PJ-Tertial Psychiatrie in Stadtklinik Frankenthal (5/2024 bis 8/2024)

Station(en)
Psychiatrische Institutsambulanz, Stationen 6A-D, Station 19 im Metznerpark
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Ich habe mein erstes PJ-Quartal in der Psychiatrie der Stadtklinik Frankenthal verbracht.
Die Stadtklinik FT ist von Mannheim aus mit den Öffis in 50 min zu erreichen, praktischer ist es aber mit Auto (25-30 min, man bekommt eine Parkplakette von der Stadtklinik gestellt).
Wichtig ist zu erwähnen dass der akademische Lehrplatz eigentlich die Psychiatrische Institutsambulanz ist (ambulantes Quartal der med. fak. Mannheim), man ist allerdings sehr flexibel und kann auch auf den Stationen hospitieren (das Krankenhaus mit Psychiatrie-Stationen ist unmittelbar neben der Ambulanz).
Der Chefarzt Dr. Münch ist super entspannt & flexibel, will einen in erster Linie für die Psychiatrie begeistern und geht auf Wünsche ein. War auch vor meiner PJ-Auswahl einmal dort um mir ein Bild von der Klinik zu machen, da hat er mich durch die Klinik geführt und meine Fragen beantwortet.
Eine weitere Besonderheit in Frankenthal ist es, dass es fast noch keine PJler dort gibt & es noch ein recht neues Lehrkrankenhaus ist, was einige Vor- und Nachteile mit sich bringt. Allerdings ist der Chefarzt sehr interessiert bzgl. Feedback meinerseits gewesen & ich habe ihm einige Verbesserungsvorschläge gegeben (die ich auch hier als Kritikpunkte aufführe), sodass man davon ausgehen kann, dass sich das PJ dort künftig nochmals verbessern wird.

Psychiatrische Institutsambulanz (PIA): In der PIA werden Patienten mit Krankheiten aus dem kompletten psychiatrischem Spektrum behandelt, von der Schizophrenie über Sucht, Depression & Angststörungen. Ärzte gibt es dort etwa 4 & Psychologen etwa 2-3. Der Patientendurchsatz ist hier teils recht hoch (~10 min / Patient). Es ist spannend viele verschiedene Patienten & Krankheiten in kurzer Zeit kennenzulernen, wenngleich einige Kontakte auch nur Routine sind (neues Rezept verordnen + Krankschreibung verlängern). Es wird in der PIA auch Psychotherapie durch Ärzte & Psychologen gemacht, auch hier kann man bei Interesse (+ Patienteneinverständnis) dabei sein. Allerdings ist die PIA räumlich & zeitlich limitiert, d.h. hier hatte ich keine eigenen Patienten. Man wurde aber dennoch teils mit einbezogen bei den Patientenkontakten, also oft zu dritt (Arzt + Patient + ich) am Tisch gesessen & konnte ebenfalls Fragen stellen, bzw. der Arzt hat gefragt ob ich noch Fragen an den Patienten habe + Nachbesprechung. Die Ärzte + das restliche Personal sind dort super nett, aber man merkt eben streckenweise dass man hier noch nicht wirklich auf PJler eingestellt ist. Zum Beispiel könnten PJler Erstaufnahmen machen (alleine + im Anschluss übergabe an den Arzt, dieser exploriert bB nochmal nach oder auch das Erstgespräch selbstständig unter Supervision führen); Depot-Spritzen; BEs; Dokumentation, etc.etc. - Wie gesagt ist die PIA räumlich und zeitlich limitiert, aber dennoch gab es Aufgaben die man an PJler abgeben hätte können (das war zB einer der Kritikpunkte im Evaluationsgespräch mit Dr. Münch).
Die Arbeitszeiten sind in der PIA super entspannt, idR kommt der erste Patient erst zwischen 8:45 und 9:00 Uhr, d.h. es ist in Ordnung wenn ihr erst gegen 9:00 Uhr da seid. Mittagspause ca. von 12-13 Uhr. Wie lange es geht ist unterschiedlich, idR zwischen 15:00 - 16:30.

