PJ-Tertial Pädiatrie in Universitaetsklinikum Wuerzburg (11/2024 bis 3/2025)

Station(en)
Onkologie, Allgemein-Pädiatrie, Infektiologie, Neonatologie, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Ich war über die Wintermonate an der Unikinderklinik in Würzburg und würde das Tertial genau so wieder machen. Sicherlich läuft nicht alles perfekt, aber alles in allem war es eine sehr kurzweilige und lehrreiche Zeit.

Ablauf generell:
Drei Rotationen von jeweils ca. 2-6 Wochen sowie 2 Wochen in der Notaufnahme und 4 Wochen in der Neonatologie sind verpflichtend. Die Rotationen können je nach Verfügbarkeit und Anzahl der PJler gewünscht werden. Hier empfiehlt es sich auf jeden Fall, eine der allgemeinpädiatrischen Stationen zu wählen, da man dort neben der Notaufnahme am meisten selbstständig arbeiten kann und gleichzeitig viel für das Examen lernt. Eine Rotation in die Onkologie (sehr spannend!) lohnt sich meiner Meinung nach nur, wenn sie mindestens vier Wochen dauert. Die Neuropädiatrie ist sicherlich auch in kürzerer Zeit möglich.

Ablauf Alltag:
Der Tag beginnt um 08:00 Uhr, die Mittagsbesprechung findet im gesamten Team statt, und die Mittagspause kann gemeinsam mit den Assistenzärzten gemacht werden. Der Arbeitstag endet um 17:00 Uhr. Die Assistenzärzte und Oberärzte legen viel Wert darauf, dass man pünktlich Feierabend macht. Länger zu bleiben ist natürlich immer möglich ;)

Aufgaben als PJler:
Auf Station übernimmt man teilweise eigene Patienten komplett (!), das heißt:
- Aufnahme (Untersuchung, Anamnese, PVK+BE)
- Vorstellung bei Kurven- und Chefarztvisite
- Eigenständiges und auch allein durchgeführtes Visitieren
- Primärer Ansprechpartner für Eltern und Pflege sein
- Befunden nachtelefonieren
- Medikamentendosierungen berechnen und angeben
- Arztbriefe schreiben und mit dem Oberarzt besprechen, korrigieren und schließlich abheften

Das hatte ich bisher in diesem Ausmaß als Student noch nicht erlebt. Zu Beginn war das sicherlich herausfordernd, da man wenig zuschaut und sich gedanklich kaum ausklinken kann, aber genau so wird der spätere Alltag als Stationsarzt effektiv simuliert. Sehr positiv war dabei, dass man sich nicht überfordert oder allein gelassen fühlt, da man stets den verantwortlichen Oberarzt als Ansprechpartner hat und meist nur 1-2 Patienten betreut.

Zusätzlich ist es die Aufgabe der PJler, mittags in großer Runde die neuen Patienten des Vortags und der Nacht in einigen kurzen, prägnanten Sätzen vorzustellen. Und auch wenn der Puls dabei pünktlich zur Mittagszeit steigt, gewöhnt man sich schnell daran und es ist eine sehr gute Übung.

Natürlich fallen auch hier klassische Aufgaben wie Botengänge, Telefonate oder Arztbriefe an, aber das hält sich in Grenzen.

Lehre:
Hier bin ich zwiegespalten. Der PJ-Unterricht findet unregelmäßig statt und ist von schwankender Qualität. Es gab einige Oberärzte, die uns in kleinem Rahmen in ihr jeweiliges Fachgebiet mitgenommen haben. Dazu gehörten z. B. ein theoretisches Durchsprechen und Quizzen zum Thema Stammzelltransplantation, ein kleiner Echokurs oder ein Rätselraten zu spannenden Fällen. Diese Einheiten waren nicht zu speziell, um irrelevant zu sein, und haben gleichzeitig viel Spaß gemacht. Leider bestand der PJ-Unterricht manchmal nur aus einem Wahlkurs der Uni, in den man sich mit 20 anderen Studenten setzen konnte. Das war dann viel Frontalunterricht. In manchen Wochen fiel der Unterricht komplett aus.

Allerdings hat der Chefarzt einmal persönlich und sehr wertschätzend zu Kaffee und Kuchen in sein Büro eingeladen, um zwei Stunden PJ-Unterricht abzuhalten, als dieser wieder einmal ausgefallen war. Chapeau!

Mein Eindruck ist dennoch, dass das Potenzial für eine exzellente Lehre an einer so großen und hochspezialisierten Klinik leider nicht voll ausgeschöpft wird. Allerdings wird dies durch die intensive Befragung durch viele Oberärzte auf Station teilweise ausgeglichen. Man lernt also im Alltag bereits sehr viel.

Kritikpunkt:
Ein weiterer negativer Punkt war für mich die Organisation des Blockpraktikums Pädiatrie in Würzburg. Hier ist vorgeschrieben, dass jeder der ca. 150 Studenten zwei volle Wochen (zumindest vormittags) mit auf Station ist. Da das Praktikum im 10. Semester angesiedelt ist, befinden sich viele Studenten bereits im M2-Lernplan und deren Motivation (sofern sie nicht explizit Pädiatrie wählen wollen) ist entsprechend gering. Sie müssen aber trotzdem integriert werden, sodass man wöchentlich neue Gesichter auf Station hat, die sich an den PJlern orientieren. Das führt dazu, dass die Stationen nach einigen Wochen recht "studentenmüde" wirken, was sich auch auf die Lehre auswirken kann. Falls hier am Ablauf des Blockpraktikums etwas geändert würde, wäre das sicherlich auch für das PJ-Erlebnis von Vorteil.

Arbeitsklima:
Besonders hervorzuheben ist das hohe kollegiale Ansehen, das man als PJler genießt. Ja, es gibt Hierarchien, insbesondere zwischen Oberärzten und Assistenzärzten, aber diese sind "angenehm" und professionell. Auch von der pflegerischen Seite herrscht eine grundpositive Stimmung gegenüber den Studenten. Besonders, wenn man Fragen stellt und Interesse an den Aufgaben der Pflege zeigt, kann man hier viel lernen.

Fazit & Tipp:
Man muss sich - wie immer im Studium - aktiv um Erfahrungen bemühen. Vieles ist möglich, aber nicht fest vorgesehen. Falls Interesse besteht, kann man sich nahezu alles anschauen und wird meist mit Begeisterung mitgenommen:
- Spezialsprechstunden
- Kreißsaalversorgung
- Funktionsdiagnostik (Endoskopie)
- Sonographie & Echokardiographie
- Bronchoskopie
- Intensivstation
- Tumorboard
- Leukapherese
- und und und

Ich kann das PJ an der Unikinderklinik Würzburg trotz kleinerer Kritikpunkte sehr empfehlen!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Notaufnahme
Punktionen
Briefe schreiben
Poliklinik
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
EKGs
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gesammelt am Ende
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
500,-

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27