Insgesamt wirkt die Klinik auf den ersten Blick sehr gut organisiert, begonnen mit einem ausführlichen Einführungs- und Infotag, die Klinik und die Station wissen Bescheid, dass PJs angemeldet sind und es wird sich insgesamt verantwortlich gefühlt. Wir bekamen alle ein Logbuch und ein Curriculum mit den wichtigsten Telefonnummern, den wöchentlichen Fortbildungen sowie Zeiten für Früh-/Röntgen-/andere Besprechungen.
Die Arbeitszeiten und der Arbeitsumfang wurde kommuniziert, hier wurde uns nahegelegt eine gewisse Verantwortung für die Klinik aufzubringen, da wir ja schließlich auch gut bezahlt würden. Der grundsätzliche Arbeitsbereich der PJs waren die morgendlichen BEs, hier sollten wir schon vor den ärztlichen Kolleg*innen kommen, um 7 Uhr, und schon vor der frühbesprechung Blut abnehmen und Zugänge legen. Nach der frühbesprechung sollten dann die restlichen BEs erledigt werden, damit wir pünktlich zur Visite dann fertig sind. Da dies auf der Inneren nicht immer möglich war, wurde ich eher weniger freundlich darauf hingewiesen, mir die Zeit doch bitte besser einzuteilen, damit ich zur Visite erscheinen kann (mit der Pflege im Rücken, die mir teilweise mit den Röhrchen in der Hand hinterher gelaufen ist). In der Visite sollte ich dann zumeist dokumentieren, Raum für Fragen blieb nur bei einigen Assistenzärztinnen. Ab Mittag standen dann die Neuaufnahmen für den Tag an, die Pat. saßen ab ca. 12 Uhr im Aufenthaltsraum und sollten von uns PJs aufgenommen werden, mit Anamnese, Untersuchung und was sonst noch an Organisatorischem dazugehört. Leider blieb hier nie (tatsächlich kein einziges Mal) Zeit, die Untersuchung im supervidierten Setting durchzuführen. Meist belief es sich auf 5-10 Aufnahmen pro Tag, d.h. mit den Aufnahmen waren wir dann meistens bis Feierabend (15:30 Uhr) beschäftigt. So kam es auch regelmäßig, dass ich beim Essen angerufen wurde, da die Aufnahmen schließlich warteten. Die Diagnostik mit Sono, Kolo- und Gastroskopie stellte keine feste Rotation dar, hier durfte ich nach Rücksprache teilweise kleine Eingriffe, wie Aszites Punktionen, vor-Sonografieren oder Pleurapunktionen unter Aufsicht durchführen, was sehr viel Spaß gemacht hat! Über die gesamte Zeit gesehen waren diese „Besuche“ in der Funktionsabteilung leider selten, da andere Arbeiten auf Station zu erledigen waren.
Die Fehl- und Freizeitregelung ist sehr streng, Fehltage („Urlaubstage“) müssen vorher beantragt werden, von OA/OÄ und Sekretärin abgezeichnet und genehmigt werden, Feiertage wurden zu Beginn noch gar nicht abgezeichnet. An Krankheitstagen musste jeden Tag angerufen werden, wann dann voraussichtlich mit einer Genesung zu rechnen ist. Hinzu kam ein Missverständnis bezüglich der Überstunden, die eigentlich als Freizeitausgleich genommen werden durften (aber dann seit meinem Tertial nicht mehr), was dazu führte, dass ich auf die letzten Tage noch um meine freie Zeit kämpfen musste und mich sehr viel Kraft gekostet hat.
Die Klinik hat bei mir ein sehr schlechtes Gefühl hinterlassen und ich habe mich (abgesehen von einigen Ausnahmen auf assistenzärztlicher Ebene) nicht sonderlich wertgeschätzt gefühlt. Ich habe viel gearbeitet in diesen 4 Monaten und habe sicherlich auch medizinisch einiges mitgenommen, am meisten habe ich aber gelernt für mich einzustehen, was ja auch als positiv gewertet werden kann.