Stationen 6A-D: 6A ist die Suchtstation, Station 6B die geschützte-akutpsychiatrische Station, 6D v.a. Gerontopsychiatrisch und 6C bunt gemischt. Insgesamt knapp 50 Betten, also man sieht auch hier das komplette psychiatrische Spektrum. Rahmenbedingungen sind hier super, ihr habt einen eigenen PJ-Zugang (+ recht übersichtliches EDV System) + Email + Schlüssel + einen Arbeitsplatz mit PC (da sehr großzügig Plätze im Arztzimmer vorhanden sind war quasi mindestens immer ein Platz frei).
Hier fängt der Tag um 8:00 Uhr mit der Frühbesprechung an. Hier werden Besonderheiten aus der Nacht/WE + Neuaufnahmen besprochen. Da die Frühbesprechung mit den Psychiatern von allen Stationen stattfindet (und die meisten auch in einem großen Arztzimmer sitzen), kann man dann immer frei entscheiden wo man hin möchte. Nach der Besprechung finden dann EKTs statt; man kann sich kurz einen Überblick machen + Liste ausdrucken; + ggf 1-2 BEs (die BEs werden idR vom Nachtdienst schon übernommen, also da bleibt wenig für euch übrig). Um 8:45 beginnt dann die Visite (nicht jeden Tag ist auf jeder Station Visite), ich bin meistens einfach zur CA-Visite gegangen (Dienstags Station A, Donnerstag Station B, Freitag C-D), dann hat man alle Patienten in der Woche mal gesehen. Die Visiten dauern in der Psychiatrie recht lange, bis 12:00 Uhr ist keine Seltenheit. Man sitzt meistens mit dem Team in einem Raum und holt die Patienten zu sich rein, also nicht wie in anderen Fachbereichen. Nach der Visite ist man (wie eigentlich das komplette Quartal über) super flexibel, kann einfach schauen wo etwas passiert bei dem man dabei sein möchte. Ein Arzt hat immer den Piepser für die Notaufnahme, da kann man sich dranhängen wenn man bei Neuaufnahmen dabei sein möchte. Häufig hab ich aber auch so auf den Stationsstützpunkten vorbeigeschaut, die Pflegekräfte sind überwiegend sehr nett & direkt auf Station sieht man eben am meisten. Teilweise habe ich auch Arztbriefe geschrieben zu Patienten, die ich gut gekannt habe. Letztlich waren aber die meisten meiner Aufgaben / Aktionen "freiwillig" und habe ich einfach vorgeschlagen / gemacht, von mir wurde eigentlich gar nichts erwartet. Wenn ich dann mal aus Eigeninitiative mit Aufgaben unterstützt habe (zB neuropsychiatrische Testungen; Einzelgespräche mit Patienten; Arztbriefe schreiben; Aufklärung für EKT; BEs; etc) waren sie ziemlich dankbar & teilweise glaube ich auch überrascht, dass ich das machen kann/darf/Lust darauf habe/whatever. :D Für mich als recht extrovertierten Menschen war das jetzt nicht so das Problem, aber auch hier habe ich dem CA rückgemeldet, dass allgemein die Ärzte ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickeln sollten, wie sie den PJler miteinbeziehen können (auch ohne Eigeniniative seitens des PJler). Die Assistenzärzte machen eigentlich fast immer eine halbe h Mittagspause, die Mensa ist allerdings sehr überteuert wenn man Mannheimer Verhältnisse (3€/Essen) gewöhnt ist. Essen gibts nicht gratis/vergünstigt, dafür 450€. Um 16 Uhr ist dann Übergabe an den diensthabenden Arzt und um 16:30 gehen die Assistenzärzte. Ich bin meistens schon zw. 15:45 - 16:15 gegangen, aber auch hier ist alles entspannt wenn ihr mal einen Termin habt und früher geht.

Klinik im Metznerpark: Im Metznerpark (Innenstadt FT) ist nochmal eine Station mit psychotherapeutischem Schwerpunkt. Ab September 2025 werden allerdings alle Stationen (auch der Metznerpark) in einen Neubau an der Stadtklinik umziehen, dann sind alle Stationen + die PIA beisammen. Auf dieser Station ist alles ziemlich geordnet, die Patienten haben sehr viel Programm (Ergo, Musiktherapie, etc etc) und es gibt viele Besprechungen. Das Team ist recht klein und man kann sich damit gut absprechen. Ein Highlight waren für mich die Einzelgespräche mit den Patienten, die ich zwar teils auch im Haupthaus (Station A-D) hatte, aber insbesondere im Metznerpark. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich auch einen Bachelor in Psycho habe, & mich daher Psychotherapie sehr interessiert. Da ich aber v.a. zur Urlaubszeit mit Personalengpässen dort war hatte ich einfach von mir selbst angeboten, dass ich mit einem Patienten (mit dem ich bei der Aufnahme einen ganz guten Draht hatte) Einzelgespräche durchführen könnte. Die Psychologin + Ärzte waren einverstanden + ich konnte die Sitzungen mit diesen gut nachbesprechen, also quasi wie psychotherapeutische Supervision. Als das mit dem ersten Patienten gut geklappt hatte, habe ich dann noch einen zweiten Patienten hinzugenommen, (beide jeweils 1 bis max. 2 Gespräche pro Woche).
Außerdem ist der Oberarzt dieser Station alle 2 Wochen in der JVA, auch dort habe ich ihn begleiten können was sehr spannend war.

Da ich damals auch vor dem Problem stand, dass es zu FT keinen PJ-Erfahrungsbericht gibt, habe ich diesen nun bewusst sehr ausführlich verfasst.
Zusammenfassend bin ich mit dem Quartal sehr zufrieden gewesen, auch wenn man wirklich merkt dass das Personal nicht auf PJ-ler eingestellt ist. Das kann man durch Eigeniniative ganz gut kompensieren, aber ich denke & hoffe das sich das (u.a. durch mein Feedback-Gespräch mit dem CA) in Zukunft noch bessern wird.
Im Vergleich zum ZI, bei dem es auf jeder Ambulanz/Station 2 PJler gibt, man seine festen Aufgaben hat & nicht so gut rotieren kann (dann fehlt ja ein PJler auf den das ZI komplett eingestellt ist), ist man in Frankenthal super flexibel und kann sich aus dem gesamten psychiatrischen Spektrum anschauen was man will.

Noch ein kleiner Tipp: Ich würde euch empfehlen, dass ihr im ersten Monat in der Ambulanz + auf jeder Station mal vorbeigeschaut habt. Damit ihr wisst was es für Möglichkeiten gibt, wo euch das Personal am besten liegt, wo ihr am meisten lernen könnt.. Dann könnt ihr euer restliches Quartal ja etwas danach ausrichten.

Liebe Grüße & viel Erfolg im PJ!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
450

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8