In zwei Sätzen: Du wirst zu Einzel- und Gruppentherapien eingeladen, du wirst um Anamnesen und körperliche Untersuchungen gebeten, und es gibt PJ-Unterricht und Fortbildungen. Und eventuell wirst du manchmal gefragt, eine Ärztin fürs Blockpraktikum zu vertreten, aber größtenteils bist du selbst dafür verantwortlich, deine Arbeitszeit sinnvoll zu füllen.
Für dich kommt das Tertial infrage, wenn du dir vorstellen kannst, in Erlangen in der Psychiatrie anzufangen (Vorsicht: bewirb dich so früh wie möglich, falls du das möchtest). Aber auch, falls du einfach nur das Fach kennenlernen möchtest, eignet sich Erlangen dafür :)
Es folgen: Ausführliche Erfahrungsberichte, und zum Schluss noch Fazit und allgemeine Empfehlungen.
------- Der erste Tag -------
Am ersten Tag wirst du mit den anderen PJlerinnen freundlich durch Christine Lübeck willkommen geheißen.
Falls du nicht vorher per Mail nachgefragt hast, erhältst du spätestens jetzt deinen Rotationsplan.
Es ist vorgesehen, mindestens vier Wochen auf der beschützenden (Akut-)Station P12 zu verbringen, und auch je eine Woche in der Tagesklinik und der Institutsambulanz.
Ich werde natürlich nur diejenigen Stationen evaluieren, auf denen ich selbst auch war.
------- Abhängigkeit von Assistenzärztinnen -------
Noch eine allgemeine Bemerkung vorab:
Meines Erachtens hängt die Intensität der Betreuung durch die Assistenzärztinnen sehr stark von deren Persönlichkeit *und* von der momentanen Angespanntheit ihrer Terminkalender ab.
Das ließe sich vermutlich auch über Tertiale in anderen Fachrichtungen sagen, aber:
*Besonders* in der Psychiatrie besteht viel Arbeitszeit in der direkten Interaktion zwischen therapeutischem Personal und den Patientinnen.
Daher bist du dort *besonders* abhängig von den Ärztinnen und Psychologinnen, wenn du Feedback zu deinen Gesprächen möchtest oder konkrete Fragen zu bestimmten Patientinnen hast.
→ Fast alle Aspekte meines Berichts werden natürlichen Schwankungen unterliegen, und dein Tertial kann easy lehrreicher, oder auch weniger lehrreich als meins verlaufen.
→ So oder so ergibt sich aus diesem Umstand auch die Wichtigkeit, bestimmte Aspekte der 1-zu-1-Betreuung aktiv zu erbitten. Es könnte also eine Herausforderung werden, für dich einzustehen.
------- Arbeitszeit und Stempeln -------
Die Arbeitszeit geht von 8 bis 16:30 Uhr. Ähnlich wie in der Chirurgie ist es hier möglich, ohne Ausstempeln zu gehen und "16:30" nachzutragen, falls man mal früher von den Assistenzärztinnen heimgeschickt wird
------- PJ-Unterricht -------
Es ist vorgesehen, pro Station nur einen PJler zu haben. Daher ist der PJ-Unterricht die einzige Zeit, in der ihr planmäßig miteinander zu tun haben werdet.
Dienstags findet der Unterricht bei Philipp Spitzer oder einer motivierten Assistenzärztin statt. Bei uns war der Unterricht als Case Based Learning aufgebaut, wo jede Woche jemand anderes einen Fall vorstellen (und noch jemand anderes Kuchen mitbringen) durfte :)
Darüber hinaus gibt es alle paar Wochen donnerstags PJ-Unterricht bei Frau Dr. Walloch. Sie bietet an, supervisions-mäßig Patienten zu besprechen, und erzählt sonst etwas über Krankheitsbilder bzw. zeigt fachbezogene Filme.
------- Donnerstags-Fortbildungen -------
Jeden Donnerstag findet von 14:30 Uhr bis 16 Uhr eine Fortbildung statt, die sich die Assistenzärztinnen zur Facharztausbildung anrechnen können, und zu denen du als PJlerin auch herzlich eingeladen bist. Hin und wieder findet eine Fixierschulung statt, ansonsten kommen oft externe Dozentinnen. Die Qualität bzw. Interaktivität unterliegt hier natürlich auch Schwankungen.
