Das Team auf Station war super nett. Man fühlte sich direkt von Tag 1 an sehr willkommen und wurde immer mit auf Visite genommen, wo man selbst untersuchen durfte und ansonsten für die Dokumentation zuständig war. Nadeln legen und Blut abnehmen muss man überhaupt nicht. Ansonsten ist man viel mit dem Schreiben von Arztbriefen beschäftigt oder ist als Assistent im OP. Welche Aufgaben man übernimmt, kann man sich frei mit den anderen PJlern aufteilen, solange am Ende alle OPs besetzt sind. Praktische Fähigkeiten erlernen, kommt leider etwas kurz. Bis auf ein paar VAC-Wechsel und kleinere Wundversorgung ist auf Station häufig wenig zu tun, auch weil die Pflege hier vieles selbstständig macht (zB Magensonden legen etc).
PJ-Unterricht gab es als ich da war leider gar keinen (gibt es sonst aber wohl schon). Insgesamt lag der Fokus nicht wirklich auf der Lehre und richtig lehrreich wird das Tertial hier nur mit viel eigenständiger Motivation und Nachfragen. Dann sind die Ärzte aber auch immer mega hilfsbereit und erklären viel und ausführlich. Insgesamt ist der Stationsalltag für PJler vom Arbeitsaufwand her als sehr entspannt einzuordnen, wenn nicht gerade mega viele OPs anstehen, was aber so gut wie nie vorkommt. Trotzdem sind die Tage oft recht lang, weil man selten vor 16 Uhr gehen darf und morgens um 7 Uhr anfängt. Manchmal muss man dann auch einfach um 14:30 Uhr seinen Mut zusammennehmen und sagen: "Hey Leute, alle Briefe sind geschrieben. Wenn es sonst gerade nichts mehr zu tun gibt, würde ich jetzt heimgehen." Ansonsten doktert man noch 2 Stunden an den Briefen rum, was eher einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gleichkommt oder geht den 3. Kaffee trinken.
Luzern als Stadt ist mega nice. Schaut, dass ihr nicht zu spät aus der Klinik kommt und geht Wandern, Klettern oder Chillen am See. (Aber Achtung: Luzern ist die regenreichste Region der Schweiz. Auch im Sommer müsst ihr mit relativ viel Regen rechnen.)
Bewerbung
Die Bewerbung muss mindestens 2 Jahre im Voraus erfolgen. Sonst kann man nur auf frei werdende Plätze aufgrund von Absagen hoffen und sich kurz vor Tertialbeginn nochmal bewerben. Bei der Bewerbung kommt es meiner Erfahrung nach (und aus Gesprächen mit anderen PJlern) zu 99% auf den frühzeitigen Bewerbungszeitpunkt an und praktisch gar nicht auf den Bewerbungsinhalt (Motivationsschreiben u.ä.). Ich habe mich einfach in der Chirurgie beworben. Die Einteilung in der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie war reiner Zufall. Wenn man für das chirurgische Tertial von der Heimatuni aus also zwingend einen bestimmten Zeitraum in diesen Fächern absolvieren muss, sollte man dies bei der Bewerbung unbedingt angeben. Ansonsten erfolgen auch Einteilungen im Schilddrüsenzentrum, auf der Gefässchirurgie und in der Unfallchirurgie/Orthopädie. Neben 8 stationären Wochen Allgemein und Viszi war ich auch im Notfallzentrum eingeteilt.