PJ-Tertial Innere in Spitalzentrum Biel (11/2024 bis 3/2025)

Station(en)
Allgemeine Innere
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Biel war eine unglaublich schöne Erfahrung und ich kann jedem, der französisch spricht, ein Tertial als Herz legen.

Biel ist ein Lehrkrankenhaus der Uni Bern mit einem relativ jungen, kleinen Team (in der Inneren ca 20-30 Assistent*innen, Oberärzt*innen, Chefetage und meist ca 5-7 PJler zusammen gerechnet), was die Integration unheimlich erleichtert und schnell alle kennen lernt. Wir haben alle drei Rotationen gemacht (2x Station und 1 Monat Notaufnahme), die Stationen sind nicht auf ein Fach spezialisiert, sodass man einen guten Einblick in alles bekommt. Man kann bestimmt auch eine Rotation in die Ambulanz der Geri oder Pneumo oder sonstiger Fachbereiche machen, das haben wir aber alle nicht gemacht. Das sechste Studienjahr der Schweizer Studis besteht aus einmonatigen Rotationen als Unterassistent*innen, das heißt alle Teammitglieder sind den Umgang mit PJlern gewöhnt und das merkt man wirklich - wir wurden alle sehr routiniert in das Team integriert und uns wurden relativ schnell unter Supervision Aufgaben übertragen.

Ich habe mich als Unterassistentin sehr wertgeschätzt und respektiert gefühlt. Ich habe unter Supervision eigene Patient*innen übernommen und die teilweise direkt mit den Oberärzt*innen besprochen und mir wurden sehr selten nichtärztliche Aufgaben übertragen (ich hab kein einziges Mal Blut abgenommen, dafür hab ich gelernt wie man BGAs macht und sogar das Sonogerät haben die Ärzt*innen selbst zurückgebracht, wenn ich es nicht angeboten habe). Gerade auf der Notaufnahme hängt das teilweise auch sehr von den Ärzt*innen ab, mit denen man zusammen arbeitet. Dazu muss man sagen, dass es auch relativ wenige nichtärztliche Tätigkeiten zu tun gibt - jede Station hat ein Sekretariat, sodass man selten den Hausärzt*innen hinterher telefonieren muss, die Pflege erledigt Sachen wie Blutentnahmen, Viggos oder arterielle Punktionen, und es gibt eine Sozialberatung, die sich um Anschlusslösungen für Patient*innen kümmert.