------- P12: Die beschützende akutpsychiatrische Station -------
Regelmäßige Aufgaben: Körperliche Untersuchung und manchmal auch Anamnese bei jeglichen neu aufgenommenen Patienten (meist so 0 bis 2 neue Patienten pro Tag). Du wirst eig. nie Blut abnehmen, da diese Aufgabe von der MFA übernommen wird.
Die Station wird vom Oberarzt Prof. Thürauf geleitet. Er ist insbesondere pharmakologisch sehr versiert, und erklärt auf Nachfrage auch gerne Wirkmechanismen und so.
Die Assistenzärztinnen sind dafür zuständig, akutpsychiatrische Patientinnen mindestens einmal täglich zu sprechen, alle anderen mindestens einmal wöchentlich. Oft haben sie auch juristisch-organisatorische Aufgaben, z.B. mit einem Amtsgericht zu telefonieren oder frühere Befunde einzuholen — Aufgaben, die du teilweise auch übernehmen kannst. Insgesamt ist ihr Kalender nicht dicht befüllt, da jeden Tag spontan Aufgaben entstehen, für die freie Zeit vorhanden sein muss.
Es ist auch Aufgabe der P12-Assistenzärztinnen, tagsüber die Notaufnahme mitzuversorgen. Ich empfehle, bei solchen Gelegenheiten mitzulaufen, bzw. die Ärztinnen darum zu bitten, mitgenommen zu werden.
Zu guter Letzt: Du lernst auf der P12 ein cooles Pflegepersonal kennen. Obwohl (oder vielleicht gerade weil) Akutpsychiatrie harter Tobak sein kann, ist der Umgang im Pflegeteam oft auch heiter, quirlig und humorvoll. An ruhigen Tagen war es deshalb auch mal schön, im Stützpunkt abzuhängen. Schwierige Situationen (wie z.B. eine bevorstehende Fixierung) werden aber dennoch mit dem nötigen Ernst behandelt.
------- P21: Die offene, "psychotherapeutische" Station -------
Regelmäßige Aufgaben: Körperliche Untersuchung, EKG schreiben und befunden, und manchmal auch Anamnese bei jeglichen neu aufgenommenen Patienten (meist so 0 bis 2 neue Patienten pro Tag). Du wirst manchmal auch Blut abnehmen.
Natürlich wird auf jeder Station und insbesondere auf den offenen Stationen Psychotherapie gemacht. Meines Erachtens liegt auf der P21 jedoch ein besonders großer Fokus auf diesem Gebiet.
Dies liegt wohl unter anderem daran, dass die Station von Dr. Philipp Spitzer oberärztlich geleitet wird. Er betreut die Supervision am Montag, oft auch den PJ-Unterricht am Dienstag, und natürlich die Oberarztvisite.
Supervision: Ärztinnen und Psychotherapeutinnen setzen sich zusammen, und jemand erzählt davon, was eine bestimmte Patientin in ihnen ausgelöst hat. Manchmal bringt jemand auch ein Video mit, das im Rahmen der Facharztausbildung aufgenommen wurde. Die anderen stellen dann Fragen bzw. bringen sich persönlich ein.
Oberarztvisite: Philipp nimmt sich relativ viel Zeit (so 10-15min pro Patient), weshalb sich die Visite planmäßig über zwei Nachmittage erstreckt. Man darf beisitzen und zwischen den Patienten auch Fragen stellen.
Die Assistenzärztinnen haben recht eng getaktete Wochenpläne mit Einzel- und Gruppentherapien. Hier lohnt es sich besonders, Einsicht in ihre Outlook-Kalender zu haben (siehe Fazit) und selektiv nachzufragen, bei Patientengesprächen dabei zu sein.
Das Pflegeteam ist nett und entspannt. Auf der P21 entsteht auch mehr Kontakt zu den Psychologinnen als auf der P12, weil ihre Büros nicht in den Keller ausgelagert sind.
------- Tagesklinik -------
Die Tagesklinik ist für eine Woche interessant, aber nicht für viel mehr.
