Vorweg: für mich steht schon lange fest, dass ich gerne fachlich in die Rechtsmedizin gehen möchte und ich hatte auch vor dem PJ schon Kontakt zur Rechtsmedizin Bonn (Famulatur, Dissertation, etc.), sodass ich mich sehr bewusst für das Tertial hier entschieden habe. Und ich kann es absolut weiterempfehlen. Man wird als PJler hier sehr geschätzt und Schritt für Schritt darf man immer mehr Aufgaben übernehmen.
Ein Tag beginnt gegen 8 Uhr (dank eines Schlüssels und eines Arbeitsplatzes kann man natürlich auch schon früher kommen), dienstags gibt es dann eine Frühbesprechung, bei der die Fälle der letzten Woche besprochen werden. Wenn Obduktionen anliegen, geht es dann in den Saal, wo man anfangs erstmal kleinere Aufgaben übernehmen kann, mit der Zeit dann aber aktiv mit am Tisch steht und selbstständig Organpakete untersuchen kann.
Zu körperlichen Untersuchungen Lebender darf man auch immer mitfahren, gleiches gilt für Tat-/Fundorte.
Sollten keine Obduktionen geplant sein, findet drei mal die Woche die Kremationsleichenschau statt, die man mit der Zeit auch (unter Aufsicht) selber durchführen darf.
Ansonsten kann man sich in der Erstellung von rechtsmedizinischen Gutachten (Fahrtüchtigkeit, Knochenfunde, Histologie, etc.) üben oder tatsächlich, ganz die PJler-Arbeit, mal Blut abnehmen (ist bei mir zwei mal vorgekommen, wobei der eine "Patient" sich die Butterfly selber gesetzt hat).
Nahezu jede Woche findet eine interne Fortbildung statt, in der entweder spezielle Themen oder Fälle besprochen werden. Generell kann man jeden immer mit Fragen löchern und auch mal über den Tellerrand hinaus blicken, indem man mal in die Toxikologie oder die Genetik reinschaut.
Das Team ist super sympathisch und ich habe mich direkt willkommen gefühlt. Die Mittagspausen verbringt man gemeinsam und auch "abteilungsübergreifend", vor allem am "Fritten-Freitag"!
Falls außerhalb der Dienstzeiten mal etwas "spannendes" passiert, kann man auch darum bitten, angerufen und informiert zu werden.
Während meines Tertials hatte ich die Chance, bei einer Exhumierung dabei zu sein (was nicht häufig vorkommt) und es wurde sich sofort stark dafür eingesetzt, dass ich an dem Tag keine anderen Aufgaben zugeteilt bekomme, damit ich auf jeden Fall dabei sein kann.
Dienstags nachmittags finden immer die Vorlesug und Seminare statt, denen man immer auch beiwohnen kann (oder sie tatsächlich auch mal selber halten darf).
In den älteren Berichten findet man die Aussage, dass man nachmittags nicht beachtet werde und quasi gehen kann, wann man möchte. Hier ist meiner Meinung nach Eigeninitiative gefragt. Ich war im Endeffekt häufig bis nach 16 Uhr im Institut (keine Sorge, das wird eben nicht erwartet, sondern ist "auf meinen eigenen Mist gewachsen") und habe nachmittags dann Gutachten geschrieben, Sektionsprotokolle korrigiert, z.T. schon CTs für den Folgetag gefahren, mit den Ärzen Fälle oder Themen besprochen, teilweise gab es nachmittags dann auch nochmal Obduktionen oder körperliche Untersuchungen. Tatsächlich habe ich sogar die Chance bekommen, an eine Veröffentlichung mitzuarbeiten (übrigens auch eine gute Nachmittagsbeschäftigung). Es lohnt sich also, einfach mal den Mund aufzumachen und aktiv nachzufragen, ob was ansteht. Und falls sich dann wirklich nichts zu Tun finden lässt, kann man die Zeit dann immernoch mit Recherchen in der Bibliothek, Prüfungsvorbereitung oder der Doktorarbeit füllen.
Abschließend kann ich nur nochmal betonen, dass ich das Tertial hier absolut genossen habe und es jederzeit nochmal wiederholen würde. Das Team ist super nett und auch über die Grenzen der forensischen Medizin hinaus herrscht eine absolut wertschätzende Stimmung und ein entspanntes Miteinander. Man hat die Chance, wirklich viel zu sehen, zu lernen und mitzunehmen, man muss aber eben auch ein bisschen zeigen, dass man das möchte.