräch) und wer in den Endo-OP (Nephrostomien, Doppel-J-Einlagen, TUR-Bs, TUR-Ps, Zystographien etc (vor allem zum Zuschauen)) geht. Wenn ihr mehrere seid, dann reicht es gar, wenn eine Person bleibt und der Rest kann sich, den Assis Bescheid gebend, mittags nach Hause bewegen. Also wirklich entspannt. Für den Rest ging es spätestens nach der Nachmittagsvisite, meistens vor 16 Uhr und nur selten danach, heim.
Einzig negativ war für mich als Deutschen, der in Österreich studiert hat und der einen vergleichsweise doch etwas entspannteren Klinikalltag gewohnt war, dass der Workload je Arzt/Ärztin doch deutlich höher war. Du bist als PJler*in auf jeden Fall systemrelevant, um den Assis viel Zeit und Stress abzunehmen, den sie aber auch so haben. Ist auch ein Unterschied, ob du in eine Uniklinik oder ein ländliches Haus gehst, aber ich habe die Vorteile an den deutschen PJ-Unterrichten vor allem darin gesehen, dass die Lehre wirklich qualitativ hochwertig ist (Ober- oder Chefärzt*innen, mit Foliensätzen und/oder Patient*innen-Vorführung), aber auch Ressourcen spart - wenn von 40 PJler*innen im Haus jede*r einzelne Unterricht auf Station bekäme, dann würden 40 Ärzt*innen zeitlich gebunden werden, was mit gemeinsamen Unterrichten für die immer 10-25 Studierenden, die mittags/nachmittags Zeit haben den Unterricht zu besuchen, auf 1/40 des benötigten Personals verringert werden kann. Alles in allem habe ich bis auf die Male, bei denen ich Dinge auf Station oder im OP nachgefragt habe anstatt sie zu recherchieren, insgesamt sehr wenig Teaching erhalten.
Mir haben die vielen praktischen Skills extrem getaugt, weil ich vorher noch nicht so routiniert war im Blutabnehmen, ich konnte mit dem ZVK wenig anfangen und auch Drainagen hatte ich vorher nie gezogen etc. Nach 8 Wochen habe ich wirklich merkliche Fortschritte gemacht und auch das Leitungen/Viggo/Braunülen/Nadeln-Legen klappt jetzt auch in schwierigen Fällen meistens ganz gut. Es kommt also etwa darauf an was du suchst, aber für eine urologische Klinik und eine hohe Kollegialität bei hoher Bandbreite an Dingen, die du dir ansehen kannst (manchmal eben ab 9 Uhr morgens, manchmal hast du aber auch erst ab 14 Uhr Zeit dafür), kann ich die Uro im Uniklinikum auf jeden Fall empfehlen!