Ich habe mein zweites Tertial in der Pädiatrie an der St. Hedwig absolviert (Mein erstes Tertial war in der Chirurgie), ohne im Vorfeld groß Berichte zu lesen. In meiner Rotation war ich der einzige PJler. Dass die Klinik einen eher schlechten Ruf unter den PJ-Studierenden hat, ist eigentlich allen bekannt, ich denke auch, dass alle die Problemstellen kennen. Vielleicht wird sich in der Zukunft ja auch was ändern.
- Stat. K1 (St. Hedwig, Neugeborenenstation): Meine erste Rotation und auch die ersten Erfahrungen mit der Pädiatrie. Ein wirklich tolles und nettes Team, das mich immer mitgenommen und auch gefordert hat. Weil mein erstes Tertial in der Chirurgie sehr entspannt verlief, habe ich mich manchmal ins Wasser geworfen gefühlt, was im Nachhinein aber sehr gut war. Die Pflege ist sehr auf das Wohl der Kinder aus, wenn man sich respektvoll auftritt wird man gut integriert und hat hier eine tolle Zeit. Typische Aufgaben waren U2s unter Supervision (später auch eigenständiger), Blutentnahmen, Briefe, Elterngespräche und die Vorstellung neuer Patienten und Patientinnen bei der Mittagsbesprechung. Auch schön war es, dass ich für drei Tage auf die neonatalogische Intensivstation rotieren durfte. Arbeitszeiten waren 8:00 - 16:30.
- Stat. 83 (Uni, HämOnko): Hier war ich nur drei Wochen eingesetzt. Das Team war nett und unterstützend, aber ich habe es - besonders die Pflege - als festes Team wahrgenommen, in das ich in der Zeit nicht wirklich hereingefunden habe und mich demnach oft fremd gefühlt habe. Typische Aufgaben waren Blutabnahmen, körperliche Untersuchungen und das Anfertigen der Arztbriefe. Die tägliche Kurvenvisite war interessant, besonders die Chefarztvisite unter Prof. Corbacioglu. Tumorkonferenzen haben sich aber gerne mal gezogen. Wirklich warm geworden mit der Hämato-Onkologie bin ich nicht geworden, darin liegen aber auch nicht unbedingt meine klinischen Interessen. Arbeitszeiten waren 8:00 - 16:30.
- Stat. K2 (St. Hedwig, Allgemeine Pädiatrie): Hier habe ich mit fast zwei Monaten die meiste Zeit verbracht. Aufgeteilt in einen Pneumologischen/Allerlologischen Teil unter Prof. Kabesch und einem allgemeinen/neurologischen Teil unter Prof. Melter habe ich zuerst die Pneumo-Seite besucht. Typische Aufgaben waren die stationäre Aufnahme von Patienten und Patientinnen, körperliche Untersuchungen bei Visite, Blutentnahmen, Nadeln, Briefe, Begleitung, Durchführung von Allergietestungen und die kurze Vorstellung der Patienten bei der Mittagsbesprechung. Vieles durfte ich selbstständig erledigen. Das Team und die Pflege waren allesamt freundlich, auch die Oberärztliche Seite. Visiten waren interessant, es wurde auch bei Chefvisite viel erklärt und gefragt. Einzig den Stress und die Arbeitsbelastung hat man den Assistenten angemerkt.
Das in anderen Rezensionen angemerkte Problem mit den stationären Aufnahmen, insbesondere den Kindern für das Schlaflabor blieb weiterhin bestehen. Besonders, wenn die Schlaflaborkinder verspätet kamen, oder die Ankunft nicht richtig an die aufnehmende Pflege, das Labor oder mich gemeldet wurde, hat sich mein Feierabend oft verspätet, trotz zielgerichteter Anamnese und Untersuchung und vorgeschriebenen Briefen.
Nach dem Wechsel auf die allgemeine Pädiatrie hat sich das Arbeitspensum noch einmal für mich erhöht, da aufgrund des Personalschlüssels alle stationären Aufnahmen primär über mich liefen. Ob man an solchen Aufgaben wächst oder sich das für die eigenen Assistenzzeit aufbewahrt ist dann glaube ich Typsache, Feierabend war aber nie vor 17 Uhr, gelegentlich auch mal nach 18 Uhr.
Zum PJ-Unterricht: Leider war ich in meiner Rotation lange Zeit der einzige PJay, weshalb viel Fortbildungen ausgefallen sind, da es sich für eine Person nicht lohne. An der Uni finden keine Fortbildungen statt, entweder fährt man unterm Tag in die Stadt runter oder es gibt keine. Die, die stattgefunden haben waren aber im 1:1 Unterricht sehr lehrreich und auf meinen Kenntnisstand angepasst. Danke an alle Oberärzte und -ärztinnen, die sich die Zeit genommen haben!
Insgesamt habe ich mich im PJ in der St. Hedwig durchgehend wohl und integriert gefühlt, durfte viel eigenständig arbeiten und lernen. Als einziger PJler wurde ich auch wertgeschätzt. Das Verhältnis zu den Oberärzten und -ärztinnen war freundlich und unterstützend, Fragen wurden immer umfangreich beantwortet. Mitdenken und Eigeninitiative wurde geschätzt. Mir hat es gefallen und ich würde mich rückblickend wieder für die Hedwig entscheiden.
Abschließend kann ich sagen, wer in seinem PJ viel eigenständig arbeiten möchte und bereit ist, auch mal länger zu bleiben, für den ist die Hedwig sicherlich eine gute Anlaufstelle. Lehrtechnisch gibt es aber auf jeden Fall Verbesserungsbedarf. Langfristig sehe ich mich zwar nicht in der Pädiatrie, angehende Kollegen und Kolleginnen bekommen hier aber einen guten Einblick in Arbeitsabläufe, -pensum und Krankheitsbilder. Für einen Berufsstart - insbesondere in domo - würde ich mich schon gut vorbereitet fühlen.