Unfallchirurgie/Orthopädie und Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Man sollte sich gut überlegen, ob man für sein PJ nach Geilenkirchen gehen will. Aus meiner Sicht gibt es zwei relevante Punkte zu bedenken:
1. Das Pendeln mit der Bahn ist enorm anstrengend und zeitaufwändig. Einerseits war ich froh, nicht mit einem Bus und ggf. Umsteigen (z.B. am Bushof) nach Würselen o.Ä. pendeln zu müssen, andererseits ist gerade die Rückfahrt am Nachmittag fast immer sehr nervenaufreibend gewesen. Bahnen fahren nur zur vollen Stunde und um Viertel nach, nicht selten fallen sie aus und fast immer haben sie Verspätung (vor allem der RE4).
2. Das St. Elisabeth Krankenhaus Geilenkirchen und auch Geilenkirchen selbst haben einen komischen "Vibe". Die Menschen sind dort oft (nicht ausschließlich natürlich) engstirniger und konservativer als die Menschen in Aachen und näherer Umgebung. Ein Beispiel: am ersten PJ-Tag wurden wir von der Geschäftsleitung erst noch nett begrüßt, später fiel dann der Satz, dass man kein Verständnis habe für Ärzte, die solchen Quatsch wie eine "gesunde Work-Life-Balance" anstreben würden.
PRO insgesamt:
• kostenloses Essen so viel man will (man darf nur nichts mit nach Hause nehmen oder außerhalb der Cafeteria verzehren)
• akzeptable Qualität des Essens
• auch die Chirurgie-PJler dürfen/sollen am EKG-Teaching von OA Dr. Pinger teilnehmen, das 3x pro Woche stattfindet
• Kleidung wird gestellt
• mit 270€ eine etwas höherer Aufwandsentschädigung als bei anderen Krankenhäusern
KONTRA insgesamt:
• Kleidung wird zwar gestellt, wenn diese jedoch nicht in der externen Wäscherei verloren gehen soll, sollte man sie lieber in der privaten Waschmaschine zu Hause waschen
• schwierige Mitarbeiter in der Technik, an der Pforte, in der IT und in der Verwaltung; bei simplen Fragen wird man teilweise blöd angemacht, genau so sollte man nach zukünftigen Assistenzärzten suchen
• starke bzw. steile Hierarchien in beiden Kliniken
• es gibt nur einen System-Account für alle PJler, und "alle PJler" kann dann auch mal 7 Stück heißen; das macht es schwierig bzgl. rechtlicher Fragen, außerdem erschwert es die tägliche Arbeit auf unnötige Weise (es war immer ein Hin und Her beim Anmelden zwischen den internistischen und chirurgischen PJler bzgl. Zugriffsrechte)
• nicht für jede:n PJler:in gibt es ein PJ-Telefon, in der Allgemeinchirurgie gibt es sogar gar keines
• nur ein Paar PJ-Schuhe für den OP für alle PJler; wenn jemand anderes oder man selbst sie am Tag schon benutzt hat, muss man sich gezwungenermaßen fremde Schuhe klauen
• die Anästhesie inkl. Chefarzt hat kaum freundliche Gestalten aufzuweisen
• wer erwartet, dass man mit irgendeinem Chefarzt zu irgendeinem Zeitpunkt ein Gespräch über sein PJ hat (z.B. am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Tertials, so wie in anderen Kliniken selbstverständlich), der wird hier sehr überrascht werden; die Chefärzte (eine in der Allgemeinchirurgie und drei in der Unfallchirurgie/Orthopädie) interessieren sich kein bisschen für PJler und mit den meisten wird man kaum einen Satz in den vier Monaten reden
PRO der Unfallchirurgie/Orthopädie:
• insgesamt eine nette Pflege und nette CTAs (= ähnlich zu Physician Assistants) auf Station
• "Chef-"Chefarzt Dr. Dohmen lässt generell seinen Ärger nur an Oberärzten und Assistenzärzten aus, PJler sind davon ausgenommen
• laut Berichten und Zertifikaten hoher Qualitätsstandard der Klinik, Patienten berichten teils anderes
• man wird standardmäßig bis zu mehrmals täglich als zweite Assistenz für OPs eingeteilt (das kann auch ein negativer Punkt sein)
• Tablets u.a. zur Dokumentation der Visiten
KONTRA der Unfallchirurgie/Orthopädie:
• kaum Beachtung der PJler durch die drei Chefärzte, diese kennen idR nicht einmal die Namen der PJler
• angespannte Atmosphäre in der täglichen Früh- und Spätbesprechung, man kann es als drückende Stille mit gelegentlichen Wutausbrüchen beschreiben
• sehr strenge Atmosphäre im OP (ich kenne auch angenehmere OPs)
• ein viel zu kleines Arztzimmer mit viel zu wenigen PCs
• kaum empathische Assistenzärzte (die guten AÄ und OÄ gehen oft)
• mitunter sehr unfreundliche und beleidigende OTAs (es gibt auch einige nette), teils sogar sexuell beleidigend/übergriffig
• es wird erwartet, dass man ca. ein Drittel des Tages mit Aufgaben wie "Aufklärungsrisiken handschriftlich ausfüllen" und Blutabnehmen verbringt
• mit 07.00h Frühbesprechung ein ziemlich früher Arbeitsbeginn (Bahn ab Aachen um ca. 06.20h)
• fast alle PJler berichten darüber, dass ihre Stimmung während der zwei Monate in der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädie negativer geworden ist, teils stark
• durch das frühe Aufstehen, die anstrengenden Bahnfahrten, die schlechte Atmosphäre der Klinik und die hohen Leistungserwartungen sind es beste Bedingungen für eine Überforderung im PJ
PRO der Allgemeinchirurgie:
• kleines Team
• weniger stressige Atmosphäre als in der Unfallchirurgie/Orthopädie
• nur eine Station, und daher etwas übersichtlicher
KONTRA der Allgemeinchirurgie:
• eher kühle Assistenzärztinnen, Vertrauen ist hier eher fehl am Platz
• der Kontakt zur Pflege ist hier eher durchschnittlich, nicht gerade gut
• teilweise keine Aufgaben für die PJler
• ein viel zu kleines Arztzimmer auf Station mit viel zu wenigen PCs (es gibt jedoch Ausweichräume)
• kein gutes Teaching/keine gute Einarbeitung/kaum selbstständiges Arbeiten
• die Chefärztin interagiert und redet so gut wie gar nicht mit PJlern, trotz des kleinen Teams; es sei denn, sie sieht einen Vorteil für sich in einer Sache, dann ist sie plötzlich und für eine ganz kurze Zeit freundlich
Zusammenfassung
Ich kann diese Kliniken und das Krankenhaus insgesamt nicht empfehlen. Es gibt PJler:innen, die hier zufriedener sind, gerade in der Inneren Medizin, und die hier nach dem PJ anfangen. Viele sind jedoch eher erschrocken und meiden das St. Elisabeth Krankenhaus und Geilenkirchen nach ihrem PJ hier. Wer sich gern kaputt arbeiten will oder wer mit starken Hierarchien, schlechter Atmosphäre und schlechter Lehre kein Problem hat, kann sich hier vielleicht wohlfühlen.