PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hopital Saint-Antoine Paris (9/2023 bis 11/2023)

Station(en)
Pr. Yann Parc
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Allgemeines:
- Die Bewerbung erfolgte über die Sorbonne Université in einer Internetmaske und bei Fragen hatte ich Kontakt mit Mme Estelle Masse.
- Die Wohnungssuche ist wohl in Paris etwas verzwickt, ich hatte durch Pariser Familienfreunde mit einer zufälligerweise leerstehenden chambre de bonne riesiges Glück. Das Krankenhaus ist mit der Metro Linie 8 toll zu erreichen.
- Pr. Parc ist deutschen Studenten gegenüber sehr aufgeschlossen und willkommenheißend. Seine Mitarbeiter sprechen alle nur Französisch (einige Assistenzärzte etwas Englisch, aber geht wirklich davon aus, dass jeder nur mit euch Französisch redet. Ich hatte in den 8 Wochen dort nur 1 Unterhaltung auf 3/4 Französisch und 1/4 Englisch, der Rest war pur Französisch, bzw. Pr. Parc haut immer mal einige Brocken auf Deutsch raus)
- Als ich da war, waren nur ein anderer deutscher Student und ich da. Im Tertial vor uns waren aber wohl 8 deutsche PJler gleichzeitig da, wie uns von einer deutschen Fachärztin dort erzählt wurde, die sich in unserer ersten Woche mit uns zum Kaffee getroffen hat und uns ein bisschen die Lage erklärt hat.
- Man wird in der Sorbonne Université eingeschrieben und bekommt einen Sorbonne Université Studentenausweis.
- Unterschriften von Pr. Parc: in der (vor)letzten Woche alle Dokumente bei seiner Sekretärin abgeben und man bekommt die Dokumente ein paar Tage später zurück.
- Unterschriften mit Unisiegel: man gibt die Dokumente bei Mme Estelle Masse im Büro ab und bekommt sie später zurück
- Die LMU wollte eine Tätigkeitsbeschreibung haben: ich habe die Ziele des Logbuchs einmal auf Deutsch rauskopiert und einmal auf Französisch übersetzt und beides in ein Word Dokument gepackt, oben meinen Namen hingeschrieben und es dann Mme Masse zum Stempeln hingehalten, das hat gereicht.
- Am 1. Tag im Sekretariat hieß es, wir bräuchten einen Arztkittel, wir hatten keinen dabei, also haben wir uns einen von der Wäsche geholt (kompliziert, nicht empfehlenswert). Da ich nur im OP war, habe ich den nicht gebraucht. Wir haben auch einen Spind in der Umkleide neben der Station bekommen, den wir auch nicht gebraucht haben. In der Umkleide vorm OP gab es freie Spinde für Studenten, die ein Zahlenschloss hatten.
- Es gibt Einmal-OP Kleidung und Überschuhe statt Plastik-OP Schuhe für uns, Festangestellte tragen teils OP Schuhe wie man sie aus Deutschland kennt und teils irgendwelche random Schuhe mit Plastiküberzug.
- Die Studenten in der Allgemeinchirurgie bei Pr. Parc sind im 3. oder 4. Jahr, während des Studiums heißen alle Studierenden (uns PJler inklusive) <<externes>>, als Assistenzarzt <<internes>>.

Zur Arbeit:
- Man passt sich dem Rhythmus der französischen Studenten an bzw. sprachadaptiert (und interessensadaptiert) habe ich mich primär im OP aufgehalten. Die Franzosen haben vormittags (8-13 Uhr) OP-Aufgaben als OP-Pflege, also eher nicht Haken halten, sondern Haken anreichen. Nachmittags lernen sie eigenständig oder gehen zu Vorlesungen. Es gibt seit September 2023 die erste DaVinci Maschine. Zu meiner Zeit sind 4 von 5 OPs in Pr. Parcs OP Abteilung in Gebrauch gewesen, manchmal auch nur 3, man braucht auch nur 1 Studenten je OP Saal, der dann die Dauer der mindestens ersten OP bleibt. 1-2x die Woche sind Visite auf Station, da müssen einige Studenten Patienten vorstellen und wir Deutsche dürfen da mitmachen, müssen aber nicht. Jeder 24 Stundendienst muss auch von einem Studenten belegt sein (also 8-8 Uhr). Die französischen Studenten rotieren durch ihre Fächer alle 3 Monate weiter durch (so wie wir im PJ die einzelnen Fächer durchrotieren), deswegen werden die 24 Stunden Dienste am Anfang der 3 Monate Rotation ausgekabbelt und belegt, je nach Studentenkohorte ist gewünscht, dass man mitmacht oder eher nicht. Die erste französische Gruppe wollte unsere Hilfe nachts eher nicht so, die zweite Gruppe war doch eher über unsere Hilfe froh oder man kann auch einspringen. Ich habe es deswegen nur 1x gemacht. Dazu später mehr.
- Da die Franzosen von 8-12/13 Uhr bleiben, gilt man schonmal als sehr motiviert, wenn man bis 16 Uhr bleibt und fällt damit positiv auf. Man arbeitet durchschnittlich 2x/Woche.
- Wenn ihr euch besonders am Anfang erstmal an die Situation und Sprache gewöhnen müsst, könnt ihr die erste Woche definitiv auch erstmal auf einer Leiter hinter dem OP-Tisch stehen und zuschauen, damit ihr euch aufs Französische und die OP-Pflege Tätigkeiten einstellt. Das habe ich auch gemacht, danach habe ich mich erst getraut, mitzumachen, aber das dann mit sehr viel Freude.
- In einer vorherigen Bewertung wird angemerkt, dass das Buch „Französisch für Mediziner“ hilfreich sei. Dem kann ich nicht zustimmen, einige Instrumentennamen sind sogar anders, z.B. die häufig benutzte „petite pince“, sodass meine Lektüre des Buchs für viel Verwirrung bei mir gesorgt hat. Ich habe mir einmal alle Namen der Instrumente sagen lassen und dann hat es auch gepasst. Infos zur Allgemeinchirurgie sind in dem Buch auch rar, das lohnt sich eventuell bei anderen Fachgebieten.
- Die französischen Studenten waren eher mit sich beschäftigt, da fand habe ich keinen Anschluss gefunden leider, aber ist auch verständlich.
- Mein Französisch war in der Schule wirklich sehr gut, aber ich habe es danach 7 Jahre gar nicht genutzt und hatte keine Ahnung, wie es dann vor Ort sein würde. Ich würde mich aber durchaus als mindestens DELF B2 einschätzen, aber hatte Probleme mit dem Slang der Franzosen.
- Viel Teaching besteht nicht, am Anfang wollte ich aber auch nicht danach fragen, weil ich mit der Sprache etwas perfektionistisch veranlagt bin und mich deswegen nicht getraut habe, aber sie erklären einen bei Nachfrage gerne. Sonst darf man (auch wegen der Sprachbarriere) gerne einfach Haken reichend und schweigend dastehen, was ich super fand. Nähte darf man eigentlich immer machen, das erklären sie einem extrem geduldig.
- Man darf jederzeit auch in die Poliklinik mit oder auf Station. Man wird überall herzlich empfangen, jeder ist unfasslich lieb (bis auf so 1-2 teils grantige Menschen, die es überall gibt).
- Manchmal etwas fragwürdige Hygiene: es wird mit Ehering eingewaschen oder man steht uneingewaschen so nah an den Operateuren, dass eine deutsche OP-Pflege kollaptisch wäre, aber andere Dinge sind dann wieder irre wichtig: Laparoskopiegeräte nie über Schulterhöhe heben, sonst sind sie unsteril. Lustige Eigenheit.

