Ich habe mein drittes Tertial in Prien in der RoMed Klinik absolviert und habe aus der Zeit sehr viel mitnehmen können! Ich schreibe die Bewertung leider etwas verspätet nach meinem Examen, kann jetzt aber bestätigen dass mich dieses Chirurgie Tertial sehr gut auf das Examen vorbereitet hat.
Organisation:
Dank der sehr engagierten und hilfsbereiten Chefarztsekretärin Frau Heider ist der Start in der Klinik einmalig gut organisiert! Wer es von Unikliniken gewöhnt ist, am ersten Tag total verloren zu sein, weder Schlüssel noch Zugang zu haben und das Gefühl zu haben niemand weiß wer man ist, wird hier überrascht. Frau Heider begrüßt einen mit allem was man braucht (Essenschip, Spint-Schlüssel, Namensschild, IT Zugang, Telefon) und regelt alle organisatorischen Fragen mit einem. Dann wird man in der Regel vom Chef oder einem der Oberärzte persönlich in Empfang genommen, trinkt einen Kaffee zum Kennenlernen und wird durch die Klinik geführt und jedem vorgestellt. Überstunden sollen dokumentiert werden und dürfen mit Freizeit ausgeglichen werden. Ich war das volle Tertial abzüglich 20 Urlaubstage für Examensvorbereitung da und es gab bis auf vier Wochen immer tatkräftige Unterstützung durch Famuli und dann auch eine zweite, total engagierte PJ-lerin. Ich hab in dem ganzen Tertial ca. 32 Überstunden gemacht und durfte diese mit Freizeit ausgleichen. Im Vergleich zu anderen Tertialen ist das total im Rahmen und der Freizeitausgleich ist nicht selbstverständlich!
Krankheit oder sonstige Fehltage müssen an Frau Heider und die zuständigen Stationsärzte gemeldet werden.
Zum Ende des Tertial kann man eine Prüfungssimulation machen und hat einen Termin zum abschließenden Gespräch mit dem Chef. Wir haben sogar ungefragt ein schriftliches Arbeitszeugnis bekommen und ein kleines Geschenk von den Assistenten :)
Stimmung im Team:
Das Haus ist ja eher klein, dadurch kennt man schnell alle Kollegen. Vom stets gut gelaunten Team in der Cafeteria über die Laborfachkräfte, das Pflegepersonal und die ärztlichen Kollegen. Ich habe es als gute Zusammenarbeit mit familiärem Charakter erlebt. Die Assistenten sind super freundlich, erklären viel und lassen einen auch viel selbstständig machen. Die Stimmung im OP ist meistens auch sehr gut. Die OP Pflege ist sehr freundlich, es gibt einen Pausenraum mit Snacks und Getränken und die aller meisten Operateure sind sehr freundlich. Während der Zeit war auch Rosenheimer Herbstfest, da wurden wir PJler eingeladen auf Hendl und Maß und hatten einen super lustigen Abend. Zu zwei weiteren Teamveranstaltungen wurden wir ebenfalls eingeladen, da hatte ich aber leider keine Zeit. Morgens um 06:30 hat sich das Team regelmäßig am Badeplatz neben der Klinik zum schwimmen getroffen :)
Lehre:
Wie überall ist schnell die Personaldecke mal dünn wenn Leute durch Krankheit oder Urlaub ausfallen, davon sind vor allem die Sommermonate betroffen. Dennoch hat Frau Heider und der Chef sehr darauf geachtet, dass Lehrveranstaltungen statt finden. Es gab nicht wöchentlich einen festen Termin, aber es wurden verschiedene Formate in den Alltag eingebaut. Hier eine Übersicht, was stattgefunden hat in der Zeit in der ich da war:
1) Täglich zweimal Röntgendemo in den Teambesprechungen von allen Befunden aus dem Haus
-> Davon habe ich im Examen extrem profitiert! Regelmäßig wurden wir Studenten zum befunden vor dem Team aufgefordert und haben damit schnell eine Routine entwickelt wie man bei der Befundung vorgeht. Außerdem sieht man die Klassiker aus der Allgemeinchirurgischen Notaufnahme aber auch spezielle Befunde insbesondere von Kolorektalen Karzinomen.
2) Lehrvisiten mit dem Chef
-> Da wir häufig nicht an der täglichen Visite teilnehmen konnten und diese ohnehin chirurgisch kurz ausfällt, hat sich der Chef regelmäßig Zeit genommen für Lehrvisiten. Hier sind wir dann 2-3 Fälle durchgegangen über Anamnese, KU, Diagnostik, Therapie und Procedere. Das hat sehr geholfen für das klinische Verständnis vom Verlauf der klassischen Krankheitsbilder die einem im Chirurgie Examen so begegnen.
3) Nahtkurs und Ãœbungsstation
-> Chef und LOA Primbs haben einen 2 stündigen Nahtkurs gegeben und im Anschluss haben wir mit dem Übungsmaterial eine Station im Archiv zum üben aufgebaut. Hier kann man ordentlich an den Nahtskills arbeiten!
