Zuerst hatte ich mein Tertial in der Schweiz in Glarus für ein Wintertertial geplant. Allerdings waren hier die Plätze (auch 2 Jahre im Voraus) sehr weit ausgebucht. Im Nachhinein stellte sich dies doch als Glücksfall heraus, so konnte ich das Glarnerland im Sommer kennenlernen und erkunden. Die Schweiz bietet sowohl Sommer wie Winters ein perfektes Freizeitangebot. Einige Beispiele: Wandern in den umliegenden Alpen, Rennradfahren, Schwimmen im Klöntaler See, Ausflüge in die umliegenden Städte und zu den umliegenden Seen, Städtetrips nach Zürich und Fussball gucken in den hiesigen Kneipen. Wer allerdings Party und Menschentrubel sucht ist hier falsch. Glarus, mit gut 50.000 Einwohnern, ist ein kleines Kanton und selbst den Schweizern teilweise nicht bekannt :). Allerdings folgt hieraus unberührte Natur und wenig Tourismus.
Als Unterassistent wohnt man im Personalwohnheim des Krankenhauses, welches einen morgendlichen Weg von 5 min zur Folge hat. Die Wohnungen sind sauber, ordentlich und man hat alles was man benötigt (denkt aber unbedingt an Besteck und Küchenutensilien bis auf eine Mikrowelle und einen Kühlschrank müsst ihr die Ausstattung komplett selbst mitbringen). Der Tag startet mit dem Morgenrapport, hier werden die aktuell wichtigen Patienten anhand der radiologischen Diagnostik besprochen. Danach geht es entweder auf die Station, in den Operationssaal oder auf den Notfall.
Auf der Station habt ihr meistens eigenen Patienten und könnt die einfachen Fälle selbstständig behandeln. Aufnahmen, Visiten und Arztbriefe schreiben, sowie kleine Interventionen, Verbandswechsel und Ultraschall könnt ihr je nach Kenntnisstand selbstständig durchführen und dann mit Oberärzten besprechen. Oft werdet ihr im Verlauf des Tages in den OP gerufen, wenn ihr nicht von Anfang an eingeteilt seid.
Im Operationssaal seid ihr häufig ganztägig fest eingeplant, so werdet ihr auf dem eigenen Telefon zu den Operationen gerufen und steht dann als 1. oder 2. Assistenz auf dem Plan. Das Spektrum reicht über Viszeralchirurgische , Traumatologische und Gefässchirurgische Eingriffe, sowie die Geburtshilfe und Gynäkologie. Als Uhu ist man dann auch bei den belegärztlichen Operationen eingeteilt: Urologie, Orthopädie, Handchirurgie, Neurochirurgie, plastische Chirurgie, HNO. Man sieht also ein großes Spektrum und arbeitet in einem interdisziplinären Team. Wenn man aber die High-End Chirurgie sehen möchte, müsst ihr wahrscheinlich an einen größeren Versorger in der Schweiz gehen.
Auf dem Notfall seid ihr entweder im Früh- oder Spätdienst eingeteilt. Hier nehmt ihr Patienten selbstständig auf und erhebt Anamnese und körperlichen Untersuchungsbefund. Anmeldung von weiterführender Diagnostik und Wundversorgung, z.B. mittels Hautnaht, zählt ebenfalls zu euren Aufgaben. ein selbständiges Arbeiten ist auch hier möglich.
Mit dem Nachmittagsrapport wird der Tag dann häufig zwischen 16:30 und 17:00 Uhr beendet.
Wichtig zu wissen ist, dass ihr fest im Dienstplan eingeteilt seid. Sodass ihr mindestens 1 Wochenende im Monat arbeiten müsst und in regelmässigen Abständen im Pickettdienst eingeteilt seid, also ein Rufdienst für Notfall-OPs, den ihr nach Dienstende bis zum nächsten Morgen ausführen müsst. Ich wurde allerdings nicht allzuhäufig angerufen.
Mir hat mein Tertial in Glarus sehr viel Freude bereitet und ich kann es nur jedem empfehlen. Nicht nur die schöne Natur und die Freizeitaktivitäten, auch die Wertschätzung im Team und von den Patienten ist hier wirklich sehr gut. Man erhält Feedback und darf vieles selbstständig erledigen, eine Supervision durch erfahrene Ärzte ist jederzeit möglich. Allerdings solltet ihr euch darauf einstellen, dass ihr netto etwa 45-50 Stunden die Woche arbeitet. Für eine Pause und Mittagessen auch mit den anderen Assistenten war jedoch fast jeden Tag Zeit. Zum Ende des Tertials erhaltet ihr ein Evaluationsgespräch mit ausführlicher Rückmeldung, sodass ihr auch eine Reflexion zu eurem Kenntnisstand und eurer Arbeit erhaltet.
Bewerbung
2 Jahre im Voraus, manchmal werden einige Monate vorher noch Plätze frei