Der Tag beginnt immer mit dem Röntgenrapport um 8, in dem die Röntgenbilder vom vergangenen Tag vorgestellt und kurz besprochen werden, da durfte man auch seine eigenen Patient*innen vorstellen. Danach gibt es kurze Versammlung mit Übergabe der Neuaufnahmen und anschließend dienstags einen Journal Club von einem der Assistent*innen oder Unterassistent*innen (wir mussten alle einen halten, es gibt eine gute Anleitung und alle sind sehr nett) und donnerstags einen kurzen Input zu einem Thema mit Prüfungsfragen. Danach gibt es eine Kaffeepause und gegen 9 sind wir auf Station getrudelt, um die Visite vorzubereiten. Ab 09:30 ist dann Visite, die je nach Station und Patient*innen und Oberärzt*in auch mal gut bis zum Mittag gehen kann, da wird jeder einzelne Patient besprochen und die Medis werden durchgegangen und mit der Pflege besprochen und schließlich wird der Patient gesehen. Ich mochte die Visiten sehr, in denen habe ich total viel über Innere gelernt und man kann immer die Ärzt*innen alles fragen und auch eigene Patient*innen vorstellen. Mittwoch gibt es um 12 immer einen Vortrag zu verschiedenen Themen (von assistierter Sterbehilfe und Krankenhausessen zu organisierenden Pneumonien) mit Sandwiches und Suppe (unbedingt pünktlich sein) und freitags gibt es eine Fallvorstellung um 12 (mussten wir auch alle eine machen). Auch ansonsten waren wir meistens alle um die gleiche Zeit Mittagessen und wir Unterassistent*innen hatten dann auch immer eine Stunde (manche von den Assistent*innen sind früher zurück auf Station, aber wir wurden immer ermutigt, noch einen Kaffee trinken zu gehen). Es gibt eine Cafeteria, die für Schweizer Verhältnisse wohl recht billig ist, und es gibt Mikrowellen und Gratis-Obst und Gratis-Kaffee. Nach der Mittagspause gibt es Dienstag und Mittwoch kurze Fortbildungen zu Intensivmedizin oder Mittwoch zu wechselnden Themen. Nachmittags steht Stationsarbeit an - Briefe schreiben, Verläufe schreiben, Untersuchungen anordnen, Aufnahmen machen (das haben wir als Unterassistent*innen meistens alleine gemacht und dann mit der Assistent*in oder der OÄ besprochen), Angehörige anrufen, und die gesamte Station mit dem OÄ und der Pflege noch einmal zu besprechen. Besonders das war je nach OÄ sehr lehrreich, sie erklären viel und gerne. Eigentlich haben wir als Unterassistent*innen sehr ähnliche Arbeit wie die Ärzt*innen gemacht, halt weniger und unter deren Supervision. Die Betreuung war wirklich 1A, alles was wir getan haben konnten/sollten (je nach Komplexität der Aufgabe) wir jederzeit rückbesprechen, wenn wir uns nicht sicher waren, ist jemand anders noch mal schauen gegangen, und wir wurden generell sehr miteinbezogen. Wir wurden meistens so gegen 17:00 heim geschickt, je nach Tag und Assistent*in auch mal früher, eine Assistentin hat mir einen ATLS-Kurs gegeben und Fallbeispiele durchgesprochen als wir mal einen wirklich kurzen Tag hatten, manchmal sind wir auch länger geblieben, selten länger als 18:00. Ich wollte ein paar mal früher gehen und das war problemlos möglich.
Die Rotation in der Notaufnahme ist fest, wenn man länger als 3 Monate da ist, falls die fehlt, einfach nachfragen. Da ist man ein bisschen mehr von den Ärzt*innen mit denen man arbeitet abhängig, teilweise hab ich eigene Patient*innen betreut und mit den OÄs rückgesprochen, teilweise bin ich hinterher gelaufen und hab zugeschaut. Die Notaufnahme ist interdisziplinär, heißt man hat jemanden aus der Inneren, der Chirurgie und der Notaufnahme - im Zweifelsfall einfach an die Person hängen, mit der man am besten zusammen arbeiten kann. Gerade die Chirurg*innen haben uns viel machen lassen und teilweise sogar gerufen, wenn es was zum Nähen gab. In der Notfallpraxis hab ich eigene Patient*innen gesehen und dann mit der Ärzt*in besprochen, das war sehr lehrreich und nach dem ersten behandelten jungen gesunden Patienten mit Grippe kommt man sich auch noch mal eine Ecke kompetenter vor.

Generell war es ein sehr vielschichtiger Einblick in die Innere. Zur Aufnahme gehört eine orientierende komplette Untersuchung und allgemeine Anamnese, je nach Diagnose des Patienten wurde bei der Visite fokussiert untersucht, es wurde viel sonografiert, auf der Notaufnahme hatten wir viele EKGs zu befunden und durften nähen und mit ein bisschen Glück durfte man selbst Punktionen machen (das hängt natürlich immer davon ab, ob etwas anfällt und ob der*die Assistent*in die Lerngelegenheit nicht selbst braucht). Die Vorträge waren wild gewürfelt zu allen Themen der Inneren, und je nachdem was die Patient*innen gerade haben, beschäftigte man sich dann auch intensiver mit bestimmten Krankheitsbildern.

Die Zusammenarbeit im Team ist generell sehr harmonisch und wertschätzend (der Chef kannte sogar unsere Namen). Nicht nur im Ärzteteam sondern auch in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Pflege und Sozialdienst und Physiotherapie wurde sehr deutlich, dass allen an einer guten Zusammenarbeit gelegen ist. Ich finde es traurig, dass ich das so erwähnenswert ist, aber in Deutschland hab ich es leider oft anders erlebt. Wir Unterassistent*innen wurden generell auch sehr respektvoll behandelt, klar gibt es immer Menschen im Kittel, die sich für etwas Besseres halten und Freude daran haben, Studis anzuschnauzen, aber die waren nicht in der Inneren und mit denen hatte ich dementsprechend dann auch nur sehr wenig zu tun.

