PJ-Tertial Innere in Hospital Interzonal General de Agudos Dr. Oscar E. Alende (11/2024 bis 3/2025)

Station(en)
Notaufnahme, Station
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Als erstes: Mar del Plata ist nicht La Plata. Beide Städte haben ein "HIGA", das in MdP ist aber "Dr. Alende".

Ich habe vier Monate in MdP in der Inneren Medizin des HIGAs verbracht, im einzigen öffentlichen großen Krankenhaus in der Provinz bis Buenos Aires. Öffentlich bedeutet, dass alle Menschen dort kostenlos hingehen können und eine Behandlung bekommen. Alle die es sich leisten können, haben allerdings eine obra social, eine private Versicherung, die es ihnen erlaubt, in eine der zahlreichen Privatkliniken zu gehen. Nichtsdestotrotz haben die öffentlichen Krankenhäuser einen sehr guten Ruf im Land, da dort viele fähige Ärzte arbeiten und man dort viel sieht (häufig extreme, seltene oder weit fortgeschrittene Krankheiten, oder schlecht kontrollierte Patienten). Daher bevorzugen viele, ihre Assistenzarztzeit im öffentlichen System zu verbringen.

Die Innere im HIGA, Clinica Medica genannt, ist wie ein Sammelbecken für alle Patienten, die nicht auf der chirurgischen Station liegen. Zwar habe die Fachbereiche wie Kardio und Gastro eigene Betten, aber die sind häufig voll, sodass aus allen Fachrichtungen (auch Neuro, HNO etc). die Patienten auf unsere Station kamen, und auch durch uns betreut wurden. Meist kamen einmal täglich zur interconsulta die fachspezifischen Ärzte vorbei.

Ich habe die ersten 2 Monate auf der Notaufnahme verbracht. Hier werden Patienten, die vorher durch einen Noraufnahmearzt als "clinica medica spezifisch" eingeordnet wurden von uns aufgenommen und untersucht/behandelt. Ist auf der Station ein Bett frei, werden die Patienten hochverlegt. Dies kann aber u.U. dauern, weshalb nicht selten Patienten tagelang in der Notaufnahme schlafen. Während ich anfangs an einen Assistenzarzt geheftet nur mitgelaufen bin, durfte ich mit der Zeit immer mehr selbst untersuchen und mitanfassen. Blut abnehmen und Braunülen legen gehört zur Arbeit der enfermeria, allerdings ist in der NA oft so ein Chaos, dass man es selbst machen muss. Besonders häufig wird die Leistenarterie/-vene Punktiert und zwar unter sterilen Bedingungen für Blutkulturen, was man hier sehr gut erlernt.
Die Zustände auf der NA sind schlecht. Es fehlt an allem und die Patienten liegen kreuz und quer auf den Gängen. Durch das nahe gelegene Gefängnis liegen auch häufig gefesselte Menschen auf dem Flur mit Polizeiüberwachung. Durch die feste Anbindung an das Clinica-Team und, dass man nie alleine ist, hat man trotzdem einen sicheren Rahmen und sicheres Gefühl. Auf jeden Fall immer eine FFP2 Maske tragen! Einige Ärzte haben schon berichtet, sich dort mit Tuberkulose infiziert zu haben. Sprachlich brauchte ich gut 1 Monat um einigermaßen zu verstehen, und 2 Monate um eigenständig Anamnesen zu führen. Arbeitsbeginn war um 08:00 bis ca 14:00.

Die letzten zwei Monate habe ich dann auf der Station 3b verbracht. Hier kommen die residentes recht früh (gegen 06:30) und untersuchen ihre Patienten, um sie dann später mit den Stationsärzten, den medicos de planta zu besprechen. Es lohnt sich definitiv so früh mitzukommen, da man so die Evolution der Patienten mitverfolgen kann. Hier konnte ich v.a. Anamnesen und körperliche Untersuchung üben, Aufnahmen machen und eigene Pat. übernehmen. Man bekommt ein Gefühl für den Krankheitsverlauf, was auf der NA nicht der Fall ist und kann auch mit der Zeit seine Patienten vorstellen.

Die Station 3b hat eine sehr fähige Stationsärzte, die sehr nett und offen sind und permanent kleine "Vorlesungen" zu einzelnen Krankeheitsbildern halten. Sehr viele Patienten haben HIV und alle Folgeerkrankungen von PML bis Kaposi Sarkom. Häufig koinfiziert mit Tuberkulose. Da das HIGA einen riesigen Bereich der Provinz abdeckt, sieht man viele erstaunliche und seltene Krankheitsbilder. Vom DRESS-Syndrom bei Carbamazepin-Einnahme bis zum DiGeorge Syndrom, Dariers Krankheit, transverser Myelitis und den Langzeitfolgen der Chagas-Krankheit. Ich hatte häufig den Eindruck, dass ganz klassische Krankeheiten wie Pankreatitis oder Ähnliches vergleichsweise selten vorkommen.

Man ist als Student sehr willkommen und kann wirklich mit anpacken. Allerdings nur aus Eigenmotivation. Man wird zu nichts verpflichtet und man muss ihnen klar machen, dass man was machen will. Das Team ist super nett und man fühlt sich wirklich gut aufgehoben. Das merkt man schon bereits am ersten Tag, wenn man als ersten ne Mate angeboten bekommt. Wenn man dann mit der Zeit bei den Mate Runden automatisch miteingebunden wird, gehört man richtig zum Team! :) Das Krankenhaus selbst liegt etwas außerhalb der Stadt in einem gefährlicheren barrio. Man kann aber ohne Probleme aus der Stadt mit dem Bus anreisen, der direkt vor dem Krankenhaus hält. Wenn man die residentes besser kennt, finden sich oft Fahrgemeinschaften, da viele auch im Zentrum wohnen.

Zum Thema Sicherheit ist Argentinien wirklich gut. Ein residente meinte mal zu mir, dass die Zonen östlich der Avenida Juan Hector Jara sicher bis zum Strand sind. In der Innenstadt ist besonders abends und nachts wahnsinnig viel los, weshalb es sehr sicher ist. Was wohl häufig passiert ist, das Motorradfahrer in verlassenen Straßen ranfahren und einen ausrauben. Mir ist nie was passiert, aber ich war auch wenig nachts auf den Straßen außerhalb des Zentrums unterwegs. Im Januar und Februar ist die absolute Hochsommerzeit und die Stadt füllt sich wahnsinnig mit häufig inländischen Touristen. Dadurch steigen auch die Preise, besonders der Wohnungen. Trotzdem ist diese Zeit perfekt, da die Studis Ferien haben und nicht im Krankenhaus rotieren. Dadurch ist am selbst der einzige Student und kann mehr machen.
Bewerbung
Bewerbung über bibliotecahiga@gmail.com an Ana oder Iris, der Docencia der Klinik. Die beiden sind wirklich wahnsinnig nett. Ich benötigte für die Clininca Medica eine argentinische Versicherung (seguro de accidentes personales), die ich über Whatsapp bei Cooperación Seguros in Mar del Plata bekommen habe. (25€ für die 4 Monate)
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
EKGs
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Notaufnahme
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13