Ich habe Gefäßchirurgie als Wahlfach an der LMU absolviert, da ich bereits vorher durch eine Famulatur in Villach eine sehr gute Erfahrung in der GCH gemacht habe und vor der Assistenzarztwahl einen tieferen Einblick in der Uniklinik erhalten wollte.
Kurz und knapp: ich habe das Tertial auf der H7 geliebt und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen! Dabei spielt aber vor allem der menschliche Faktor rein, da es nach rein objektiven PJ-Kriterien sicherlich ausbaufähig wäre.
Da es mein drittes Tertial war und ich die letzten 20 Fehltage fürs Lernen eingeplant hatte, waren es schlussendlich nur 12 Wochen auf der H7. Die Formalitäten bezüglich Personalbogen und Bezahlung klärt man mit der Verantwortlichen der LMU ab. Es gibt einen allgemeinen PJ-Einführungstag für alle PJ-Studierenden des Tertials wobei alle wichtige Informationen, so auch zu den verschiedenen Lehrveranstaltungen, geklärt werden. Dabei hat man generell die Möglichkeit jeden Tag an einem anderen Kurs teilzunehmen.
Leider habe ich vor Beginn des Tertial keine Informationen von der PJ-Beauftragten erhalten. Generell ist das Wahlfach recht neu (seit 2022) und ich war die zweite PJlerin, die sie seitdem auf der H7 aufgenommen haben. Trotz vorheriger E-Mail und Kontakt zum PJ-Büro bekam ich keine Antwort. Deswegen bin ich am ersten regulären PJ Tag ins Sekretariat gestampft, wobei man auch nicht wirklich was mit mir anzufangen wusste und ich auf die Station geschickt wurde. Da hab ich die Dienstags-Chefarzt erstmal gecrasht und alle schienen recht überrascht aber stark erfreut über meine Präsenz und die Aussage, ich würde für 3 Monate bleiben! (Folgend werden die Assistenten nicht gegendert, da es während meines Tertial nur männliche Assistenzärzte gab)
Die Gefäßassistentin, die gute Seele der Station und ein herzenslieber Mensch, gab mir eine kurze Einführung und Erklärung zu den jeweiligen Menschen auf der Station. Zum Glück befand sich zu meinem Beginn eine Hospitation auf Station, die mir mit sehr viel Geduld den Wochenablauf und die gesamte Station zeigte. Der erste PJler der Station fing mit mir am selben Tag seine Assistenzarztzeit an und erklärte mir auch, was er als PJler so alles getan hat. Generell hatte ich eine sehr tolle Einführungswoche. Trotzdem war ich sehr froh, das Tertial als drittes gewählt zu haben, da man zu dem Zeitpunkt doch schon viel Erfahrung gesammelt hat und somit die gesamte Eingewöhnung schneller geht. Man arbeitet nämlich doch recht selbstständig.
Jeden Tag Beginn gegen 07:00, ggf. schon mit Blutentnahmen, dringenden EKGs oder Viggos beginnen.
Um 7:15 ist Frühbesprechung, hier gibt’s auch 2-3x die Woche Fortbildung.
Dann Visite auf Privatstation. Als PJler:in ist man für die BE und Verbände mit zuständig, aber die Assistenten helfen mit. Es geht generell sehr flott.
Dann weiter Visite oben auf der H7. Leichtes Chaos zwischen abwechselnden Aufgaben: teilweise Dokumentation auf dem PC, meistens Verbandswechsel, zwischendurch mal ne Viggo. Es geht sehr schnell und man verpasst oft einen Großteil der Visite. Oft ist man dann erstmal bis 10:00 beschäftigt die Aufgaben aufzuarbeiten und die Gefäßassistentin ggf. bei den Blutentnahmen auf Station zu unterstützen. Beziehungsweise wird’s nie langweilig.. der Stationsarzt findet immer einer Aufgabe für einen.