Das Wohnheim war 50m vom Krankenhaus weg, dafür wurde mir gesagt ich solle mich ein halbes Jahr vorher melden, das hab ich auch gemacht und das hat dann gepasst. Es gibt Zimmer mit eigener Dusche und Zimmer mit Gemeinschaftsdusche, Waschbecken haben alle Zimmer, aber in den Zimmern mit Dusche hat man auch noch einen Blick über den Bieler See :) Ich hab meine Kuscheldecke mitgebracht, weil es nachts doch kühl wurde. Die Küche ist groß und sauber, man hat ein eigenes abschließbares Fach in der Küche und im Kühlschrank. Man muss aber wirklich unbedingt sein eigenes Zeug (Teller, Tassen, Besteck, sogar Töpfe und Pfannen hat es nicht auf jedem Stockwerk) mitbringen!!

Man muss sich in der Stadt anmelden (über die Website der Stadt Biel wird man zu Formularen geleitet, die man ausfüllen und einwerfen muss). Das Admin-Zeug ist überschaubar, man kann andere PJler oder schlimmstenfalls die Stadt Biel um Hilfe fragen, wenn man es nicht versteht.

Ich war im Winter in Biel und war relativ viel wandern. Mit dem Zug kommt man gut durch die Schweiz, ich würde jedem ein Schnupper-Halbtax-Ticket empfehlen (die gibts 3-5 Mal im Jahr als Aktion, einfach googeln), sonst wird's echt teuer. Das Berner Jura, das direkt hinter Biel liegt, ist echt schön und vor allem im Winter auch gut zugänglich. Man kann mit der Seilbahn ganz entspannt nach Evilard oder Magglingen fahren und dann da wandern. Komoot war zum Wandern mein bester Freund ;) Ansonsten gibt es jeden ersten Freitag im Monat ein Stadtfest (First Friday, da tanzt man dann relativ schnell mit den mal-mehr-mal-weniger-nüchternen Kolleg*innen im Keller irgendeiner Bar) und jeden letzten Donnerstag eine Happy Hour vom Krankenhaus (Last Thursday). Im Sommer kann man im See schwimmen und auf der Dachterrasse des Wohnheims grillen. Die Abteilung für Innere hat regelmäßig Aktionen geplant (Weihnachtsfeier, Kinobesuch, wir haben auch alle ein Weihnachtsgeschenk bekommen). Biel hat eine unglaublich süße Altstadt und überall Falltüren und Bogen und Statuen. Ich war regelmäßig im Wald hinter dem Krankenhaus joggen, das ist bestimmt entspannter, wenn es hell ist, und in der Stadt gibt es ein Gym und eine winzige Boulderhalle, bei der man für 5 Franken bouldern und Schuhe leihen kann. Die 2 in der Freizeit gibt es einzig allein wegen der langen Tage (im Winter ist es um 5 nun mal dunkel und man kann nicht mehr arg viel machen), aber das ist im PJ wahrscheinlich generell so (vor allem wenn man regelmäßig Pause und Mittagspause machen kann). Bei Lidl und Aldi waren die Preise zumindest halbwegs mit Deutschland vergleichbar, was essen oder trinken gehen ist allerdings echt teuer.

Biel ist recht international, an meinem ersten Tag haben wir Visite auf sechs Sprachen gemacht (das war dann mithilfe von Google translate). Deutsch und Französisch sollte man zumindest rudimentär können. Die meisten Mitarbeiter*innen sprechen eins von beiden als Muttersprache und können das andere gut genug, um sich ausdrücken zu können, die Patient*innen sprechen nämlich oft nicht beides. Schulfranzösisch reicht, wenn man das vorher noch mal auffrischen kann tut man sich einen Gefallen. Wer italienisch spricht, hat einen Bonus, Englisch hab ich selten gehört. Schweizerdeutsch ist einem als deutscher Muttersprachler nicht immer verständlich, aber viel ergibt sich aus dem Kontext und viele Wörter lernt man auch mit der Zeit. Die meisten Patient*innen können auf hochdeutsch oder französisch wechseln, wenn man verzweifelt genug dreinschaut.

Ich hatte eine total spannende, lehrreiche und schöne Zeit in Biel und ich würde das Krankenhaus und die Abteilung uneingeschränkt jeder*m empfehlen, der französisch spricht. Bei Fragen könnt ihr euch jederzeit melden!
Bewerbung
Ich hab mich ca 1.5 Jahre vorher bei Corinne Giovanetti beworben, andere teilweise schon 2 Jahre vorher.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
EKG
Patientenvorstellung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Rehas anmelden
Poliklinik
Notaufnahme
EKGs
Punktionen
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1100

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07