Während meines Praktischen Jahres (PJ) hatte ich das Glück, die ersten zwei Monate am Universitätsspital Zürich (USZ) zu absolvieren. Als renommierte Klinik bietet das USZ eine beeindruckende Bandbreite an komplexen Eingriffen und hochspezialisierten Behandlungen, die einen tiefen Einblick in die moderne Medizin ermöglichen. Doch obwohl die Zeit dort zweifellos spannend und lehrreich war, nahm meine PJ-Erfahrung eine unerwartet positive Wendung, als ich für die folgenden zwei Monate im Rahmen des Vertrags an das GZO Spital Wetzikon wechselte.
Zu Beginn war ich nicht besonders begeistert von der Aussicht, aus der lebendigen und schönen Stadt Zürich in den kleinen Vorort Wetzikon zu wechseln. Doch im Nachhinein kann ich sagen, dass es das Beste war, was mir hätte passieren können. Die Zeit im GZO war eine der lehrreichsten Phasen meines PJs, und ich habe dort unglaublich viel gelernt.
Das Team im GZO Spital ist relativ klein, was jedoch einen großen Vorteil mit sich bringt. Es besteht aus drei Oberärzten, einem Assistenzarzt und in der Regel einem Unterassistenten. Diese überschaubare Teamgröße erlaubt es, dass man als engagierter PJler viel Verantwortung übernehmen und aktiv in den Klinikalltag eingebunden werden kann. Alle Ärzte, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren ausgesprochen freundlich und hatten großes Interesse daran, ihr Wissen an uns Studierende weiterzugeben. Besonders die Assistenzärztin, mit der ich auf Station zusammengearbeitet habe, hat sich sehr viel Zeit genommen, mir Dinge zu erklären und mich in die täglichen Abläufe einzuführen.
Nachdem ich eingearbeitet war, durfte ich die stationären Patienten weitestgehend selbstständig unter Aufsicht betreuen. Das umfasste die Durchführung von Visiten, das Anfertigen von Verlaufseinträgen, die regelmäßige Anwendung von Sonografien und das Schreiben von Berichten. Ich hatte auch die Möglichkeit, regelmäßig an den Sprechstunden der Oberärzte und des Assistenzarztes teilzunehmen, wo ich selbst viel praktisch tätig werden konnte. Zu den Aufgaben, die ich eigenständig übernehmen durfte, gehörten zum Beispiel der Wechsel von Dauerkathetern, Zystofix-Wechsel, die Versorgung von Wunden und natürlich auch viele Sonografien, vor allem der Nieren und Hoden.
Zwar gibt es im GZO aufgrund der Größe des Hauses nur zwei feste OP-Tage pro Woche, montags und donnerstags, doch auch das hat seine Vorteile. An diesen Tagen werden überwiegend „Standard-Operationen“ durchgeführt, wie zum Beispiel zahlreiche Ureterorenoskopien. Trotz der Routine haben sich die Ärzte viel Mühe gegeben, mir die Abläufe genau zu erklären. Es war immer möglich, bei den Operationen mit am Tisch zu stehen, und wenn man Interesse zeigte und fragte, durfte man auch selbst aktiv werden. Da ich selbst eine Karriere in der Urologie anstrebe, hatte ich sogar die Möglichkeit, unter Anleitung einen DJ-Katheter zu legen – eine großartige Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Zusammenfassend kann ich jedem, der eine Vertiefung im Bereich Urologie anstrebt, nur wärmstens empfehlen, einen Teil des PJ im GZO Spital Wetzikon zu absolvieren. Die Atmosphäre ist familiär, das Team hervorragend und die Lernmöglichkeiten sind vielfältig. Die zwei Monate am Universitätsspital Zürich waren ebenfalls spannend, vor allem weil man dort die Gelegenheit hat, seltene und hochkomplexe Eingriffe zu beobachten. Doch wenn es darum geht, praktisch zu arbeiten und eigenständig zu lernen, ist das GZO in Wetzikon meiner Meinung nach unschlagbar.