Regelmäßige Aufgaben: Körperliche Untersuchung und EKG schreiben und befunden bei jeglichen neu aufgenommenen Patienten (eig. nur so 1 bis 3 neue Patienten pro *Woche*). Du wirst vielleicht auch Blut abnehmen.
Die Hauptbeschäftigung in der Tagesklinik ist, Gruppentherapien und Arztgesprächen beizuwohnen. Ich würde es nicht missen wollen.
------- EKTs -------
Elektrokonvulsionstherapie findet montags, mittwochs und freitags statt.
Du wirst wahrscheinlich auch mal aktiv gefragt werden, zu assistieren (manche Ärztinnen machen es nur in Begleitung, manche alleine — abgesehen von den Anästhesisten natürlich).
Ich empfehle, dich nicht unbedingt aufzudrängen. Das erste Mal ist interessant, danach ist es eigentlich langweilig. Und da du vsl. eh gefragt werden wirst, spar's dir ruhig noch ein wenig auf. Außer, du hast halt echt Bock :D
------- Blockpraktikum -------
Erinnerst du dich an das Blockpraktikum Psychiatrie im 8. Semester? Es ist ein Kurs, der sich für die Studentinnen neben dem Vorlesungsalltag eine Woche lang täglich von etwa 13 Uhr bis etwa 17:30 Uhr zieht.
Ich persönlich fand es sehr spannend, das Blockpraktikum ein paar Wochen mitzubetreuen bzw. komplett alleine zu betreuen. An sich ist es ärztliche Aufgabe, aber die Ärztinnen haben manchmal einfach Personalknappheit.
Du wirst vielleicht gefragt werden, mal einen Tag zu übernehmen (oder vielleicht sogar eine ganze Woche). Falls du keine Lust hast, wird dir vermutlich niemand böse sein, wenn du ablehnst. Falls du doch Lust hast, empfehle ich, vorher mindestens einmal eine Ärztin begleitet zu haben und zugeschaut zu haben, was dazugehört.
Wichtig ist auch, zu bedenken, dass du vermutlich vor 13 Uhr nicht viel auf Station schaffen wirst, weil zum Blockpraktikum auch gehört, Patientinnen zu aquirieren, die sich bereit erklären, für ein Anamnesegespräch mit einer Studentin herzuhalten.
-------------- Fazit: Was ich gerne anders gemacht hätte --------------
1.: Es bietet sich wie gesagt manchmal die Gelegenheit, anamnestische und auch sogar annähernd therapeutische Gespräche zu führen. Es ist schwierig, die teils überladenen Assistenzärztinnen zu fragen, ob sie beiwohnen und dir danach Feedback geben können. Ich hätte daher gerne öfters Ausschau nach anderem klinischen Personal, z.B. gerade unbeschäftigten Pflegeschülerinnen o.ä. gehalten, und sie gefragt, ob sie dem Gespräch beiwohnen und danach konstruktive Kritik geben könnten.
2.: Ich hätte gerne früher angefangen, meine Arbeitstage bewusst durchzuplanen:
- Wie viele körperliche Untersuchungen kann ich heute maximal machen, ohne dass ich genervt nach Hause gehe? (meistens zwei)
- Welche Patienten interessieren mich besonders, bei welchen Gesprächen will ich also dabei sein?
- Welche Gruppentherapie würde ich gerne mitleiten?
- Welche Gelegenheiten gibt es heute noch?
3.: Zum bewussten Planen gehört auch, dass man mit seinem PJler-medads-Account in Outlook die Kalender der Ärztinnen einsehen kann. Ich empfehle, Philipp zu fragen, wie man das macht — in der PJ-WhatsApp-Gruppe gibt es dafür ne Anleitung, die er weiterleiten kann.
4.: Nutze auch so früh wie möglich Soarian, um selbst sehen zu können, welche Patientinnen auf Station sind. Auch hierfür gibt's ne Anleitung in der WhatsApp-Gruppe.
Und damit wünsche ich euch ein gutes Tertial!
Nutzt bei weiteren Fragen gerne das Kontaktformular ^^
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben Patienten aufnehmen EKGs Patienten untersuchen Eigene Patienten betreuen