Koloproktologie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Schilddrüsenchirurgie, Leber-/Gallenblasenchirurgie, Bariatrie
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Mein chirurgisches PJ-Tertial in Zaragoza hat mir sehr gut gefallen, da man einen Einblick in ein anderes Gesundheitssystem erlangt und zudem eine Art Auszeit von dem oft sehr stressigen PJ-Alltag in Deutschland erhält.
Ich hatte mich etwa 1-1,5 Jahre zuvor über das International Office meiner Universität beworben und wurde dann nach etwa einem halben Jahr als Erasmus-Studentin angenommen. Finanziert habe ich mir das Tertial mithilfe eines über die Universität beantragten Erasmus-Plus-Stipendiums, was problemlos funktionierte. Bereits in den Semestern zuvor hatte ich einen Spanischkurs über die Uni belegt und konnte zum Tertialbeginn ein Niveau der Stufe B2 vorweisen. Mindestens B1 ist meiner Meinung nach auch notwendig, da es zu Beginn sehr schwierig war mit der Sprechgeschwindigkeit im klinischen Alltag zurecht zukommen und die dortigen Kolleg:innen teilweise nicht allzu gerne und gut Englisch sprechen. Die administrativen Angelegenheiten waren kein Problem, da die dortige Ansprechpartnerin für Erasmus-Studierende (Frau Salas) sehr sympathisch und unkompliziert alles regelt und man jederzeit eine direkte Ansprechpartnerin bei Fragen und Problemen hat.
In Zaragoza selbst habe ich mich über die Universität Zaragoza noch für einen Intensiv-Spanischkurs angemeldet, was zwar zu Beginn etwas anstrengend war, da dieser über mehrere Wochen jeden Abend stattgefunden hat, jedoch auch sehr Spaß gemacht hat. Hierdurch habe ich ebenfalls Kontakte knüpfen können und Tipps und Tricks für das Leben in Zaragoza erfahren.
In Sachen Unterkunft habe ich über eine weitere Studierende meiner Universität, welche im Tertial vor mir bereits in Zaragoza war, ein WG-Zimmer übernommen, was wirklich ein Glücksfall war! Somit habe ich mit Spanisch-sprechenden Personen zusammengelebt und bin wirklich voll und ganz in die Sprache eingetaucht, was hilft die anfängliche Hemmung schnell zu überwinden und wahnsinnige Fortschritte garantiert. :)
Am Hospital Universitario Miguel Servet wird man automatisch in die verschiedenen chirurgischen Rotationen eingeteilt. Immer etwa 2 Wochen vor dem nächsten Einsatz erscheint über die Uni-Homepage eine Liste aller Studierenden, auf welcher man sein Fachgebiet und auch den/die fest zugeteilte:n ärztliche:n Mentor:in (Oberärzt:in - adjunto) sehen kann. Dies hat mir sehr gut gefallen, dass man immer genau weiß, welche Ärztin für einen zuständig ist und nie völlig verloren in ein Team kommt. Man läuft dann mit der entsprechenden Ärztin/Arzt überall mit und kommt somit in allen möglichen Bereichen des Krankenhauses herum (OP, Notaufnahme, Sprechstunde, Station etc.).
In jeden Fachgebiet fand morgens erstmal eine Übergabe statt, entweder mit den Fallvorstellungen der Patient:innen des letzten Dienstes oder Besprechung der aktuellen Patient:innen auf Station und den geplanten Operationen des Tages. Im Anschluss geht man ganz häufig erst einmal ganz entspannt in die Cafeteria zum Café und kleinen Frühstück. Hier ist es üblich, dass die Studierenden "eingeladen" werden und nicht selbst zahlen müssen. :) Mir hat dieser Start in den Tag sehr gefallen und man hat das Gefühl der Teamzusammenhalt wird dadurch gestärkt. Insgesamt ist das persönliche Verhältnis untereinander ganz anders, da sich alle Duzen und mit Vornamen ansprechen (auch Patient:innen und Angehörige!!). Alles rückt daher viel näher zusammen, was zunächst erstmal ungewöhnlich erscheint, aber eine ganz besondere Arzt-Patienten-Beziehung entstehen lässt, bei der man sich nach erfolgreicher Behandlung auch einmal in die Arme fällt.