Exkurs zum 24 Stunden Dienst (sehr detailliert, weil ich es mir vorher nicht richtig vorstellen konnte): Wie bereits gesagt, habe ich es nur 1x gemacht. Man nimmt die an dem Tag längste OP, bei mir war es ein Whipple, also stand ich schonmal bis 18 Uhr am Tisch. Es wird für die Nachtdienst crew inkl. Studenten Mittagessen von der Klinik gestellt, das in die Küche gebracht wird, das man sich in der Mikrowelle warm macht. Wir hatten dann erstmal etwas downtime, haben uns gegen 21 Uhr Abendessen bestellt (bei uns war es vietnamesisch, weil das uns allen gemundet hat, der Facharzt hat bezahlt) und ich habe Süßigkeiten aus dem Supermarkt mitgebracht. Normalerweise bringt man wohl Kuchen mit, aber ich hatte keinen Ofen und Süßigkeiten kamen auch super an. Dann ging es gegen 11 Uhr ins Bett und ich habe bis um 3 Uhr geschlafen, als mein Kliniktelefon ging und es eine OP gab, die bis 6 Uhr morgens gedauert hat. Man schläft im Nebengebäude in einem Zimmer mit Queensize Bett, frischer Bettwäsche und eigenem Bad. Das ist nicht schlecht. Um 8 Uhr habe ich mein Telefon an den nächsten Studenten abgegeben und bin heimgegangen. Arbeitsaufkommen ist natürlich je nach Notfällen. Angeblich bekommt man dafür auch 50€, wenn man in der Tabelle eingetragen ist, aber da ich eingesprungen bin und es nicht nachgemeldet habe, habe ich natürlich kein Geld dafür bekommen und kann es somit nicht bestätigen.

Zur Freizeit:
- Schonmal mega, aber das ist wohl allen klar, die Interesse hieran haben.
- Apple Pay funktioniert überall, sogar in der Boulangerie für 1 pain au chocolat. Ich bin nach kurzer Zeit nur noch mit iPhone+Wallet mit Apple Pay (und Wallet für die Metrokarte) rumgelaufen. Was man nicht dabei hat, kann nicht geklaut werden (aber bzgl. Taschendieben kannte ich keinen, der negative Erfahrungen hatte, das ist nur generelle Vorsicht in großen Städten).
- Zahnseide, Zahnpasta und andere solche Produkte waren erstaunlich teuer, da hätte ich mir lieber mehr aus Deutschland mitgebracht.
- Ich hatte das Metro/Bahn Monatsticket und habe deswegen an freien Tagen auch Ausflüge nach Dourdan (Partnerstadt meiner Heimatstadt) und Provins teils alleine und teils mit dem anderen deutschen PJler gemacht.
- Sport: ich habe mit dem Boxen angefangen im Temple, das ist für ein Boxstudio sehr schick (und hat Dusche, Handtücher und Sauna) und der erste Monat war ziemlich billig, danach wird’s teuer. Meine Dusche im chambre de bonne (7. Stock, horrender Wasserdruck) musste ich dann kaum nutzen und die Leute waren sehr freundlich.
Bewerbung
Es gibt feste Sorbonne Fristen, an die man sich halten muss, ich glaube die Bewerbungen begannen oder endeten im März (? bin mir leider nicht mehr sicher) über die Website Santé Sorbonne Université
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Nahtkurs
Tätigkeiten
Mitoperieren
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
329

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07