Vorab: Wenn es nicht schon aus den vorausgehenden Bewertungen herausgeht, Tansania ist ein Entwicklungsland, was bedeutet, dass wirklich jeder Standard, den man kennt, hier nicht gilt. Das betrifft die Hygiene, die Stromversorgung (manchmal täglich einige Stunden kein Strom), die Zustände und das Material im Krankenhaus, auch die Menschen/wie einem begegnet wird und vieles mehr.
Ich persönlich fand die Zeit an der Notaufnahme im KCMC wahnsinnig spannend. Wichtig ist denke ich, dass man sich klinisch sicher fühlt und in der Lage ist, eigenständig zu arbeiten. Räumlich kaum getrennt und auf relativ wenig Platz werden dort internistische, pädiatrische und traumatologische Patienten versorgt. Einen richtigen Rettungsdienst gibt es nicht, wenn kommen Transporte aus anderen Kliniken, da das KCMC mit die größte Klinik des Landes ist. Ansonsten stehen schwer kranke oder verletzte Menschen oft ohne Vorwarnung vor der Tür. Man sieht wirklich alles, was man sich vorstellen kann. Kardiovaskuläre Erkrankungen bis STEMI, Malignome in allen Formen, infektiöse und tropische Erkrankungen, schwerste Unfälle und Verletzungen sowie (vor allem) Touristen vom Kilimanjaro mit Höhenkrankheit bis hin zum akuten Lungenödem.
Man muss sich darauf einstellen, dass man in keiner Form wirklich betreut wird; der Chef (Dr. Francis Sakita, sehr nett und kompetent) der ZNA bittet einen vielleicht sich vorzustellen und dann steht man alleine da. Das aller wichtigste ist, dass man selbstbewusst und direkt auf die Leute zu geht, sich vorstellt, und bei allem einfach sagt, man will mitmachen. Die Mitarbeiter sprechen eigentlich alle Englisch. Bei Patienten ist das oft anders und es gehört sich bei Patienten, die nur Swahili sprechen, nur mit jemandem zum Übersetzen hinzugehen. Ein paar Phrasen Swahili helfen ungemein. Grundsätzlich kann man extrem viel machen, wenn man es sich zutraut und es einfordert. Man muss leider damit umgehen können, dass neue Patienten oft stundenlang nicht angeschaut werden, auch teilweise echt kritische (Innere Blutung nach Unfall, Hämodynamisch instabil, etc.). Dort bin ich so verfahren, dass ich die Patienten selber aufgenommen und untersucht habe, alles dem empfänglichsten und fähigsten (man lernt mit der Zeit wer) Arzt/Ärztin präsentiert habe und wenn nötig auch (mehrmals) Druck gemacht habe, falls ein Patient kritisch war. Mit der Zeit wurden diese Patienten dann auch tatsächlich schneller behandelt, vor allem, wenn man sich klinisch gut präsentiert und die Ärzte einem
Vertrauen. Manchmal führt es aber auch dazu, dass man alleine einen Transport eines kritisch kranken begleitet und Flüssigkeit anhängt, eine Verletzung diagnostiziert, etc.
Grundsätzlich kann man dort alles machen: Beatmen, Intubieren, Reanimieren, Drainagen legen, etc. Man sollte es selbstverständlich beherrschen oder in Begleitung tun.
Vor allem 2 Ärzte sind wirklich zu empfehlen, weil sie zum Einen gut ausgebildet sind und zum anderen auch bei genug Eigenengagement einem viel beibringen und mitmachen lassen: Der bereits erwähnte Dr. Francis Sakita und Dr. Frank Halla. Auch bei den eigenen Arbeitszeiten unbedingt an den beiden orientieren!
Ansonsten sind die Arbeitszeiten eigentlich komplett frei einteilbar, man kann kommen und gehen wann man will, dazu gibt es genug in anderen Berichten zu lesen, genau wie zum Freizeitangebot. Wer aber wirklich viel sehen und mit der Zeit Teil des Teams sein will, dem sei geraten, regelmäßig und auch mal länger dort zu sein und sich einzubringen. Genug Freizeit hat man trotzdem immer noch. Das KCMC hat unter deutschen Studenten den Ruf, dass man dort überhaupt nicht in die Klinik braucht. Ich persönlich bin der Meinung, dass man die Chance, dort klinisch Erfahrungen zu sammeln, unbedingt nutzen und auch schätzen sollte. Die anderen Abteilungen sind aber auch teilweise deutlich schlechter im Umgang mit Studenten, daher waren einige öfter auch auf der Notaufnahme.
Wer das beherzt kann wirklich eine einzigartige klinische Erfahrung sammeln.
Bewerbung
1 Jahr, geht aber auch später. Man muss sich aber drauf einstellen oft wochenlang keine Antwort zu bekommen von Aneth Nkya (die Zuständige für alle internationale Studierende), da hilft nur hartnäckig bleiben.