PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Charite Campus Virchow (12/2024 bis 4/2025)

Station(en)
18
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich war für mein 3. PJ Tertial auf der Chirurgischen Station 18. Die Charité ist einfach maximal unterfinanziert und das merkt man an allen Ecken und Enden. Am ersten Tag muss man mit der Wäscheausgabe diskutieren dass man Kasack-Oberteile ausgehändigt bekommt da auf dem Schein vom Lehrsekretariat nur Hose und Kittel stehen. Die Station hat ca 30 Patienten (Leber, Pankreas, Thorax, Kolon) die von 2 Ärzten betreuut werden (sollten), im Durchschnitt war gefühlt ein halber Arzt auf Station da einfach kein Geld für neue Assistenten da ist und die Stationsärzte nebenbei operieren. Wirklich alle Ärzte auf meiner Station waren super nett und haben sich kurz Zeit genommen wenn man was gebraucht hat!!! Auch die Oberärzte insbesondere im Leberteam (Felix Krenzien, Nathanael Raschzok und Wenzel Schöning) machen jeden Tag eine kurze Visite bei der man fast immer mit kann und Fragen stellen kann. Die geben sich sehr Mühe Studierende auch mit einzubinden und erklären die Patienten. Vom Team Thorax/Kolon habe ich nicht eine einzige OA Visite mitbekommen.
Der Alltag besteht in der Früh aus Blut abnehmen und Flexülen legen was kein Problem ist da im Schnitt immer 4-6 PJs/Famulanten da sind. Allerdings ruft ab 8 Uhr meist der Saal an und braucht Studenten zum Haken halten. (Wenn man Pech hat auch mal in 4 OPs gleichzeitig). Hier wird man einfach als stumpfe unbezahlte Arbeitskraft eingeplant. Die Leber und Kolon-OPs bei denen ich dabei war waren vom Ton an sehr angenehm und die Chirurgen erklären nebenbei viel. Bei den Pankreas OPs wird man in schrecklichster Körperhaltung (wie der Arbeitsschutz soetwas zulassen kann ist mir ein Rätsel) teilweise stundenlang als Hakenhalter benutzt und vom Prof. angezickt. Auf Station ist es auch nicht viel besser, da ist es allerdings egal wo man sich aufhält solange die To-Dos erledigt werden. Manchmal bekommt man eine Liste mit Drainagen und ZVKs die zu ziehen sind, oder soll Rehaanträge ausfüllen. Arztbriefe habe ich nicht geschrieben. Die Pflege ist bis auf wenige Ausnahmen sehr nett und hilfsbereit, zögert aber auch nicht einem Aufgaben wie Flexülen,, ZVKex oder Zunähen aufzudrücken obwohl sie das alles selber könnten. Manche von der Pflege haben von Flüssigkeitsmanagement nur begrenzt Ahnung und verteilen Ionos und Furo nach Belieben wenn kein Arzt da ist, habe mich dann teilweise geweigert dafür Zugänge zu legen weil ich mir wirklich um die Patienten Sorgen gemacht habe.

Station 19 nebenan ist der Höhepunkt, dort liegen Patienten der Gefäßchirurgie, allerdings haben die keine eigenen PJs und es wird erwartet dass die PJler der 18 das mitmachen. Von den Gefäßchirurgen ist dann natürlich keiner aufzufinden wenn man sich fürs Kreuzblut eine Unterschrift holen will dass man für sie abgenommen hat. Die Ärzte lassen sich auf Station kaum blicken und schreiben von irgendwo anders Anordnungen für die Pflege auf wie z.B. BEs, die leiten das dann einfach auf die PJler weiter. Falls es Rückfragen gibt steht natürlich keiner zur Verfügung. Für die Patienten der Radiologie die auch auf der 19 liegen gäbe es eigentlich PJler, die sollen aber laut PJ-Beauftragten der Radio "nicht zum Blutabnehmen geschickt werden sondern in der Radio was lernen" und es wird immer wieder versucht das auch auf die PJler der 18 abzuwälzen. Im Kontext BEs denkt auch wirklich keiner nach wenn er es nicht selbst machen muss, morgens heißt es keine BE und ZVK rausziehen, vormittags eine Flexüle, Mittags eine Blutentnahme und kurz vor Feierabend dann noch Kreuzblut. Hätte man alles mit kurz nachdenken in einem Piekser machen können...
EKG der Station war die letzten 4 Monate kaputt, Sonogerät darf man sich manchmal von der ITS ausleihen.

Ein paar meiner "best-of"-Momente:
- habe mich 3x per Email an die PJ Beauftragte Frau Globke gewandt und habe keine Antwort bekommen.
- Nachdem ich als PJler der Station 18 auf der Station 19 zwei Flexülen gelegt hatte und dann eine sterile Pinzette aus deren Wagen genommen habe um eine Wunde auf Station 18 zuzunähen wurde ich angekackt dass das ja getrennte Stationen sind die seperat abrechnen und man deshalb das Material nicht von ihnen nehmen solle. Für PJler die man zum Flexülen legen schickt gilt diese Trennung der Stationen anscheinend nicht.
- habe gefragt warum hier so selten Vanco bei Enterokokken gegeben wird, die Antwort war dass die Spiegelbestimmung zwei Tage später praktisch immer untergeht.
- Am Ende wurde uns ganz freundlich vom Prof. gesagt dass die Klinik eigentlich keine PJler braucht und auch ohne uns laufen würde.

FAZIT: Die meisten Chirurgen sind wirklich tolle Menschen aber die Klinik ist ein einziger Saftladen da das Geld überall fehlt. Als Student darf man hier kaum Lehre erwarten, keine Bezahlung und auch keine Wertschätzung, im Gegenteil es wird erwartet dass man jederzeit parat steht für die BEs/Zugänge, Drainagen rausziehen und im Saal den Haken zu halten. Wer später chirurgisch in einer Uniklinik arbeiten will kann sich hier bei den OPs und Diensten voll hingeben und wirklich viele potentiell spannende OPs sehen, für mich das mit Abstand schlechteste Tertial und die perfekte Anti-Werbung für die Chirurgie.
Bewerbung
PJ Portal
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
EKGs
Blut abnehmen
Rehas anmelden
Mitoperieren
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
6
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
5
Unterricht
6
Betreuung
6
Freizeit
3
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.8