Mein PJ in der Gyn in Heidenheim war wirklich ein Traum. Arbeitsbeginn war um 7:30 in der Frühbesprechung, wer sehr motiviert war, konnte vorher Blut abnehmen gehen, meistens geschah es aber nach der Besprechung. Die Hebammen nahmen oft das Blut bei den Wöchnerinnen selbst ab (sie können das dann gesondert abrechnen und "freuen sich" wenn sie es selber machen können). Man wurde jeden Tag in der Besprechung durch die Chefin (oder leitende OÄ) für den Tag eingeteilt. Manchmal wurde man hierbei nach Wünschen gefragt, oft wurde die Einteilung aber auch nach Notwendigkeit getroffen. Die Chefin legt sehr viel Wert auf Fairness, so dass jeder möglichst ähnlich viel Zeit bei Sectios, im Kreissaal und im OP verbringt. Man durfte auch zu den Sprechstunden der OÄ gehen, wenn man nicht im OP oder woanders gebraucht wurde. Außerdem sollte man morgens immer wissen, wann am jeweiligen Tag Seminar ist. Man geht grundsätzlich auch zu allen Seminaren aus allen Fachbereichen (Wird von der Chefin so erwartet und ist auch wirklich super, falls man dort geprüft wird). Es findet eigentlich jeden Tag mindestens ein Seminar statt. Man wird immer ca. 30min vor dem Seminar aus dem OP geschickt, damit man noch etwas essen kann, darauf achten eigentlich alle OÄ sowie die Chefin. Das Mittagessen hat man zu Mitarbeiterpreisen bekommen.
Eine Besonderheit in Hdh ist der Montag. Von den Gyn-PJlern wird erwartet, die Patientinnen der Gyn-Station frei vorzustellen. Das klingt erst mal extrem überfordernd und bedrohlich, aber im Nachhinein kann ich nur betonen, wie hilfreich das für das M3 war. Man verliert dabei total die Nervosität vor der Patientenvorstellung auch wenn die Situation montags immer etwas stressig ist. Wir waren 2 PJler und konnten die Patientinnen aufteilen, so dass jeder meistens 2 bis 4 (selten mehr) vorgestellt hat. Am besten kommt man montags bereits vor der Frühbesprechung und teilt sich die Patienten auf und liest sich ein, so dass man nach der Besprechung nur noch die Vorstellung üben muss. Man weiß nämlich nie genau, wann die Chefin kommt (meistens gegen 8:30/ 9 Uhr). Die allererste Vorstellung erfolgt noch mit Zettel, aber danach sollte man alles aus dem Kopf berichten können. Dabei bekommt man nach der Vorstellung vor dem Zimmer (Also nicht vor den Patientinnen) sehr hilfreiches und faires Feedback zur Körperhaltung beim Sprechen, zum Inhalt und zur Reihenfolge. Ich kanns nur nochmal sagen: Nicht zu große Angst davor haben und es einfach als Übung sehen!
Im Kreissaal wurde man von den Assistenzärztinnen sowie von den Hebammen sehr herzlich aufgenommen. Man durfte eigentlich immer mit zu den Geburten, wenn man sich bei den Gebährenden vorgestellt hat und wurde hier auch mehr oder weniger mit eingebunden, in dem man z.B. beim Umlagern geholfen hat oder Medikamente auf Anweisung gab oder Instrumente angereicht hat. Manchmal durfte man auch das Nabelschnurblut abnehmen. Eine Geburtsverletzung durfte ich leider nie nähen, aber oft dabei zusehen und assistieren. Die Hebammen haben auch gern erklärt, wie sie die U1 durchführen.
Mit den Assistenzärztinnen war ich oft bei Aufnahmegesprächen und Verlaufskontrollen sowie Terminübertragungskontrollen dabei. Nach einer Einlernzeit durfte ich diese Gespräche sowie die Anamnese und Untersuchungen (Sono mit Fetometrie, Fruchtwasser etc. und teilweise auch Vaginale Untersuchung) unter Anleitung selbst durchführen. Selbstständige Aufgabe von uns PJlern waren die Entlassuntersuchungen nach vaginaler Entbindung und nach Sectio inklusive der Dokumentation im PC und Mutterpass. Sobald etwas auffällig war, konnte man jederzeit eine Ärztin dazurufen.
Auch bei der Wöchnerinnen-Visite ist man dabei. Man darf sie auch selbst unter Aufsicht führen, ansonsten freuen sich alle darüber, wenn man bei der Dokumentation am Visiten-PC hilft. Man wird auch ermutigt, die Untersuchungen am Bett durchzuführen, insbesondere den Fundusstand zu tasten, sodass man dabei schnell sicher wird. Super nette und herzliche Pflege auf der Wochenstation! Mit den Babys hatte man eher wenig zu tun.
Einmal wöchentlich gab es eine gemeinsame Gyn und Päd Visite bei den Babys, die auf der Päd lagen. Dabei war ich nur einmal dabei, aber das war auch sehr interessant.
Auf der Gyn-Station kann man bei der Visite mitgehen (ggf. die Visite leiten) und dokumentieren, Verbände wechseln, Drainagen ziehen, bei den Briefen helfen, Abschlussuntersuchungen durchführen (ich war öfter im Kreissaal als auf der Gyn, daher hab ich das eher selten gemacht, deshalb hab ich auch selten vaginale Sonos gemacht) usw. Typische Stationssachen halt. Die Pflege war auch sehr nett und hat einem gerne geholfen.
Wer in die Gyn will, weil er gern im OP ist, ist hier absolut richtig. Teilweise war man erste Assistenz, gerade bei vaginalen OPs (Inkontinenz, Descensus) und Mamma-Ca-OPs. Hier wurde auch erwartet, dass man, nachdem man Dinge erklärt bekommen hat, selbstständig mitdenkt und alleine (mit Hilfe der großteils sehr freundlichen OP-Pflege) lagert. Auch nähen durfte man immer wieder. Klar muss man auch die mühsameren Sachen bei den OPs machen, wie z.B. zwischen den Beinen sitzen, aber auch dabei wird man nicht vergessen, es wird viel erklärt und gerade bei den DaVinci OPs kann man dabei trotzdem gut zusehen. Besonders gerne werden anatomische Fragen gestellt, also wärs gar nicht schlecht, sich vorher nochmal die Bänder und Blutversorgung des Uterus, Blase, Vagina, Ovarien etc. anzuschauen. Donnerstags sollte man sich außerdem in der Tumorkonferenz sehen lassen.
Ich habe eine Woche Nachtdienst mitgemacht (4 Nächte). Es waren sehr ruhige Nächte, aber eine super Erfahrung.
Ich habe mich als PJlerin super integriert gefühlt, es gab einen gute Mischung zwischen zusehen und selbst Hand anlegen und das Blutabnehmen hielt sich in Grenzen. Ich kann Heidenheim total empfehlen, wenn man Lust auf Gyn und Geburtshilfe hat. Viele der Ärztinnen pendeln außerdem aus Ulm, man muss also nicht unbedingt nach Heidenheim ziehen. Ich hatte ein Zimmer in Hdh, ein Arbeitsweg von 10 Minuten war natürlich auch ein Traum!