PJ-Tertial Visceralchirurgie in Klinikum Grosshadern (11/2022 bis 3/2023)

Station(en)
G6, G5 (die beiden großen viszeralchirurgischen Stationen)
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Das Tertial in der Viszeralchirurgie war die Hölle, geht am besten irgendwo anders hin.

Ich hatte die LMU als meine Heimatuniversität für das Tertial in der Chirurgie gewählt, weil ich viel sehen wollte, viel im OP stehen und dort lernen.
Viel sehen konnte man, das bringt allerdings überhaupt nichts, wenn niemand auch nur ein wenig Zeit hat, Fälle mit Studenten durchzugehen oder die Betreuung eigener Patienten zu ermöglichen. Ich hatte bereits einige Vorerfahrung im OP, da ich während des Studiums als Studentin im OP gearbeitet hatte. Ich wurde trotzdem noch nirgends so viel angekeift / angemault bis angeschrien, durfte auch nach Nachfragen nicht in den Situs blicken ect.

Aber einmal von Vorne:
Den Assistenten und Assistentinnen möchte ich keinen Vorwurf machen, sie gehen auf den Stationen vor Arbeit unter, müssen es für ihre Weiterbildung irgendwie selbst in den OP schaffen und haben dementsprechend wenig bis keine Zeit für Lehre. Die Arbeit auf der Station besteht aus Blutabnahmen und Zugängen (man ist meistens zu mehreren, sodass das schnell gemacht ist) und einer schier endlosen Zahl an Wundverbänden. Hier war ich sehr froh über eine freiwillige Zeit auf der Intensivstation während der Corona-Pandemie, korrekte Wundversorgung zeigt einem nämlich auf der Station niemand. Als PJ-Student hat man keinen Zugriff auf das Schreiben von Arztbriefen, das Anordnen von Medikamenten ist auch unter Supervision nicht möglich, sodass die eigene Betreuung von Patienten eigentlich nicht stattfindet. Es wird immer wieder durch Oberärzte darauf hingewiesen, man solle doch Patienten bei Visite vorstellen, aber dafür ist dann im Endeffekt nie Zeit und wer soll die Drainagen hochhalten, wenn der PJler einen Patienten vorstellt?!

In den OP muss man immer rennen, sonst wird man angemault, wieso man so spät ist. Dort kann man dann dabei zusehen, wie andere zur Schnecke gemacht werden oder ihre Assistenten / OP-Personal zur Schnecke machen. Wahlweise kann man auch selbst zur Schnecke gemacht werden. Die Male, in der ich während der OP beispielsweise ausgefragt wurde, anatomische Leitstrukturen aufsuchen, operatives Vorgehen beschreiben sollte (= Lehre), kann ich an einer Hand abzählen. Meist waren es immer dieselben Leute, die sich für die PJler eingesetzt haben. Der Höhepunkt meines PJs in der Viszeralchirurgie war die Assistenz bei einer Lebertransplantation (an einem Feiertag und nachmittags), das werde ich im Positiven nie vergessen.
Der Tiefpunkt meines PJs war die Situation, in der ich dafür beschimpft wurde (vom Chefarzt höchstpersönlich, vom Facharzt ebenso), dass auf der Station eine Anastomoseninsuffizienz einer pankreatikojejunalen Anastomose zu spät am Tag aufgefallen war. Zwei Oberärzte standen still daneben, eine Assistenärztin (man weiß, welche zwei Assistenzärztinnen sich für PJler einsetzen) erhob Einspruch. Danach hatte ich einen Termin beim Dekan, um den Vorfall zu melden; eine Wechselanfrage an die PJ-Beauftragten wurde bis kurz vor dem regulären Wechseln in die Unfallchirurgie nicht beantwortet.

Sagt auf keinen Fall auch nur einen Mucks in der Röntgenbesprechung, ihr werdet einen Kopf kürzer gemacht. Einen eigenen Patienten hier vorzustellen, ist utopisch. Lehrveranstaltungen gibt es in der Theorie, während meiner Zeit auf Station konnte ich an keiner teilnehmen. Mittagessen gibt es auch, oft habe ich es nicht zum Essen geschafft. Es kümmert sich eigentlich niemand um Fehlzeiten oder wann man kommt / geht, das ist vielleicht der Vorteil daran, dass man als billige Hilfskraft zählt.

Im Arztzimmer der Nephrologie kann man kurz weinen gehen, falls man das mal braucht. ;) Diesen Bericht schreibe ich deutlich nach meinem PJ (zur Sicherheit) und mit grandios bestandenem M3, Chirurgin werde ich keine mehr.

Habt viel Freude im PJ und nehmt alles mit, was ihr dort lernen könnt. Aber am besten nicht in der Viszeralchirurgie in Großhadern.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Blut abnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
500
Gebühren in EUR
-

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
5
Unterricht
5
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.47