Das PJ-Tertial in der Schön Klinik Roseneck ist für Interessierte an der Psychosomatik sehr zu empfehlen :)
Ich war auf einer Jugendstation mit Schwerpunkt Essstörungen eingeteilt und wurde von Anfang an sehr herzlich ins Team aufgenommen. Ich durfte regelmäßig bei Einzel- und Gruppentherapien sowie Visiten beim leitenden Psychologen dabei sein und alle waren bemüht, mir viel zu zeigen und beizubringen. Auch die Teilnahme an stationsübergreifenden Indikativgruppen wie Depressionsbewältigung ist möglich (und zu empfehlen).
Zu den Aufgaben, die ich im Verlauf selbstständig übernehmen durfte, gehörten zum Beispiel die Tischbegleitung essgestörter Patienten, Leitung von Essprotokollgruppen und (Teilen) der allgemeinen Gruppentherapie, therapeutische Kurzkontakte (z. B. Wochenende vorbesprechen), EKGs befunden, medizinische Aufnahmen von Patintinnen sowie gegen Ende auch mal eine Essensexposition zu begleiten. Erfahrungsgemäß dauerts 1-2 Wochen bis man sich an den Arbeitsablauf in der Klinik gewöhnt hat. Der Plan kann anfangs auch noch recht leer sein, füllt sich aber im Verlauf dann doch ziemlich schnell, sodass man gut beschäftigt ist :)
In Absprache mit meinem Stationsarzt durfte ich nach ein paar Wochen sogar Zimmer eigenständig betreuen, d. h. bei medizinischen Anliegen der jeweiligen Patientinnen als erster Ansprechpartner fungieren und diese regelmäßig zur medizinischen Sprechstunde sehen, Labore und Untersuchungen anmelden, Kurvenvisite machen sowie in ärztlicher Rücksprache Medikamente an- und absetzen. An somatischen Beschwerden ist im Jugendbereich für gewöhnlich natürlich recht wenig los, meistens beschränkt es sich auf Infekte, Bauchschmerzen und ähnliches, im Erwachsenenbereich sieht es da schon etwas anders aus (wenn auch wahrscheinlich trotzdem kein Vergleich zu somatischen Krankenhäusern).
Nach der Hälfte der Zeit ist ein Stationswechsel möglich, wenn man sich beispielsweise Jugend- und Erwachsenenbereich anschauen möchte. Außerdem kann man für 2 Wochen auf der Komplexstation für anorektische Patienten hospitieren (soll sehr zu empfehlen sein). Ich persönlich war das ganze Tertial auf derselben Station und würde zumindest den Wechsel nach der Halbzeit eher weniger empfehlen, da es erfahrungsgemäß schon mal 4-6 Wochen dauern kann, bis man auf der Station so richtig angekommen ist bzw. sich vor allem die Patienten an einen gewöhnt haben.
Das Arbeitsklima in der Klinik fand ich sehr angenehm, die Hierarchien sind recht flach und alle gehen sehr wertschätzend miteinander um.
Die PJ-Beauftragte Frau Prof. Schennach hält einmal in der Woche eine einstündige PJ-Fortbildung über Themen wie den psychopathologischen Befund, Pharmakologie oder verschiedene Krankheitsbilder, wobei die PJler Themenwünsche äußern können. Am Ende gab es sogar eine Art freiwillige M3 Simulation mit Fallvorstellung eines Patienten im Seminar. Allgemein war Frau Prof. Schennach sehr engagiert für uns PJler und für organisatorische Anliegen immer erreichbar.
Freizeittechnisch ist in der Gegend mit Chiemsee und Bergen natürlich einiges geboten, dafür empfiehlt sich wahrscheinlich ein eigenes Auto, weil man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln teilweise recht eingeschränkt ist. München und Salzburg sind mit dem Zug jeweils etwa eine Stunde entfernt.
Ich habe in dem Tertial sehr viel mitgenommen und mich in meiner Zeit als PJler dort als fester Teil des Teams sehr wertgeschätzt gefühlt, bin entsprechend immer gerne hingegangen und kann die Klinik für Psychosomatik-Interessierte wie eingangs gesagt nur wärmstens weiterempfehlen :)