Die erste Hälfte meines chirurgischen Tertials habe ich in der Allgemein- bzw. Viszeralchirurgie des Hospital Universitario de la Princesa in Madrid gemacht.
Für mich war schon sehr lange klar, dass ich gerne nach Spanien oder Lateinamerika gehen wollte für mindestens ein PJ-Tertial um mein Spanisch auf ein höheres Level zu bringen. Während des Abiturs hatte ich ein B2-Sprachniveau, dann habe ich viele Jahre gar kein Spanisch gesprochen, in der Vorbereitung für das Tertial habe ich dann aber mehrere Konversationskurse an meiner Uni in Leipzig gemacht, sowie selbst Vokabeln und Grammatik gelernt. Ich denke also, dass ich mit einem Level irgendwo zwischen B1 und B2 nach Madrid gegangen bin.
Ich wurde an meinem ersten Tag sehr freundlich vom Lehrbeauftragten (Iñigo Garcia Sanz) empfangen, der mir direkt erklärte, dass er mir nicht vorschreiben will, was ich machen soll, sondern dass ich mir die Sachen raussuchen soll, dir mich interessieren. Das fand ich prinzipiell erstmal sehr toll, aber nach einiger Zeit habe ich mich schon sehr allein gelassen gefühlt, weil die meisten Ärztinnen/Ärzte keinen Hehl daraus gemacht haben, dass sie keine/wenig Lust auf Lehre haben.
Frühbesprechung des gesamten ärztlichen Teams war um 8:15, danach bin ich dann in die jeweilige speziellere Frühbesprechung eines der "Unterteams" gegangen.
Es gibt 4 dieser "Unterteams": Kolorektal, Endokrino & Mamma, Hepatobilipankreas und Ösophagus/Magen.
Ich wollte jeweils zwei Wochen pro Team verbringen, habe aber relativ schnell gemerkt, dass es starke Unterschiede gibt, wenn es darum geht wieviel Lust die hatten einem (Auslands-)studenten etwas beizubringen. Deswegen habe ich fast die gesamten letzten vier Wochen im Team der Chefin, Hepatobilipankreas, verbracht. In dem Team hatten eigentlich alle Lust dir etwas beizubringen und haben auch von sich aus einfach angefangen Sachen zu erklären oder dir Fragen zu stellen. Das war nicht selbstverständlich! Generell würde ich sagen, dass sehr sehr viel Eigeninitiative gefordert war um auf sich aufmerksam zu machen (und nicht vergessen zu werden). Das war besonders am Anfang garnicht so leicht für mich damit umzugehen, mit der Zeit habe ich mich dann aber daran gewöhnt bzw. an die Leute gehalten, bei denen ich wusste, dass sie mir auch von sich aus etwas beibringen wollen.
Naja, nach der Frühbesprechung ging es also in die Unterteams und dann wurde visitiert und in den OP ("quirófano") gegangen. Nicht jedes der Unterteams hatte jeden Tag OPs, sondern alternativ Ambulanzsprechstunde ("consulta") oder manchmal auch nur Stationsdienst ("planta").
Im OP konnte ich leider nur wenig mithelfen, meistens wurde nur zugeguckt. Ich glaube in den acht Wochen stand ich weniger als 1x/Woche mit am Tisch. Am meisten gelernt habe ich definitiv in der Ambulanzsprechstunde, weil man dort eine 1:1 Teaching Situation hatte in der man zwischen den PatientInnen Fragen stellen und deren Fälle besprechen konnte.
Gegangen bin ich meisten zwischen 12-1, weil dann die Ambulanz bzw. der OP durch war. Es gab also viel Zeit um das tolle Madrid zu erkunden!!!
Sprachlich hatte ich im Vorhinein eher das Gefühl gut vorbereitet zu sein, aber habe dann schnell gemerkt, dass im Krankenhaus gerne noch schneller geredet wird als ohnehin schon in Spanien üblich ist. Daran gewöhnt man sich aber auch mit der Zeit. Ein Level von mindestens (!) B1 würde ich aber trotzdem empfehlen. Um an meinem Spanisch weiter zu arbeiten habe ich mir dann auch recht schnell noch einen Spanischkurs gesucht.
Während meiner Zeit hatte ich das Glück, dass ein weiterer PJler bei mir auf Station war, das hat die Zeit in der Klinik deutlich angenehmer gemacht.
Außerdem haben wir eine weitere PJlerin kennengelernt, die in der Unfallchirurgie desselben Krankenhauses ein halbes Tertial verbracht hat und meinte, dass dort alles wesentlich freundlicher und organisierter war.
Alles in allem fand ich Madrid total super und hatte Glück außerhalb des Krankenhauses nette Menschen kennenzulernen und tolle Erfahrungen zu machen. Aber ein (halbes) Tertial in der Allgemeinchirurgie des Hospital Universitario de la Princesa muss man nicht machen, wenn man Lust hat was zu lernen haha.
Sehr viel besser wurde es aber danach in der zweiten Tertialhälfte in der Kinderchirurgie des Hospital Infantil Universitario de Niño Jesus.
(Dazu schreibe ich noch einen eigenen Bericht.)
Bewerbung
Bewerbung als Erasmus-Praktikant über das Praktikumsbüro der UAM (Universidad Autónoma de Madrid).