Ich habe mich aufgrund der guten Bewertungen für das Krankenhaus entschieden und kann diese nicht/ bzw. nur eingeschränkt bestätigen.
Ich war ausschließlich in der Allgemeinchirurgie zugeteilt. Eine feste Rotation in die Notaufnahmen (wie bei den Innere-PJler:innen) war für mich nicht vorgesehen. Es wurde gesagt, dass ich dort vorbei schauen kann, wenn ich zeitlichen Puffer habe, aber dieser war häufig nicht vorhanden und hat für eine ausreichende Einarbeitung nicht gereicht.
Ein regulärer Tag begann mit der Morgenbesprechung um 7:30. Das Team ist recht klein und ich wurde nett aufgenommen. Anschließend standen für mich Blutentnahmen, Zugänge und im OP Haken halten an. Hierbei habe ich mich häufig ausgenutzt gefühlt. Die ersten 6 Wochen habe ich keine einzige Visite mitmachen können und Wundversorgung/kleinere Eingriffe auf Station verpasst, weil ich in der Zeit Blutentnahmen machen musste. Auf Station gab es kaum Lehre. Der OP ist mit Sicherheit spannend für alle, die chirurgische interessiert sind, denn hier darf man auf Eigeninitiative einiges machen. Die OP-Pflege ist sehr nett und die Oberärztin und die beiden Oberärzte erklären am Tisch einiges und sind auch sehr geduldig, wenn man nähen lernen möchte. Nach dem OP standen auf Station noch Arztbriefe an. Insgesamt fand ich es schade zu sehen, wie stark die Hierarchie in der Chirurgie ausgeprägt und wie wenig Raum und Offenheit für Verbesserungsvorschläge (von z.B. Assistent:innen, Pflege etc.) war. Der Kostendruck auf das Personal ist enorm. Gefühlt wird hier auf Kosten der Mitarbeitenden und der Patient:innen gespart, wo er nur geht.
Es gibt keine explizite Lehre in dem Krankenhaus. Theoretisch kann man an Fortbildungen der Inneren teilnehmen, aber diese kollidieren eigentlich immer mit dem OP und die vorhanden Strukturen sind eher auf Innere-PJler:innen ausgelegt. Dadurch erforderte es umso mehr Eigeninitiative z.B. für ein paar Tage in die Notaufnahme zu rotieren und auch mal NEF mitzufahren (kann ich sehr empfehlen!). Einen Tag pro Woche hat man einen Studientag. Der kann flexibel geplant werden, z.B. ein fester Tag pro Woche oder sammeln.
Mittagessen war meistens möglich und kostenlos. Hierbei braucht man allerdings einen starken Magen.
Ich war im baufälligen Wohnheim direkt neben dem Krankenhaus untergebracht und habe mich dort unfassbar unwohl gefühlt. Die Zimmer sind mit einem eigenen Bad ausgestattet, die Küche und Waschmaschine teilt man sich mit der Etage. In meinem ersten Zimmer gab es ein Schimmelproblem und die zahlreichen Silberfische sind bis in meine Schränke und aufs Bett geklettert. Die Wohnheimsleitung war dann sehr bemüht eine Alternative zu finden, aber auch in dem Zimmer gab es zahlreiche Silberfische. Internet ist nicht vorhanden. Eine kostenlose Parkkarte steht zur Verfügung.
Lobenswert sind noch die Fitnessangebote für Mitarbeitende. Es besteht die Möglichkeit den Fitnessgeräteraum der Physiotherapie mitzubenutzen und am Lauftreff donnerstags teilzunehmen, der viel Spaß gemacht hat.
Ursprünglich hatte ich überlegt mich für die Innere Weiterbildung im Haus zu bewerben, aber der Gesamteindruck ist geprägt von Personal-/Kosteneinsparungen und wirkt wenig einladend. Diejenigen, die das Krankenhaus noch zusammenhalten, sind die überwiegend freundlichen Mitarbeitenden, die das Beste aus der Situation machen.