PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hospital Universitario del Valle (5/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Notaufnahme, Station, Ambulanz, Operation
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Giessen
Kommentar
Vorweg: Es gibt keine richtige "Allgemeinchirurgie" bzw. "Unfallchirurgie" in Kolumbien. Ich habe ein Misch-Masch aus Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie ( = Traumatologie) und Plastischer Chirurgie gemacht, da dies die Kurse eben so vorgaben und man sich so entscheiden musste.

Eines vorweg: In Kolumbien arbeiten ist eine ganz andere Nummer wie in Deutschland, das sollte einem bewusst sein und das wird einem auch spätestens nach einer Woche klar. Man arbeitet mit unter 70 Stunden die Woche, fängt teilweise schon vor 6 Uhr an und man hat regelmäßig auch Hausarbeiten zu tun und Vorträge zu halten (Man geniesst aber in gewisser Weise immer einen Ausländerbonus, so dass es nicht so schlimm ist, falls man mal nicht das perfekte Spanisch im Vortrag spricht.)
Man ist in der Traumatologie zuerst 4 Wochen in der Notaufnahme eingesetzt und im Anschluss auf Station. Ich war daher zu Beginn fast zwei Monate in der Notaufnahme, wo man von Schusswunden über Messerstichverletzungen über Knochenbrüche so ziemlich alles sieht, was man sonst eher aus Filmen kennt. Als Beispiel: Mein allererster Patient, den ich aufnahm, kam wegen 15 Stichen im Oberkörper. Diese Fälle häufen sich, so dass man wirklich die Dinge sieht, die man vermutlich nie in Deutschland sehen wird. Regelmäßig während der Woche gab es Fortbildungen und die Residents (=Assistenzärzte) haben regelmäßig Vorträge auch gehalten.
Der Tagsablauf in der Notaufnahme, und auch auf Normalstation war wie folgt: Morgens haben sich die Internos (PJler) die Patienten aufgeteilt, man hat die Patienten untersucht, eine Anamnese verfasst und auf den Professor (Oberarzt) gewartet zur Visite, wo man dann den Patienten vorstellen musste. Diese hat mitunter 2-3 Stunden gedauert, je nach Professor oder nach Anzahl von Patienten. Im Anschluss hat man eigentlich nur noch auf Zuruf gearbeitet bzw. bis neue Patienten eingetroffen sind, die man sich dann anschauen durfte. Es war regelmäßig Zeit zum Mittagessen und man konnte auch mal etwas länger weg bleiben, solange man Bescheid gegeben hat. (die Ärzte waren immer bemüht, dass man auch wirklich immer Mittagessen konnte). Dadurch relativiert sich wiederum die lange Arbeitszeit von täglich 12 Stunden. Abends war man dann allerdings, gerade am Anfang, schon recht kaputt und man musste ja meist auch am nächsten Tag wieder ran. Auf Station lief es ähnlich ab, man rotierte durch verschiedene Bereiche (Onkologische Chrirugie, Leberchirurgie, Stationen) und stellte Patienten vor und meldete Untersuchungen an. Dies war deutlich entspannter, so dass man meist auch mittags schon daheim war und nachmittags Zeit hatte, etwas zu unternehmen.
Zum Schluss war ich noch in plastischen Chirurige eingesetzt, was eigentlich das Highlight war, da man dort sehr viel Nähen durfte, örtliche Betäubungen setzen konnte usw. Dort hatte man dann eigetnlich auch die meisten Wochenenden frei, da sehr viele Pjler da waren. Regelmäßige Vorträge gab es immer über verschiedenste Themen. Die Visiste waren morgens nicht länger als eine halbe Stunde und das Team wirklich super nett und entspannt.

Ich habe während meiner Zeit bei einer Gastfamilie gelebt (organisiert über die Universität), es gibt aber auch Möglichkeiten, in einem Hostel oder einem Hotel zu wohnen. Mein Ziel war mein Spanisch aufzubessern, daher habe ich mich für eine Gastfamilie entschieden, was ich auch nicht bereue.

Ich konnte trotz der hohen Arbeitsbelastungen einige Unternehmnungen machen wie dem Salsa-Tanzen und bin auch mehrmals umhergereist, falls ich mal ein Wochenende frei hatte (Medellin, Popayan, Pasto, Pazifikküste, Salento). Das kann ich auch absolut empfehlen, da Kolumbien wirklich richtig viel zu bieten hat.

Jedoch Vorsicht: Cali ist nicht umsonst eine der gefährlichsten Städte der Welt. Den meisten Gefahren kann man jedoch gut aus dem Weg gehen, wenn man sich an einige Regeln hält: Abends nicht alleine umhergehen, schon gar nicht in dunklen Gassen, beim Feiern nachts Taxi nach Hause nehmen, nicht mit zu viel Geld umhergehen und sich auf belebten Straßen aufhalten. Man lernt mit der Zeit die Gegenden kennen, wo man sich aufhalten darf und wo nicht.


Fazit: Auch wenn ich extrem viel arbeiten musste, bereue ich in keinem Moment, nach Kolumbien bzw. nach Cali gegangen zu sein. Die Kolumbianer sind absolut hilfsbereit, gastfreundlich und interessiert an der Person. Ohne Spanischkenntnisse wird es allerdings schwer, auch wenn man viel vor Ort bekanntlich auch lernen kann. Daher eine große Empfehlung für das PJ-Tertial der Chirurgie in Cali.
Man sollte dies vielleicht auch zum Teil als Erfahrung mitnehmen. Wer mit der Absicht nach viel Party, viel Freizeit usw. nach Kolumbien geht, ist hier absolut falsch.
Bewerbung
Ich habe mich circa 6 Monate vorher beworben. Dies lief unkompliziert über den Emailkontakt der Universität, die mir alle Unterlagen zugeschickt haben, die ich gebraucht habe.

Email: internasalud@correounivalle.edu.co

An manchen Universitäten gibt es auch Kooperation mit Cali, dort ist es noch einfacher, sich zu bewerben, aber auch fande es relativ entspannt, mich zu bewerben.

Wichtig: Schaut euch gut an, wo ihr rotieren möchtet. Im Nachhinein hätte ich mich noch für Orthopädie eingetragen, da dass das eigentlich Unfallchirurgie Pendant ist (Hauptsächlich knöcherne Brüche) und mich nicht für fast 3 Monate Allgemeinchirurgie entschieden, die auch nur einen Teil machen. Das bekommt ihr aber zugeschickt, was genau was ist.

Viel Erfolg bei der Bewerbung. Bei Fragen könnt ihr euch gerne melden.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Bildgebung
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Poliklinik
Briefe schreiben
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
4
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13