PJ-Tertial Chirurgie in UniversitaetsSpital Zuerich (USZ) (11/2023 bis 3/2024)

Station(en)
Trauma-Intensiv, Notaufnahme
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Insgesamt wusste ich bereits durch das PJ-Ranking, was mich am USZ erwarten würde, daher habe ich das Tertial mit gemischten Gefühlen gestartet. Ich wurde positiv überrascht - würde es jedoch trotzdem nicht unbedingt jedem empfehlen, da ich mit meinen Rotationen (besonders mit der Notaufnahme) sehr viel Glück hatte, und es mit anderen Rotationen doch ein eher enttäuschendes PJ-Tertial werden könnte. Außerdem geht Frau Gröflein, die alles super organisiert hat und die zuständig für meine Rotationen war, dieses Jahr in Rente, von daher weiß ich nicht, ob danach noch Wunschrotationen berücksichtigt werden.
Begonnen hat das Tertial damit, dass Frau Gröflein uns am Mitarbeiterservice abgeholt hat, wo wir uns gegen Pfand den Mitarbeiterausweis geholt haben, der für unsere Umkleide und Spinde, die Wäsche, das Zahlen in der Mensa und als Transponder fungierte. Außerdem wurden uns allen Dosimeter ausgehändigt. Dann wurden wir alle zu unseren Stationen gebracht.
Man ist jeden Monat auf eine andere Station rotiert, und konnte immer zwei Wunschrotationen für den nächsten Monat angegeben. Meine erste Rotation war die Trauma-Intensiv, von der ich Gutes gehört hatte. Da das Tertial am 20. November angefangen hatte und die Rotationen immer von Monatsanfang bis Monatsende gingen, war ich dort bis Ende Dezember (also 6 Wochen eingeteilt), wobei ich mit den 3 Urlaubstagen zu Weihachten zu Hause war und effektiv nur 5 Wochen arbeiten musste.
Der Arbeitstag begann auf Intensiv um 7:15 Uhr und die chirurgische Visite ging um 7:30 Uhr los. Weiter ging es um 8 Uhr mit der Frühbesprechung, die etwa eine halbe Stunde bis Stunde gedauert hat und mal mehr, mal weniger interessant war. Dann ging es je nach Oberarzt und Assistenzärzten auf Station oder in der Cafeteria einen Kaffee trinken und dann weiter zur Visite, die etwa 20-30 Minuten/ Patient bei max 8 Patienten/Seite (also max 16 Patienten insgesamt) dauerte (wobei die Visite meistens auf beiden Seiten parallel ablief, außer der Oberarzt wollte alle Patienten sehen). Dann haben die Assistenzärzte dokumentiert. Weiter ging es zum Mittagessen, das ab und zu für die Ärzte ausgefallen ist (ich bin aber immer Essen gegangen). Nachmittags gab es jeden Tag Fortbildungen/ Journal Clubs/ Fallbesprechungen etc., die für alle Ärzte (und besonders die Assistenzärzte) der Intensivstationen gedacht waren. Separate PJ-Fortbildungen gab es keine. Anschließend gab es die Nachmittagsbesprechung und gegen 16 Uhr gab es meistens eh nichts mehr zu tun/sehen, deswegen bin ich dann gegangen (bzw. wurde sehr aktiv von den Ärzten heimgeschickt), offiziell geht der Arbeitstag jedoch bis 18 Uhr. Montags gab es ein traumatic brain injury board und mittwochs ein Pathoboard, zu denen ich auch ab und zu gegangen bin.
Meine Aufgaben waren bei der Dokumentation zu helfen, Arztbriefe zu schreiben, Befunde anzufragen und Forschungskonsente einzuholen. Außerdem musste immer ein PJler freitags für einen Echokurs ein Ultraschallgerät organisieren und sich als Proband zur Verfügung stellen, das war dann interessant für mich, als wir noch 3 PJler (auf drei unterschiedlichen Intensivstationen waren) und wir uns auch gegenseitig schallen konnten, als ich dann alleine war, war es eher lästig. Ansonsten wird man jedoch nicht wirklich benötigt, und ist deswegen auch nicht komplett eingebunden ins Team. Je nach Besetzung muss man sich um Teaching und Interventionen sehr bemühen, und selbst dann war es teilweise nicht möglich.
Im Großen und Ganzen kann ich die Intensiv als erste Rotation nicht empfehlen, insgesamt, wenn man etwas internistisch fit ist und daran Interesse hat, oder einfach keine Lust auf OP hat, allerdings schon. Es sind sehr komplexe Fälle. Von der Lehre her muss man sich selbst bemühen und einbringen, auch von den Interventionen. Meine letzte Woche war dabei die beste, weil die zwei Oberärzte dort sich dann sehr um Lehre bemüht haben und auch darum, dass ich Arterien/PICCOs stechen durfte. In den Wochen davor durfte ich das kein einziges Mal, auch, als ich ausdrücklich gefragt hatte, was aber besonders an einer sehr unangenehmen Oberärztin lag, die die Assistenzärzte auch immer fertig gemacht hatte. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass die Assistenzärzte viel an Interventionen selber noch lernen mussten/ teilweise nie gemacht hatten, deswegen durften sie bevorzugt alles stechen/legen. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass mir alle Assistenzärzte sehr gut in Erinnerung geblieben sind und sehr nett waren und auf Nachfrage alles erklärt haben.

