Ich hatte mir ein kleines sehr gut bewertetes Haus für die allgemeine Innere ausgesucht, um etwas zu lernen. Das ist leider so nicht in Erfüllung gegangen.
Ich war (mit den anderen PJlern) der Blutabnahmedienst der gesamten internistischen Klinik.
Der Tag beginnt um 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung. Dort kann man der Übergabe des diensthabenden Assistenten an den Tagdienst beiwohnen. Besonders freundlich ist die Atmosphäre nicht. Die Oberärzte machen oft nicht den Eindruck, auch nur im Ansatz simulieren zu wollen, aufzupassen, sondern beschäftigen sich lieber mit ihren Smartphones. Die Fehler des Diensthabenden werden oft unnötig lang und breit vor dem Team verhandelt.
Von etwa 8 bis 13/14 Uhr stehen Blutabnahmen und Braunülen an. Man bekommt zu Beginn des Tages etwa 30-35 Röhrchen und 5-8 Braunen zugeteilt und soll das dann umsetzen. Es ist nicht daran zu denken mit auf Visite zu gehen, sonst würden die Blutentnahmen ja nicht gemacht.
Die Assistenten wollen einem das eigentlich so nicht aufbürden, machen aber selbst so viele Überstunden, dass es für sie nicht möglich ist da etwas dran zu ändern. Ich habe über das Tertial sehr viele von ihnen weinen sehen. Es haben auch sehr viele gekündigt. Sie wurden ausschließlich durch Berufseinsteiger ersetzt, was der Qualität der Lehre sicherlich nicht zuträglich ist.
Aus betriebswirtschaftlichen Gründen soll kein Blutentnahmedienst eingestellt werden. Das ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht sicher richtig - ein PJler ist ja deutlich billiger, als jemand, der Mindestlohn haben will. Es entspricht leider aber nicht dem, was der PJler machen soll.
Ich habe immer wieder versucht einen eigenen Patienten zu bekommen, einen Arztbrief schreiben zu dürfen oder etwas zu lernen, aber das war so gar nicht drin. Wenn ich ins Arztzimmer ging wurde ich mit dem Verweis darauf, dass für mich dort kein Platz sei, zurück zum Pflegestützpunkt geschickt.
Nachmittags kamen oft telefonisch mehr Anfragen auf Blutentnahmen und man durfte in der Funktionsdiagnostik zuschauen. Leider ist man nach so vielen Patientenkontakten am Morgen nicht mehr in der Lage dabei zu lernen und die wichtigsten Punkte des Tages laufen morgens und sind nachmittags längst vorbei.
Das gute ist, dass es den Leuten völlig egal zu sein scheint, ob man anwesend ist, oder nicht. Ich denke, dass ich deutlich zu pflichtbewusst war. Einige andere PJler sind z.T. 4 Wochen am Stück unangekündigt dem PJ fern geblieben und haben trotzdem die Bescheinigung bekommen. Das gleiche gilt dafür zu gehen nachdem man die Blutentnahmen gemacht hat.
Dieses Krankenhaus wird die Reform sicher nicht überleben, ist chronisch unterbesetzt, alle sind gestresst, es gibt offene Stellen und die Arbeitnehmer sind (verständlicherweise) schlecht drauf.
Der gastroenterologische und der geriatrische Chef sind beide sehr nette kompetente Ärzte, die aber leider auch nichts gegen die finanziellen Engpässe und Personalmangel tun können. Die Fortbildungen, die manchmal stattgefunden haben waren tatsächlich gut. Die kurze Zeit auf der Geriatrie und in der Ambulanz waren etwas besser, aber auch nicht wirklich gut.
Man ist letztlich als PJler nicht Teil des Teams, kommt nicht wirklich mit den Erkrankungen und Patienten in Kontakt, verrichtet keine ärztlichen Tätigkeiten, lernt nichts, und wird mit Anrufen bombardiert, weil man angeblich zu langsam Blut abnimmt. Ich würde mich gegen ein PJ in diesem Haus entscheiden, wenn ich noch einmal die Wahl hätte.