PJ-Tertial Allgemeinmedizin in Praxis (12/2022 bis 2/2023)

Station(en)
Sprechstunde, Sono, EKG, Lufu, Notarzt
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Kurz vorab:
Ich schreibe die Bewertung meiner Famulatur für weitere Famulanten sowie als als Empfehlung für die kommenden ambulanten PJ-Tertiale nach der neuen PJ-Ordnung.

Meine Hausarzt-Famu habe ich in einer der hausärztlichen Praxen in Balve im Sauerland absolviert, nämlich der Praxis Dr. Stüeken am Drostenplatz.
Die Praxis ist akademische Lehrpraxis (entweder Uni Münster, RUB oder Uni Witten/Herdecke, die regionale Aufteilung im Sauerland ist nicht immer eindeutig, haha) und kooperiert mit der Uni Witten/Herdecke für das "Local Hero"-Projekt im Rahmen der Gewinnung neuer Hausärzte auf dem Land.

Die Betreuung ist sehr eng, zu meiner Zeit waren es vier Ärzte für einen Famulus:
- Der Praxisinhaber ist Allgemeinmediziner
- Ein FA für Anästhesie, der aus der Klinik in die Niederlassung geht und damals die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner gemacht hat.
- Eine FÄ für Chirurgie, welche ebenfalls in die Niederlassung geht und damals ihre Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin gemacht hat.
- Ein Allgemeinmediziner im Ruhestand, der noch in der Praxis unterstützt.
Mittlerweile hat die Ärztin aber die Zweigpraxis in Wenholthausen bei Eslohe übernommen und führt mWn nur noch Hausbesuche im Balver Altenheim durch.

Ich durfte während der Famulatur alles sehen und durchführen, worauf ich Lust hatte.
Sofern es ein freies Untersuchungszimmer gab, durfte ich darin eigenständig Patienten betreuen und anschließend Anamnese, Befunde und Procedere mit dem Arzt besprechen, bevor der Patient entlassen wurde.
Ansonsten war ich immer gemeinsam mit einem der Ärzte in einem Untersuchungsraum, konnte aber immer sehr selbstständig arbeiten.

Ich habe in den fünf Wochen folgendes gemacht:
- Anamnese und klinische Untersuchung durchgeführt: Eigene Verdachtsdiagnose gestellt, entsprechende Untersuchung durchgeführt, dabei immer parallel mit dem Arzt untersucht (auskultiert, palpiert, etc.), direkt im Anschluss die Befunde besprochen und so auch große Fortschritte in der Differentialdiagnostik und KU gehabt.
--> Ich habe in den fünf Wochen wahrscheinlich mehr und besser KUs gelernt als in den fünf Jahren Studium zuvor, weil durch die 1 zu 1 Betreuung immer ein direktes Feedback mit Lerneffekt möglich war. In der Uni bzw. dem Unterricht am Krankenbett hat man doch oft ohne anwesenden Arzt "einfach nur schnell was untersucht", ohne einen Plan zu haben, damit man bei der anschließenden Besprechung berichten konnte.
- Laboranmeldung, Ãœberweisungen inkl. Indikationsstellung
- EKG-Befundung (ich durfte jedes EKG zuerst selbst befunden, dann mein Kürzel dahinter setzen und der Arzt hat dann nochmal selbst kurz angeschaut)
- Lufu-Befundung (durfte auch hier jede Lufu zuerst selbst befunden)
- Diagnostik, v.a. Sonographie: Abdomen, Schilddrüse, Lunge/Pleura, TVT-Abklärung
--> Schilddrüsen habe ich am Ende der Famu quasi alleine "vorgeschallt" und dann die Bilder demonstriert, Abdomen habe ich entweder vorgeschallt oder durfte nach der Untersuchung nochmal selber die Befunde schallen
--> Sonografie war auf sehr hohem Niveau, der Arzt war wirklich fit darin, konnte viel erklären und teachen.
- Versorgung kleiner Verletzungen und Wunden, chirurgische Wundtherapie chronischer Wunden
- ärztliche Gesprächsführung, auch in schwierigen Situationen wie Krebsdiagnosen, psychologische Problemstellungen, etc.
- Medikamententherapie (nicht nur oberflächlich mit "einfach das Medikament dann noch dazu", sondern wirklich tiefgehend mit Indikationen, Halbwertszeiten, Wechselwirkungen, Medikamentendosierungen bei geriatrischen Patienten, Studienlage, etc.)
- Besprechung von labormedizinischen und radiologischen Befunden
- U-Untersuchungen und kleinere Fälle bei Kindern ab dem Schulalter
- Hausbesuche (u.a. im Altenheim)