Die restlichen 10 Wochen war ich auf dem chirurgischen Notfall. Die Dienste gingen von 8-15 Uhr, von 15 Uhr bis 22 Uhr und von 22 Uhr bis 8 Uhr, wobei ich nachts meistens früher heimgeschickt wurde, je nachdem wie viel los war zwischen 2 Uhr und 6 Uhr. einmal 6 Tage Arbeit und dann 2 Tage frei gefolgt von 5 Tagen Arbeit, insgesamt habe ich mich dort jedoch nicht überarbeitet und insgesamt von den 10 Wochen dort effektiv 7 Wochen gearbeitet).
Die Notaufnahme ist vermutlich die beste Rotation im USZ (oder in jedem KH). Ich habe selbstständig Patienten anamnestiziert, untersucht, vorgestellt. Kleine Dinge durfte ich je nach Assistenzarzt nähen und Verbrühungen mitversorgen. Bei handchirurgischen Eingriffen durfte ich assistieren.
Lehre gab es dagegen begrenzt und war immer abhängig von den Assistenzärzten. Einige waren sehr bemüht und haben auch einiges an Teaching gemacht und einen viel Wundversorgung machen lassen, einige wenige Assistenzärzte wussten nicht so recht, was sie mit den PJlern machen sollten und haben uns nichtmal für Anamnese etc. eingebunden oder den ganzen Dienst Arztbriefe einscannen lassen und Befunde anfordern lassen. Größtenteils waren die Assistenzärzte jedoch super, sehr nett, wertschätzend und dankbar. Insgesamt fand ich das Team auf dem Notfall, auch von pflegerischer Seite und oberärztlicher Seite sehr, sehr angenehm.
Morgens unter der Woche gab es immer eine Fortbildung, da ich aber meistens keinen Frühdienst hatte/ oder am Wochenende gerarbeitet hatte/ einige Fortbildungen aus etwaigen Gründen ausgefallen waren, hatte ich die nur drei/viermal mitbekommen. Da wars wiederum sehr interessant.

Pickettdienste muss man in der Notaufnahme nicht machen, daher hatte ich nur in den ersten 6 Wochen auf Intensiv 3 Pickettdienste. Meistens wird man da nicht angerufen, bei mir war das jedoch jedes Mal der Fall (einmal abends und einmal nachmittags für jeweils 4 Stunden, das andere Mal nachts um 2 für 7 Stunden). Dabei war ich einmal im Verbrennungsbad, in zwei unfallchirurgischen OPs und in einer plastischen OP. Für die 15 Stunden Präsenzpickettdienst + 33 Stunden "Bereitschaftsdienst" habe ich etwa 400 Franken bekommen. Da haben die Nachtdienste im Notfall sich mehr gelohnt finanziell, da waren es pro Monat 500 Franken mehr (bei etwa 5 Nachtdiensten, bei denen man meistens früher heim darf).

Andere zu empfehlende Rotationen, die ich von anderen PJlern/Ärzten mitbekommen hatte, waren die Viszeralchirurgie, die plastische Chirurgie und die Unfallchirurgie.

Noch Allgemeines zum PJ in der Schweiz: Sehr angenehm ist es natürlich, dass man nicht für BEs und EKGs benötigt wird. Außerdem hatten wir zumindest im USZ 1 Urlaubstag alle 2 Wochen, der teilweise kumuliert werden konnte (auf dem Notfall hatte man keine Urlaubstage, aber da hatte man eh mehr frei). Diese Urlaubstage stehen bei den meisten Universitäten auch nicht auf der Bescheinigung (Hamburg stellt aber die Ausnahme dar, soweit ich weiß). Dass man, wenn man krank ist, nur zum Betriebsarzt gehen muss und die Station informiert, dass man nicht kommt, ist selbstverständlich, und auch bei längerem Kranksein (also bspw. eine Woche) erscheint das nicht auf der PJ-Bescheinigung als Fehltage. Davon kann sich Deutschland durchaus eine Scheibe abschneiden. Außerdem ist die Personalsituation sowohl von pflegerischer als auch von ärztlicher Seite deutlich besser als in Deutschland und das merkt man auch am Umgang miteinander, der sehr angenehm, wertschätzend und kollegial war. Mit fast jedem war man auf Du-Basis (ich glaube, auch mit allen drei Chefärzten und Chefärztinnen der Intensivstation und des Notfalls). Außerdem war die oberärztliche Betreuung sehr viel besser als ich es in Deutschland bisher erlebt habe, eigentlich wurde das meiste sehr zeitnah einmal komplett mit den Oberärzten abgesprochen.
Auf der anderen Seite nimmt man als Unterassistent (in der Schweiz ist man damit im vorletzten, und nicht im letzten Jahr), eine komische Position ein, die eher wie ein Famulant ist und weniger wie ein PJler, man wird weniger eingebunden und weniger als Teil des Teams angesehen. Auch darf man, soweit ich es mitbekommen habe, im OP weniger als in Deutschland. Das variiert vermutlich auch wieder von Klinik zu Klinik und von Station zu Station, aber jemandem, der super interessiert ist an Chirurgie ist, würde ich das USZ weniger empfehlen.