Generell ist man sehr frei in seiner Einteilung, es gibt keine richtige Rotation. Es wird einem angeboten, dass man jederzeit in den OP kann oder auch in die Sprechstunde. Man sollte die Oberärzte oder einen der eingeteilten Assistenzärzte entsprechend nur fragen.
Ich bin persönlich selbstverschuldet viel zu oft auf Station geblieben, da es einfach 1000x Aufgaben gibt und der Stationsarzt oft alleine die 34 Patient:innen betreut.. aber zu außerordentlichen OPs auch oft in den OP mit. Man darf generell auch immer mit an den Tisch und als 2. Assistenz mitoperieren (bzw. Haken halten,..). Die Oberärzt:innen freuen sich immer einen in der Sprechstunde oder OP zu sehen und beantworten geduldig alle Fragen!
Jeden Dienstag ist Chefarztvisite. Es wird von einem verlangt, dass man immer ein Zimmer mitbetreut.. also den Überblick über die 3 Patient:innen hat und diese bei der Visite auch vorstellt. Die Mitbetreuung unter der Woche lief tatsächlich eher nicht so autonom, da der Stationsarzt einfach so viel zu tun hat, dass da selten die Zeit bleibt mit der PJlerin alle Patienten zu planen und durchzusprechen. Kann man bestimmt aber auch aktiver einfordern!
Dadurch, dass ich so viel Zeit auf Station verbracht habe, habe ich mich recht schnell mit der Pflege angefreundet und es herrschte ein wirklich super Verhältnis zwischen uns. Ich konnte immer alle um Hilfe bitten und saß auch in der Küche mal zum Pause machen mit dabei. Super liebes Team, dafür dass die Station oft chaotisch und die Patient:innen echt anstrengend sind..nur Liebe für die Pflege der H7!
Ich habe wirklich super viel gelernt in den 3 Monaten! Die Stimmung im Ärzte-Team ist auch sehr kollegial und wir haben auch privat manchmal was zusammen unternommen. Oft sitzt man abends irgendwie noch bis 18:00/19:00 zusammen, als PJlerin hab ich dann immer versucht die anfallenden Viggos, Laborkontrollen und Arztbriefe abzunehmen.. denn nach der Nachmittagsbesprechung um 15:30 fallen für den Stationsarzt oft 100 neue Aufgaben an.
Mittagessen war tatsächlich eher eine Rarität..auch wenn man die Marken dafür erhält. Oft haben wir uns nach der Nachmittagsbesprechung das Patientenessen geteilt oder bei Gustum für alle Sandwiches geholt.
Es ist auch definitiv möglich nach der Nachmittagsbesprechung schon zu gehen. Mir hat es einfach gut gefallen, so dass ich oft gerne länger blieb. Damit bin ich aber als PJlerin auf eine durchschnittliche 52-60h/Woche gekommen. (und war trotzdem die Erste die gegangen ist..)
Während meines Tertials war die GCH aber auch etwas unterbesetzt. Zudem befanden sich von den 6 Assistenzärzten noch 4 im ersten Jahr – deswegen war es oft eher ein gemeinsames Lernen anstatt aktiver Lehre für mich.
Jeden zweiten Mittwoch ist Forschungstreffen. Da darf man auch jederzeit mit.
Unterm Strich hat mir das Tertial wirklich sehr gut gefallen, auch wenn es sehr anstrengend war. Es hat meine Begeisterung für die Gefäßchirurgie aber definitib noch erweitert und ich bin mir nun sicher, für welches Fach ich mich entscheiden werde!
Bewerbung
Generell läuft die Planung des PJ über die LMU und somit auch die Buchung zu den regulären Fristen des PJ Portals. Es gibt jeweils nur einen Platz pro Tertial. Da das Wahlfach aber von den wenigsten Unis anerkannt wird als Wahltertial und die Begeisterung sich unverständlicherweise klein hält für das Fach, sollte das generell kein Problem sein.