Insgesamt habe ich ein wirklich sehr breites Spektrum an Fächern und Erkrankungen gesehen (Innere, Chirurgie, UCH, bisschen Ortho (der Arzt ist auch Physiotherapeut und konnte daher auch die Untersuchungen super gut teachen), Pädiatrie (ab dem Schulalter), Derma, Psych, Notfallmedizin (s.u.), Neurologie). Das war wirklich Allgemeinmedizin auf einem hohem Niveau und mit extrem guten Teaching.

Die Praxis ist fast vollkommen digital, die einzigen Zettel, die es noch gab, waren die Laboranmeldungen, ansonsten lief alles andere, inkl. der EKGs und LuFu, zentral über die Praxissoftware, das war wirklich sehr nice!

Notarztdienst:
Das Mitfahren im Notarztdienst wäre möglich gewesen.
Damals lief es so, dass der örtliche Rettungswagen (RTW) einen der Ärzte auf dem Weg zum Patienten einsammelt und dann als Notarztwagen (NAW) zum Einsatzort fährt. Daher war es nur möglich mitzufahren, falls auf dem RTW kein Azubi oder Praktikant des Rettungsdienstes saß und somit ein vierter Platz für mich frei gewesen wäre.
Mittlerweile betreibt die Praxis in Kooperation mit dem DRK einen eigenen "Medi-PKW" mit dem die Ärzte selbstständig zum Einsatzort fahren können, daher sollte das jetzt vielleicht einfacher sein.

Arbeitszeiten und Blutentnahmen:
Regelarbeitszeit war Montags, Dienstags, Donnerstags 07:30 bis 12:30 und 14:00 bis 18:00 Uhr, Mittwochs und Freitags nur vormittags von 07:30 bis 12:30 Uhr, typisch für eine Hausarztpraxis eben.
Es war kein Problem auch mal einen Tag frei zu machen, ich musste z.B. einmal etwas in der Uni erledigen und habe dann einen Tag gefehlt (hätte den Tag auch nicht nacharbeiten müssen) oder einen Nachmittag frei zu machen.
Blutentnahmen oder Viggos legen musste ich nicht regelhaft machen, habe es aber natürlich übernommen, wenn es sowieso gerade bei einem Patienten gepasst hat oder zeitkritisch war.
Bewerbung
Bewerbung:
Einfach über die Homepage der Praxis bzw. die E-Mail-Adresse:
https://www.praxis-drostenplatz.de/2021/

Förderung:
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) fördert Hausarzt-Famulaturen in unterversorgten Gebieten mit 400€ pro Monat.
Die Bewerbung ist relativ einfach über das Online-Formular der KVWL möglich:
https://www.kvwl.de/mitglieder/niederlassung/foerderung/famulaturfoerderung

Ich habe mich ca. ein Jahr im Voraus beworben, es ist aber noch bis zu vier Wochen vor Beginn der Famulatur möglich, gefördert werden Studierende aller Universitäten.
2022/2023 war die Förderung laut Homepage der KVWL noch auf Studierende von Universitäten aus NRW beschränkt, auf Rückfrage konnte meine Famulatur dennoch gefördert werden, obwohl ich in BW studiert habe.
Ich glaube sie haben selber eingesehen, dass das sonst kontraproduktiv ist, weil man ja v.a. Personen fördern möchte, die vom Land kommen, dann studieren gegangen (und damit auch oft in ein anderes Bundesland umgezogen) sind und dann quasi wieder zurück in die Heimat gehen.
Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
EKG
Prüfungsvorbereitung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Rehas anmelden
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
EKGs
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1