Gewohnt habe ich mit den meisten PJlern im Vogelsang. Die Miete kostet 700 Franken. Man sollte beachten, dass man Geschirr, Besteck, Spüli, Schwamm und Kochutensilien selbst mitnehmen sollte - oder sonst auf dem Flohmarkt kaufen kann. In den Gemeinschaftsschränken gab es ab und zu Töpfe und Siebe, aber die sind etwa genauso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht sind. Man bekommt ein Set Bettwäsche und ein Geschirrtuch gestellt. Im Zimmer sind Bett, ein winziges Regal, Schreibtisch und Stuhl und ein Waschbecken, und ein kleiner Schrank. Waschmaschine und Trockner gibt es im Keller. In der Küche hat man seinen eigenen Kühlschrank mit Gefrierfach und kleinem Schrank, den man absperren kann.
Meistens war es von der Sauberkeit ok bis gut, nur am Wochenende und über Weihnachten wars teilweise eklig. Und was man auch wissen sollte, sonntags geht das Klopapier meistens zu Neige, deswegen habe ich mir extra Klopapier gekauft.

Zürich ist als Stadt ansonsten sehr schön und lebenswert, im Winter waren die meisten von uns Skifahren, den Sommer stelle ich mir auch schön vor. Nicht zu unterschätzen finde ich jedoch die Sprachbarriere, da braucht man schon zumindest wenige Wochen, um sich an das Schwyzerdütsch zu gewöhnen – aber etwa die Hälfte des Personals am USZ ist deutsch, man kommt also auch von Anfang an zurecht.
Außerdem sollte einem bewusst sein, wie teuer Zürich ist. Dass man nach Abzug der Miete nur 350 Franken übrig hat (+ eventuell Pickettdienst-Zulage, +Schichtzulage im Notfall, + 13. Gehalt) ist in Zürich nicht sonderlich viel (und interessanterweise noch deutlich weniger, als man vor 15 Jahren bereits dort hatte. Nachdem ich mich mit einem Oberarzt unterhalten habe, der auch im USZ sein PJ gemacht hatte, habe ich erfahren, dass das Gehalt damals 950 Franken betrug, die Miete jedoch nur 400 Franken…). Essen gehen in der Schweiz ist sehr teuer, etwa das Doppelte wie in Deutschland. Auch für Club-Eintritt zahlt man locker 30 Franken und für das Fitnessstudio 60 Franken. Auch das Mensa-Essen kostet 14 Franken aufwärts. Lidl/Aldi/Migros sind immerhin recht günstig.

Ein paar Geheimtipps: Eintritt im Künstlerhaus ist mittwochs umsonst und im Hive (Club) donnerstags. Das Schauspielhaus ist auch günstig, wir hatten damals Karten, bei denen man den Preis selbst bestimmen kann. Bei Dieci-Pizza gibt es relativ günstige Pizza (für Schweizer Verhältnisse), wenn man sie selbst abholt (und es ist direkt neben dem Vogelsang) und die Weingarage ist ein süßes kleines Restaurant/Bar direkt neben dem Vogelsang.
Bewerbung
2 Jahre im Voraus bei Frau Gröflein. Vakanzen werden auf der Website jedoch auch kurzfristig noch angezeigt. Wenn man sein Inneres-Tertial als letztes Tertial dort machen will, muss man unbedingt bei Bewerbung angeben, dass man die Fehltage am Ende nehmen will, weil man sie sonst nicht kriegt, da sind die Organisatoren wenig kulant. Wie das bei den chirurgischen PJlern ist, weiß ich nicht, aber zumindest Frau Gröflein war sehr angenehm und zuvorkommend (sie geht allerdings leider dieses Jahr in Rente).
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1050 Franken
Gebühren in EUR
50 Franken für die PJ-Bescheinigung, 50 Franken Pfand für den Mitarbeiterausweis

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.87