4) Seminare (hier sind wohl wegen Urlaub und Krankheit einige ausgefallen)
-> Schilddrüse
-> Endoprothetik
-> Frakturlehre
5) Fallbesprechungen
-> Bei Interesse/Fragen/Anregungen zu Fällen konnte man IMMER OAs ansprechen und Fälle durchsprechen. Hier kann ich euch wirklich nur ermuntern in Euren Tertialen die Zeit zu nutzen und die Initiative zu zeigen und die Leute anzusprechen. Häufig ist wenig Zeit und die Ärzte haben lauter Aufgaben im Kopf sodass es kein böser Wille ist wenn nicht ständig jemand fragt ob man dies oder jenes gemeinsam durchsprechen möchte. Wenn ihr aber Interesse zeigt und Fragen stellt, bekommt ihr in Prien von allen aus dem Team was zurück oder einen Termin um mehr zu besprechen wenns in dem Moment nicht passt.
6) Praxisbesuch in Traunstein
-> Es gibt die Möglichkeit zu Dr. Primbs und Herrn Nowotny nach Traunstein in die Allgemeinchirurgische Praxis für einzelne Tage zu gehen. Hier hat man nochmal einen ganz anderen Arbeitsalltag und erlebt eine ganz andere Facette zur Arbeit in der Klinik! Super nettes Team und auch hier wurde mir viel gezeigt und erklärt. Im ambulanten OP durfte ich auch assistieren.
Tagesablauf:
07:00-07:45 BEs und PVKs
- In der Regel sollte es für die beiden Stationen jeweils einen Studenten geben, ist das nicht der Fall helfen die Ärzte nach der Besprechung auch mal mit wenn man sie darum bittet.
07:45-08:00 Frühbesprechung
- Röntgendemo und OP Einteilung, Übergabe, Besonderheiten etc
08:00-Nachmittags OP
- hier ist man je nach Besetzung mehr, mal weniger im OP eingeteilt, man kann Wünsche äußern! Und Absprache mit den anderen Stud empfiehlt sich
- Häufige Eingriffe: Hüft TEP (2 OASS), Knie TEPs (1 OASS), Schultergürtel (1 OASS), Leistenhernien (1 OASS), Gallen (2 oder 1 OASS), Appendektomie (1 OASS), Kolorektale Karzinome (2 OASS), Divertikulitis/Ileus etc (2 OASS), NCH v.a. Wirbelsäulen am Mikroskop (1 OASS), Handchirurgie (1 OASS)
- wenn Luft im Plan ist darf man nach Absprache immer zu Dr. Kindler in die Handchirurgie, hier ist die Stimmung am besten und man lernt super viel! Macht das!
11:00-14:00 Mittagessen
-> in der Cafeteria mit Seeblick (Telefonisch kann man sich auch was beiseite stellen lassen wenn man länger im OP ist) - Essen ist richtig gut und umsonst für PJ und Famuli! Häufig mit Kollegen zusammen.
14:30 Mittagsbesprechung
-> Röntgendemo, OP Einteilung nächster Tag, Übergabe etc.
15:30 Arbeitsende
Man kann jederzeit wenn man nicht im OP eingeteilt ist und auf den Stationen alle Aufgaben erledigt sind in die Notaufnahme gehen und dort Patienten sehen, nähen etc. Hier kann man wirklich viel lernen! Beispielsweise habe ich hier eine Appendizitis diagnostiziert -> OA bestätigt, war im Anschluss bei der OP dabei und hab sie dann im Verlauf stationär mit betreut. Das klingt banal, aber die Gelegenheit so einen ganzen Verlauf zu begleiten hat man in einem großen Haus nicht.
Freizeit:
Wer das Chiemgau kennt, kann sich vorstellen wie hoch der Freizeitwert hier ist! Wandern, Radeln, Klettern, Schwimmen, Segeln... alles möglich! Man arbeitet da, wo andere Urlaub machen.. Ich war regelmäßig vor der Arbeit zum Sonnenaufgang über der Herreninsel schwimmen, das werde ich nie vergessen!
Fazit:
Ich kann das Tertial jedem weiterempfehlen der eine gute chirurgische Grundlage erarbeiten möchte, sich klinisch fit fühlen will und keine Lust auf eine riesen Uniklinik mit Macho Operateuren hat. Natürlich ist es ein Haus der Grund- und Regelversorgung und kein Maximalversorger, ich habe deshalb aber nicht wenig gesehen, im Gegenteil..die wichtigsten, häufigsten Krankheitsbilder die im Examen eine Rolle spielen kann man hier gründlich studieren und einen differenzierten, klinischen Blick entwickeln. Die Zusammenarbeit mit der Pflege, den Assistenten, den Stations- und Oberärzten und dem Chef war sehr angenehm und hat viel Freude bereitet!
Bewerbung
Bewerbung über das PJ Tertial.
Wenn man im Personalwohnheim unterkommen möchte, sollte man am besten direkt nach Buchung Kontakt mit dem Chefarztsekretariat von PD Dr. Herrle aufnehmen, hier wird man dann mit allen Infos versorgt und an die Zuständige Person fürs Wohnheim vermittelt.