Die Gefäßchirurgie war meine letzte Rotation im Tertial und ich war sehr froh, dass es auch die kürzeste war!
Das Team der GCh ist sehr klein mit 2 Assistenten, 3 Oberärzten, 1 Chef und 1 PA. Während die ersten 2 Tage im OP viel Spaß gemacht haben und ich auch ein bisschen assistieren durfte, ging es danach rapide bergab mit der Stimmung.
Morgens um 7:30 ist immer kurze Besprechung, wo den PJs stillschweigend nur die Liste mit den anstehenden Blutabnahmen vorgelegt wird. Nach der Besprechung teilen sich die 2 Assistenten auf, einer geht in den OP, der andere macht Station. Kurz ist noch ITS-Visite, wo man ab und zu dabei sein kann, aber meistens gehen die Ärzte einfach los, ohne Bescheid zu sagen, wie es weitergeht und erwarten, dass man schon die BEs oben auf Station macht.
Man darf nicht bei der Visite mitgehen, solange nicht die BEs fertig sind und man sie eigenhändig ins Labor gebracht hat, heißt wir haben in 90% der Tage keine Visite mitbekommen. Wir haben extra nachgefragt, ob wir die Labore nicht nach der Visite machen könnten, aber das wurde von den Assistenten abgelehnt. Dafür haben wir dann parallel von der Oberärztin Ärger bekommen, warum wir nicht bei der Visite dabei sind ('Haben Sie denn wirklich gar keine Motivation überhaupt mal etwas zu lernen'). Wenn wir es doch mal zur Visite geschafft haben, durften wir dort auch nicht wirklich zuhören ('Warum steht ihr denn einfach nur rum, habt ihr etwa keine anderen Aufgaben'). Anstelle dessen sollten wir entweder noch länger im Zimmer bleiben, um bei den Patienten Flexülen zu ziehen oder Verbände neu zu machen, alternativ wurden wir schon ins nächste Zimmer geschickt, um die Verbände abzuwickeln, oder sollten irgendwelche Sachen holen/wegbringen etc. Immer wieder auch nichtärztliche Aufgaben von der PA, die wir dann übernehmen sollten.
Generell war es ein sehr respektloser Umgang mit uns, wir waren konstant nur 'die Mädels' (auch vor den Patienten) und es kamen von oberärztlicher Seite immer wieder Sprüche wie 'Die 2 jungen Damen warten nur darauf, dass sie euch (den Assistenten) endlich Arbeit abnehmen können'), die gezeigt haben, dass das Prinzip vom PJ wirklich gar nicht verstanden wurde.
Man muss die Aufnahmen machen, es wird einem aber auch nie gezeigt wie und was genau gemacht werden soll, keiner kontrolliert etwas und man bekommt einfach sehr viele unnötige, bürokratischen Aufgaben aufgehalst. Immer wieder sollten wir sogar für die internistischen Patienten Flexülen legen und BEs machen, die auf der Station nebenan lagen!!
Auf Station habe ich original gar nichts gelernt und es war dauerhaft eine sehr angespannte und unangenehme, gestresste Stimmung. Auf Fragen kamen meist nur sehr patzige Antworten oder die Aussage, dass wir lieber die Internisten fragen sollen, sie selbst hätten jetzt keine Zeit für uns. Teilweise sind wir einfach nur ziellos durchs Haus gelaufen, um möglichst wenig Zeit im Arztzimmer verbringen zu müssen... Gehen darf man meistens so gegen 15:00, aber oft saß man davor schon lange einfach nur alleine im Arztzimmer herum und wurde zig mal am Telefon vertröstet, dass gleich jemand kommt, um nochmal zu gucken, ob es nicht doch noch eine BE gibt, die noch unbedingt gemacht werden soll.
Im OP war es etwas besser, aber immer abhängig davon, mit wem man im OP war. Der eine Oberarzt war mit Abstand am sympathischsten und hat immerhin ein paar Fragen im OP gestellt und erklärt was er macht und man durfte auch ab und zu assistieren. Je nachdem, wer als Assistenz eingeteilt war, durfte man mehr oder weniger machen bzw. es kam auch vor, dass ich wieder abtreten musste 'weil es jetzt ja doch ziemlich voll am Tisch ist, wenn jetzt auch noch ein PJ dabei sein soll!'.
Wenn man nicht im OP war, gab es natürlich aber auch Ärger.
Insgesamt war es wirklich so so schlecht und ich habe extra mehr Urlaubstage als geplant genommen, um möglichst wenig Zeit dort zu verbringen. Man lernt nichts, man macht sowieso alles falsch und es ist dauerhaft schlechte Stimmung. Kein einziges Mal habe ich eine Dankeschön gehört und am letzten Tag war der Internist der einzige, der sich von mir verabschiedet hat.
Einzig positive Aspekte waren
- der eine Oberarzt, den ich von der schlechten Bewertung wirklich herausnehmen muss
- freie Wahl der Studientage
- die Internisten, mit denen man sich das Arztzimmer teilt (die einzigen, die sich mal Zeit für einen genommen haben und einem als Dank für die Flexülen, die man für sie legen sollte, immerhin etwas erklärt haben)
Bewerbung
Wahl des Krankenhauses über Pj-Portal. Dann darf man Wünsche für die Rotationen angeben (alle machen Allgemeinchirurgie, dann gibt es noch Unfall, Plastische, Thorax und Gefäß). Die Plastische ist wohl die beliebteste Rotation und daher habe ich leider keinen Platz bekommen und es war auch trotz mehrfacher Versuche und Nachfragens nicht möglich zu wechseln, also musste ich wohl oder übel in die Gefäßchirurgie..