Ich absolvierte mein Tertial von Anfang März bis Ende Juni. Ich habe somit noch einen Teil der Skisaison und die Nebensaison mitbekommen.
Im Gegensatz zu den Vorberichten, kann ich aus meinen Erfahrungen eigentlich nur Positives berichten. Das gesamte Team, angefangen bei den Chefärzten über die Assistenzärzte bis hin zu den Pflegekräften auf der Station, im Notfall und im OP, ist sehr nett und nimmt einen schnell auf.
In der Skisaison ist in der Klinik deutlich mehr los, aber selbst in der stressigeren Zeit war immer jemand bereit, mir etwas zu erklären oder zu zeigen. Ich hatte nie das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Im Gegenteil man hat schnell eigene Aufgaben bekommen und durfte Patienten oder nach ein bisschen Zeit auch die Station selbst betreuen.
Während meines Tertials konnte ich sowohl theoretisch als auch praktisch sehr viel lernen. Die Hauptaufgaben der Studierenden bestehen in der ersten bis dritten OP-Assistenz oder die Mitbetreuung der Notaufnahme. Bei diesem Dienst ist man zusätzlich dafür verantwortlich, die Patienten für die Operationen aufzuklären und nochmal zu untersuchen.
Die einzigen Kritikpunkte die ich habe sind, dass man im Tagdienst, bei dem man für die Aufklärung der Patienten verantwortlich ist, es morgens nur seltens zu Frühbesprechung schafft. Man wird immer sofort angerufen um die Patienten auch sofort vorzubereiten.
Ein anderer Kritikpunkt ist eine kaum existierende Einführung. Am ersten Tag wurde uns das Stempelsystem erklärt die Umkleide gezeigt und dann wurde man in der Notfallstation abgestellt. Die weitere Einführung ist dann sehr abhängig von der Zeit der Assis. Insbesondere der zweite Punkt ist während meiner Zeit in der Klinik schon etwas verbessert worden, so dass die Unterassistenten nach uns eine bessere Einführung bekamen.
- Lehre
Das Teaching ist variabel gestaltet. Es gibt monatlich verschiedene Fortbildungen für das gesamte Team, einschließlich Ärzte, Pflege und Physiotherapeuten. Im OP wurde einem alles erklärt, was man wissen wollte, und die Operateure erzählen viel von sich aus. Ich hatte nie das Gefühl, unerwünscht zu sein oder nur still zuschauen zu dürfen. Im Gegenteil, die Operateure beantworteten jede Frage gern und ließen einen auch selbst aktiv werden.
Ab der Nebensaison gab es regelmäßig Fortbildungen für uns PJler bei denen wir uns Themen wünschen konnten, wie beispielsweise Vortragstechniken oder ein EKG-Quiz. Dies wurde selbst dann organisiert, als wir nur zu zweit waren. Zusätzlich gibt es mittwochs Fortbildungen, bei denen die Assistenzärzte ein Thema vorstellen.
Mein persönliches Highlight war die Zeit im OP. Durch die Erklärungen kann man viel theoretisch dazu lernen und auch praktisch selbst tätig werden. Nähen darf man eigentlich immer und auch hier hilft die OP-Pflege einem mit ein paar Tipps.
Das Team der OP-Pflege ist echt toll. Sie nehmen einen schnell ins Team auf, sodass ich nie das Gefühl hatte, nur dumm herumzustehen. Der Umgangston und die Stimmung im OP war immer sehr nett und kollegial. Da wir lange nur zwei Unterasisstenten waren, verbrachte ich viel Zeit im OP und man wurde schnell als Teil des Teams angesehen. Dies brachte zwar auch eher unübliche Aufgaben wie das Lagern der Patienten und das Desinfizieren der OP-Tische mit sich, aber diese Aufgaben wurden stets gewürdigt und auch beim lagern wurde einem noch was erklärt.
- Arbeitsbelastung und Freizeit
Das Arbeitspensum variiert stark je nach Saison. In der Wintersaison ist viel los, sodass man auch mal 14 bis 15 Stunden in der Klinik verbringt und kaum Zeit für eine kurze Pause hat. Wenn dies der Fall war wurde meine Anwesenheit allerdings auch immer geschätzt. In der Nebensaison hingegen war weniger los, und das OP-Programm war deutlich kürzer, sodass man selten länger als 17 Uhr blieb und oft schon nach dem Mittagessen nach Hause durfte.
- Essen und Wohnen
Das Essensangebot in der Klinik ist echt super und hat definitiv Restaurantniveau. Täglich wird frisch vor einem gekocht, inklusive selbstgemachter Nudeln. Die Auswahl an Fleisch-, vegetarischen und Nudelgerichten ist sehr vielfältig und schmeckt immer sehr gut.
Die Wohnungen für die Unterassistenten liegt mitten in St. Moritz und ist super ausgestattet mit allem was man braucht. Die Klinik nimmt hierfür 500 Franken Miete im Monat, was zu den sonstigen Preisen für Wohnungen in St. Moritz sehr günstig ist.
- Freizeit
Freizeitmöglichkeiten gibt es vor Ort unendlich viele: Skifahren, Wandern, Tennis oder Beachvolleyball spielen, alles ist möglich. Generell unternahm man viel mit Leuten aus der Klinik, sei es Sport, Grillen oder Feiern. Alle sind sehr offen und aufgeschlossen.
Ich kann ein PJ-Tertial in dieser Klinik auf jeden Fall allen empfehlen, besonders denen, die sich für Chirurgie interessieren. Man kann hier sowohl theoretisch als auch praktisch sehr viel lernen.