Ich habe für mich das Tertial in Bitterfeld aufgrund der bisherigen guten Bewertungen und der eher kleineren GröÃe des Hauses entschieden.
Insgesamt waren wir 2 PJ-Studentinnen in der Inneren. Es wurde nach festgelegtem Schema rotiert. Von Gastro/Pulmo, über Geriatrie, NFA bis zur Anigo/Kardio. Ich fand es toll, in so viele verschiedene Bereiche Einblick erhalten zu dürfen. In der NFA war es möglich im NEF mitzufahren. Da die IMC kardiologisch geleitet ist, war es auch hier möglich Einblick zu erhalten.
Pro
- Viel gelernt habe ich im NEF und auf IMC. Die GröÃe des Hauses ermöglicht es, dass man auch als Studentin viel machen darf. Man muss oft nachfragen und den eigenen Wissensdurst immer wieder betonen, aber die Eigeninitiative lohnt sich.
- Der Ton zwischen den Assistenzärztinnen war sehr angenehm, die Stimmung locker, der Umgang wertschätzend. Man kann alles Fragen. Funktioniert mal eine Blutentnahme oder Flexülenanlage nicht, ist es kein Problem.
- Am Meisten habe ich von der Fachärztin der kardiologischen Station gelernt. Sie hat mir viel erklärt, mich mit zu Untersuchungen genommen, komplexe Zusammenhänge mit mir erarbeitet, Patienten von Aufnahme bis Entlassung mit mir durchgesprochen. Das war aber leider die Ausnahme (Siehe Contra). Am Ende durfte ich sogar selber Echos machen.
- Auf der Geriatrie wird sich viel Zeit für die PJlerinnen genommen. Man wird richtig ins Team integriert. Es gibt nichts, was man nicht darf. Hier gibt es sehr flache Hierarchien und einen sehr wertschätzenden Umgang.
- Die Chefärzte der Kardiologie und Geriatrie erklären gern und ausführlich. Man spürt die Leidenschaft und die jahrelange Erfahrung.
- Das Pflegepersonal auf allen Stationen ist unglaublich nett. Die Dankbarkeit über eine helfende Hand wird immer wieder betont. Auch sie kann man immer alles Fragen. Mir gegenüber war das Pflegepersonal immer freundlich.
Contra (ausgenommen Geriatrie)
- Es findet keine Einarbeitung statt. Am 1. Tag wird einem schnell gezeigt, wo das Material für die Blutentnahmen und Flexülen liegt, damit die âwichtigsteâ Tätigkeit funktioniert, aber sonstige Abläufe darf man sich selbst erschlieÃen.
- Welcher Arzt, wofür zuständig ist oder wann, wo welche Untersuchung stattfindet, konnte man erst im Laufe der Zeit mitbekommen. Das führt leider dazu, dass man Untersuchungen (EKV, Koro, Duplex, Sonos allgemein, Bronchos, etc.) âverpasstâ, weil man gar nicht weiÃ, wann man wo sein muss, um dabei zu zusehen.
- Da man im Studium nicht lernt, wie man Briefe schreibt, wurde uns oft einfach die Hauptdiagnose genannt und den Rest mussten wir uns anhand von Labor, Untersuchungsergebnissen und Medikation erschlieÃen. Besprochen wurden die Patienten nicht. Zu den fertigen Briefen, gab es auch kein Feedback, wobei man ja auch etwas gelernt hätte.
- Wir hatten keine eigenen Patienten, wodurch der Lerneffekt gegen null ging. Das war sehr schade, weil wir das strukturierte Pateientenvorstellen im PJ lernen sollen. Durch die fehlenden eigenen Patienten, fehlen auch klaren Aufgaben. Das resultiert in fehlendem Feedback.
- Der Ton von den Oberärzten zu den Fach- und Assistenzärzten war wiederkehrend rau. In einigen Situationen wäre ich gern im Boden versunken. Für mich unverständlich, wie Erwachsene im 21. Jahrhundert so einen Umgangston haben können. Von Seite der Oberärzte wird oft eine Hierarchie aufgebaut / verlangt. Die Wertschätzung im Team fehlt. âKeine Kritik ist Lob genugâ. Eine Arbeit auf Augenhöhe ist das nicht. Danke und Bitte fehlt. Als PJ-Studentin ganz unten in der Hierarchie war es oft kein schönes Arbeiten.
- Die schlimmste Station war für mich die NFA. Hier konnte ich fachlich viel mitnehmen und das schnelle Denken in Notfällen war extrem lehrreich. Das Pflegepersonal der NFA ist sehr freundlich und hat sich in ruhigen Moment Zeit genommen, mir etwas zu erklären. Doch all das macht die Art und Weise bzw. das Auftreten der Oberärztin nicht wett. Sicherlich braucht man in der NFA einen starken Charakter, um nicht unterzugehen. Doch das Zwischenmenschliche (allein das hallo & Tschüss) und die Führungsqualität lässt DEUTLICH zu wünschen übrig. Man könnte meinen, alle Ãrzte wären einmal an unserem Punkt (PJ) gewesen. Das spürt man bei ihr nicht.
- Der PJ-Beauftragte der Inneren Medizin kümmert sich leider gar nicht. Es gab von seiner Seite aus keine Lehre, kein offenes Ohr, ein einziges Feedbackgespräch am letzten Tag, man hat sich nicht getraut ihn anzusprechen geschweige denn etwas nachzufragen. Die personelle Besetzung sollte überdacht werden.
- Es gibt keinen PJ-Unterricht und kein PJ-Logbuch. Wären hier klare Anforderungen an das ärztliche Personal formuliert, könnte gezielter nach diesen gelehrt werden.
Fazit: Ich kann das Tertial in Bitterfeld leider nicht empfehlen. Ich hätte mir gewünscht, in den 4 Wochen mehr lernen zu können.