Allgemeines:
Das Chirurgie-Tertial ist unterteilt in 8 Wochen Unfall- und 8 Wochen Allgemeinchirurgie. Die PJ-Koordinatorin Sophie Kopitz ist super nett und nahbar, mit ihr kann man auf Augenhöhe alles besprechen. Alles ist top organisiert, am ersten Tag bekommt man einen Transponder und alle Computerzugänge, man ist damit auch zu allem, was man braucht, prinzipiell berechtigt, falls irgendwas nicht klappt, kann man das unkompliziert über die IT klären. Es gibt auf jeder Station ein PJ-Telefon. Die PJ-Wohnungen sind je nach Gebäude ausreichend bis top ausgestattet, für den Weg zur Klinik ist aber ein Fahrrad vor Ort ganz sinnvoll. Ich selbst bin meistens aus Leipzig gependelt, das machen viele der ÄiW so, ist mitRad+S-Bahn auch ganz gut machbar. PJ-Unterricht gab es leider während des gesamten Tertials nicht. Die Studientage konnten flexibel eingeteilt werden, bei mehreren PJs wurde darum gebeten, dass diese sich möglichst absprechen, sodass immer jemand da ist. Die Tage können prinzipiell auch gesammelt genommen werden. Eine Woche Spätschicht in der Notaufnahme ist Pflicht, hat mir auch super gefallen, weil man, je nachdem wer einen betreut, sehr viel untersuchen und selbst mitdenken bzw auch mal nähen kann.
ACh:
Los ging es morgens um ca. 7.15 Uhr mit der Visite, dabei war es je nach Besetzung PJ-Aufgabe, anfallende Aufgaben mitzuschreiben oder am Computer die Visite zu dokumentieren, Anordnungen an die Pflege zu schreiben, Medikamente zu ändern etc. Gedankliche Anwesenheit war also unbedingt gefragt. Es war auch eine eher typisch chirurgische und knappe Visite, die meisten Ärzt*innen haben sich aber für Fragen und Sorgen der Patient*innen Zeit genommen.
Dann ging es zur Morgenbesprechung, hier wurde der OP-Plan eingeteilt. Teilweise wurde man zu OPs direkt mit eingeteilt, man konnte bei Interesse im Anschluss die Operateur*innen fragen, ob man mitkommen kann, manchmal wurde man aus dem OP angerufen, dass jemand benötigt wird. Insgesamt würde ich sagen, dass man je nach PJ-Studierenden-Anzahl alle 1-2 Tage in eine OP "musste", man konnte aber auch gerne häufiger. Mir hatte es eher vor dem Chirurgie-Tertial gegraust, ich war aber letztlich gerne im OP, die meisten haben gerne und gut erklärt (durchaus aber auch anatomische Strukturen und grundgelegene OP-Techniken abgefragt), man war häufig erste Assistenz, hat natürlich oft die Kamera geführt, Instrumente gehalten, getupft etc., das war aber tatsächlich einigermaßen abwechselungsreich und man musste meistens schon mitdenken, sodass es nicht langweilig wurde. Nähen durfte man manchmal, tackern immer, mal was durchschneiden oder sich an einer Ligatur versuchen war auch drin. Wer viel Interesse und EIgeninitiative zeigt, darf sicher auch noch mehr machen.
Nach der Morgenbesprechung wurden Untersuchungen angemeldet, dann ging es an Blutabnahmen und Flexülen, das war aber meistens nicht allzu viel bzw durch junge Patient*innen und viele ZVKs häufig auch nicht so schwer. Danach war man im OP oder hat in Rücksprache mit den Ärzt*innen weitere To-Dos abgearbeitet, dabei zum Beispiel Briefe selbstständig geschreiben, Patient*innen aufgenommen oder von der postoperativen Überwachung auf der Intensivstation übernommen. Da musste man auch mitdenken, zu den Patient*innen gehen und je nach Zustand Medikamente und Anordnungen an die Pflege ändern. Die meisten aus dem ärztlichen Team sind einem damit nicht hinterhergelaufen bzw. haben das nicht überprüft, haben bei Nachfragen und Unsicherheiten aber gern geholfen. Wenn Zeit war, haben manche mit einem echt lang und ausgiebig Fälle besprochen (sehr hilfreich für's Mündliche), andere brachten einem Knoten bei oder haben interessante CTs gezeigt. Man war zwischenzeitlich auch länger alleine auf Station und hat selbstständig gearbeitet, dabei war man Anlaufstelle für Fragen der Pflege. Da ist es wichtig, sich selbst klar zu machen, welche Entscheidungen (z.B. bzgl. Medikamenten) man sich zutraut zu treffen und wegen welchen man lieber noch mal anruft. Es wurde fast immer gemeinsam zu Mittag gegessen, je nach eigener politischer Einstellung waren hier und auch im OP viele Gespräche und Sprüche nicht so leicht auszuhalten, Klimapolitik und Migration waren da gern gesehene Themen. Auch sexistische Witze waren häufig, ich selbst habe da nichts erlebt, dass ich als grenzüberschreitend wahrgenommen habe, von Mit-PJlerinnen habe ich aber auch anderes gehört.
Der Kontakt mit der Pflege war größtenteils nett und kollegial, Ausnahmen gibt es immer. Die Behandlung im ärztlichen Team war größtenteils auch sehr nett und auf Augenhöhe, man hatte fast immer das Gefühl, dass die eigene Mitarbeit gewertschätzt wurde. Es gibt einen Oberarzt, der manchmal persönlich und vor allem im OP auch laut wird, da wurde ich aber vom restlichen Team auch vorgewarnt und konnte deshalb damit ganz gut umgehen. Offizielles Arbeitsende war um 15.45 Uhr, mal früher gehen war nach Absprache bei Terminen oder wenn einfach weniger los war häufig möglich, sehr vereinzelt wurde man gebeten, für die Assistenz in einer bestimmen OP länger zu bleiben, das war aber echt die absolute Ausnahme und nicht länger als 30 Minuten. Beim OP-Personal natürlich unbedingt vorstellen, dann sind die auch alle sehr nett.
Alles in Allem hat mir das Tertial überraschend gut gefallen, ich habe viel gelernt, selbstständiges Arbeiten wurde gefördert, ohne dass ich mich alleine gelassen gefühlt habe. Nettes Team, Kommunikation auf Augenhöhe. Mankos waren die Kommentare über bestimmte Menschengruppen und die Zeit auf der Unfallchirugie (siehe eigene Bewertung).