Quasi alle deutschen PJler arbeiten in der Notaufnahme (theoretisch darf man auch auf Station, aber das hat niemand während meiner Zeit gemacht). Es gibt eine internistische und eine chirurgische Notaufnahme. Die chirurgische besteht aus 2 großen Räumen „pit“ und Resus (Schockraum).
Patient wird im pit triagiert und dann bleibt er da oder kommt in den Resus. Ich hab zum Großteil im Resus gearbeitet. Typische Verletzungmechanismen: Schusswunden, Stichverletzungen, Verkehrsunfälle, mob assault (Auspeitschen/Treten), Verbrennung/Elektrounfälle, Fall from hight.
Studentische Aufgaben, die man selbstständig macht:
- BGA: arteriell (femoral/radial) und venös (sehr häufig)
- Blutentnahmen und Zugänge legen (sehr häufig)
- Nähen: so ziehmlich alles (Stiche, Rissquetschwunden; subkutan/intrakutan/Hautnähte) (sehr häufig)
- eFAST machen: man berichtet dem Arzt und wenn man sich unsicher ist, macht man Fotos von positiven Befunden und zeigt die vor (häufig)
- Röntgen: machen (also lowdox-Gerät bedienen)
- Scrubbing: Verbrannte Haut von den burn-Patienten abschrubben. Dabei macht man Analgesie mit Ketamin und sollte sich die Dosierung gut anschauen und ein Monitoring anschließen, weil man mit dem Patient dann häufig allein ist. Danach Fotos machen (um sie den Ärzten zu schicken oder bei Visite zu zeigen) und verbinden
- Blasenkatheter legen: das machen hier nicht die Krankenschwestern/pfleger sondern Ärzte und Studenten
- EKG schreiben (selten)
- CT-Transporte: die Resus-Patienten brauchen ärztliche/studentische Begleitung. Da man kein Monitoring hat muss man klinisch schauen falls der Patient schlechter wird
- Assistenz bei ärztlichen Tätigkeiten: Thoraxdrainage (Patient festhalten, da die häufig zu wenig oder zu viel Ketamin bekommen haben, dann rumschreien und sich bewegen)
- bei Rea (drücken, bebeuteln, Medis geben,etc.)
- Blut aus der Blutbank holen
Aufgaben die man unter Supervision macht:
- Thoraxdrainage legen (Die Assistenzärzte im pit wollen das auch machen und generell ist es eine beliebte Aufgabe, die man nicht mega häufig abkriegt)
- ZVK legen
Ich war nicht häufig im OP und kann deshalb nicht viel dazu sagen. Zuschauen kann man immer soweit ich weiß. An stressigen Tagen ist man 1. Assistenz wenn sonst niemand Zeit hat.
CAVE/Gut zu wissen:
- wenig Strahlenschutz: lowdox steht am Ende des Raums, das heißt wenn man daneben steht wird man einfach mitgeröntgt. Mehrmals täglich wird zusätzlich mit einem mobilen Röntgengerät geröntgt. Pass auf und halte Abstand, weil die Röntgenschwester das nicht immer ankündigt.
- Hygiene: es gibt wenig Handdesinfektion, es riecht schlimm, es gibt einen Eimer Wasser mit dem alle Patientenbetten gewischt werden (auch nach massivem Blutverlust (Wasser ist braune Suppe)), im Aufenthaltsraum sind überall Kakerlaken
- Umgang mit den Patienten ist teilweise entwürdigend und schwer zu ertragen wenn man ein europäisches Gesundheitssystem gewohnt ist, in dem Patientenautonomie und partizipative Entscheidungsfindung gewertschätzt wird (kommt sehr auf die Ärzte an die da sind wie der Umgang ist): Patient wird nicht richtig aufgeklärt (zB schwangere im CT und Einwilligung erst hinterher), keine Empathie gezeigt, Patient schreit vor Schmerzen und keiner kümmert sich (oder Arzt meckert rum der Patient soll mal die Klappe halten), Patienten werden einfach mit schwersten Verletzungen im Gang vergessen , Patientensicherheit wird gefährdet durch schlechte Organisation/Desinteresse vonseiten der Ärzte (zB beatmeter CT-Transport mit fast leerer Sauerstoffflasche), Personal beschuldigt Patienten dass es ihre eigene Schuld ist dass sie verprügelt wurden und verletzt sind (hier gibt es immerwieder auch sehr empathisches und liebes Personal, aber man sollte sich darauf gefasst machen, dass solche Situationen eintreten können)
- Traumatisierungspotential: viele Schwerverletzte, tgl. stirbt jemand
- Arbeitsaufkommen: Unter der Woche Tagdienst teilweise langweilig; Wochenende/Feiertage stapeln sich die Patienten und es geht zu wie im Feldlazarett
- Freie Tage kann man sich einteilen wie man will. Zu den Schichten teilt man sich selbst eine Woche im Voraus ein. Zu den Schichten wo man sich eingetragen hat muss man kommen, aber wenn man mal ein paar Tage in den Urlaub will trägt man sich einfach nicht ein.
Unterkunft:
- bei Allen (sehr netter Internist aus dem Bara)
- bei Christine: sie hat Platz für etwa 14 internationale Studis und Ärzte bei sich. Es gibt 4 Wohnungen mit je geteilten oder einzelnen Bädern, shared kitchen. Es gibt einen Pool, Parkplatz. Sie organisiert gerne Pizzanight oder Trips (Safari, Wanderungen, etc. die ziemlich billig sind und man geht mit den anderen Studis/Ärzten. Also wenn du vor dem ersten Tertial Zeit hast und Lust früher zu kommen schreib ihr einfach per Whatsapp)
Fortbewegung: immer Auto (kann man teilen mit anderen Studis)
Fazit: Man kann sehr viele Prozeduren hier lernen und hat ein sehr hohes Patientenaufkommen mit vielen Verletzungen, die man in Europa nicht so häufig sieht. Man hat Verantwortung und lernt Entscheidungen zu treffen und wie man mit kritischen Patienten umgeht. An manchen Tagen wurde es trotzdem langweilig und man macht den ganzen Tag nur Blasenkatether und CT-Transporte. Man betreut selten komplett alleine den Patienten, sodass man das Management eher weniger hier lernt. Der Umgang mancher lokaler Mitarbeiter mit den Patienten war für mich persönlich schwer mit meinen moralischen Grundprinzipien zu vereinbaren und ist für mich der größte Negativpunkt des ganzen Tertials. Alles in Allem habe ich das Gefühl hier viel gelernt zu haben und würde wieder herkommen.
Bewerbung
über die Website der Witwatersrand University
https://www.wits.ac.za/health/faculty-services/elective/application-procedures/