Danach geht man entweder zur Visite, wo man als Studierende auch etwas körperlich untersuchen darf oder man geht, je nach Einteilung des Mentors, direkt in den Op. Da die spanischen Studierenden oft nicht auf demselben praktischen Kenntnisstand sind wie wir im PJ und diese meist erst als Assistenzärzte (residentes) das praktisch Lernen, was wir zuvor im PJ schon machen durften, bekamen natürlich häufig die Assistenten Vorrang beim Assistieren und Haken halten und man steht als Studierende unsteril dabei und schaut zu. Je nach dem wie man sich jedoch mit dem Team versteht bzw. wenn man zum Beispiel mal nachmittags dazukommt, wenn dort Ops stattfinden, kann man die Chance nutzen und auch häufig assistieren. So oder so wird einem sehr viel erklärt und gezeigt und man darf jederzeit Fragen stellen. Zu meiner Zeit war auch gerade etwas personeller Notstand in der Schilddrüsenchirurgie, sodass ich dort häufig zu Operationen dazu gerufen wurde, und dann auch mal als 1. Assistenz Haken halten und Nähen durfte, was sehr viel Spaß gemacht hat. Generell hatte ich jedoch den Eindruck, dass in Spanien sehr viele Wunden einfach geklammert werden, auch kleine Laparoskopie-Wunden.
Wenn der/die Mentor:in in der Sprechstunde (Consulta) eingeteilt war, welche entweder intern in der Klinik oder in einem externen Zentrum in der Nähe des Hauptbahnhofs stattfand, durfte man hier dabei sein und je nach Ärzt:in auch mal mit untersuchen.
Wenn die zugeteilte Ärzt:in auf Station eingeteilt ist, kann man sich auch häufig an die Assistenzärzt:innen hängen und mit ihnen Fälle in der Notaufnahme anschauen oder prä- und postoperative Visiten auf Station begleiten. Bei Wunsch kann man auch mal an einem 24-h- Dienst teilnehmen. Ansonsten finden auch immer wieder in allen Fachgebieten kleine ambulante Operationen statt (Lipom-/Atheromexzisionen, Karpaltunnelsyndrom etc.), wo man als Studierende gerne dazustoßen, assistieren und nähen darf.
Der Arbeitstag selbst dauerte in der Regel nicht so lange, wie man das aus einem deutschen PJ-Tertial vielleicht gewohnt ist. Meistens durfte ich so um 14 Uhr bzw. nach dem OP-Programm gehen. So hatte ich auch genügend Freizeit um die Stadt Zaragoza und die Umgebung zu erkunden.
An den Wochenenden habe ich die Zeit häufig genutzt um auch andere Städte (Madrid, Barcelona, San Sebastian, Bilbao, Pamplona, Huesca etc.) zu besuchen. Zaragoza selbst ist meiner Meinung nach ein sehr schönes, nicht allzu touristisch überlaufenes Städtchen, mit einem interessanten kulturellen Angebot (verschiedene Museen), im Sommer regelmäßigen Veranstaltungen im Stadtzentrum (Mittelaltermarkt, Markt der Kulturen, Modeschau, religiöse Feste, Tag des Buches, Blumenausstellung im Park etc.). Zudem hat es super leckere Tapasbars (el Tubo - bekanntes Tapasviertel).
Ich kann insgesamt ein PJ-Tertial in Zaragoza wärmstens empfehlen, da es eine große Bereicherung ist, man sich sprachlich super schnell verbessert und die dortigen Kolleg:innen wirklich sehr sympathisch waren und einem viel erklärt und gezeigt haben.
Bewerbung
Etwa 1 -1,5 Jahre vorher über International Office der Universität für Erasmus-Plus-Programm