Nur eingeschränkt empfehlenswert. Das liegt nicht unbedingt am PJ, vielmehr an dem was danach folgte.
Ich habe bereits in der Corona-Pandemie für einige hessischen Gesundheitsämter gearbeitet und Einblicke in das Fach und die Tätigkeit sammeln können, insbesondere da Öffentliches Gesundheitswesen im Medizin-Studium unterrepräsentiert ist. Zuvor absolvierte ich an anderen Gesundheitsämtern, auch in Frankfurt, noch Famulaturen im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und war für die neu geschaffene ÖGD/ÖGW-Quote in Hessen als HiWi tätig. Ich denke also, dass ich für einen Medizinstudenten relativ viel ÖGD gesehen habe und meine Vergleiche erlauben darf.
Das Fach selbst ist ähnlich vielseitig und breit aufgestellt wie die Allgemeinmedizin, von der Infektiologie, über die Hygiene, Psychiatrie und Pädiatrie gibt es wirklich viel zu sehen. Daneben ist das Frankfurter Amt durch seine Größe und Lage besonders interessant. Dazu kommen Partnerschaften und Kooperation zu denen man im Rahmen des PJs auch rotieren kann (Rechtsmedizin, Flughafen etc.). Die Ausbildungskoordination für PJler/ÄrztInnen ist wirklich sehr engagiert und bemüht, außerdem jederzeit zu erreichen und ansprechbar.
Es gibt zwar keinen PJ-Unterricht, da pro Tertial immer nur ein PJ-Platz zur Verfügung steht, die Lehre und ärztliche Betreuung kompensiert dies aber bei weitem. Mir wurde selten derart gut und viel im Rahmen von Praxisveranstaltungen des Studiums erklärt. Dazu kommt ein gewisser Gestaltungsspielraum hinsichtlich des Rotationsplans durch die verschiedenen Abteilungen und externen Partner, sodass man sehr gut auch eigene Schwerpunkte setzen kann.
Die Prüfung im Wahlfach empfand ich aufgrund der breite des Fachs und Unterrepräsentation im Studium als anspruchsvoll.
Kommen wir nun zum großen Contra: Das, was danach folgte. Der Verwaltungsapparat. Die Einstellungspraxis.
Mir hat es in Famulatur und PJ wirklich so gut gefallen, dass ich frühzeitig (Monate davor, also am 1. Tertialende) mein Interesse an einer Trainee-Stelle nach Approbation bekundet habe, als Arzt in Weiterbildung. Der Bewerbungs-/Recruitingprozess war eine einzige bürokratische lähmende Odysee. Ich habe über Monate bist zur letzten Woche vor Einstellung auf einen Arbeitsvertrag gewartet und auf Informationen darüber (Gesundheitszeugnisse, Versicherungen etc.), die durch mich noch zu erbringen sind. Keine Information. Der Arbeitsvertrag lag mir bis zum letzten Tag kurz vor geplantem Arbeitsbeginn nicht vor.
Gerade im Vergleich zu anderen ärztlichen Arbeitgebern, auch von dem was ich von Kommilitonen gehört habe, waren die bürokratischen Hürden und das Einstellungsprocedere extrem langatmig. Ich habe noch nie gehört, dass einem derart viele Steine in den Weg gelegt wurden.
Ich musste alles aktiv selbst erwirken und schlußendlich scheiterte es doch, obwohl ich a) sehr früh/Monate zuvor Interesse bekundet habe b) mich rechtzeitig beworben habe und c) alle Bewerbungsschritte durchlaufen habe. Vielleicht habe ich auch einfach nur Pech gehabt?
Unterm Strich:
- PJ ja, lohnt sich mal eine völlig andere Form von Medizin kennenzulernen abseits von Praxis und Klinik.
- Wenn man plant zu bleiben, sollte man sich dies gut überlegen. Der Verwaltungsappart tickt anders als in den Kliniken bzw. Praxen und kann gerade als junger Mensch sehr erdrückend sein. Hinzu kommt, dass das Gehalt deutlich unter dem liegt, was die Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken verdienen. Dieser Abstand mag zu Beginn nicht groß wirken, wird mit den Jahren aber sukzessive mehr und erreicht sein Maximum ab dem Facharzt. Ich hätte dies trotzdem in Kauf genommen, zu einer Einstellung kam es aber nie aus den oben genannten Gründen.