Als erstes muss man betonen, dass das Team mit ganz wenigen Ausnahmen von Assistent*innen über Oberärzte bis zu den Chefs sehr sehr nett ist und die Stimmung auf Station und auch im OP 99% der Zeit sehr gut ist.
Die Kritikpunkte haben keine personellen sondern viel mehr strukturelle Gründe.
Ich war auf der unfallchirurgischen Station, auf der Privatstation (dort wird man aber auch vor allem für die Unfallchirurgie eingesetzt) und in der Notaufnahme. Die allgemeinchirurgische Rotation fiel als letzte Rotation im 3. Tertial weg.
Unfallchirurgie:
Man startet um 7:15 Uhr. Wenn man Glück hat gibt es einen studentischen Blutentnahmedienst, dann muss man nur die BEs machen, die übrig bleiben. Wenn man, wie bei mir der Fall, zu zweit oder zu dritt auf Station ist kann meistens eine(r) mit auf Visite. Je nach Assistent*in kann man auch mal selbst ein Zimmer visitieren und etwas über Nachbehandlung und Wundbeurteilung lernen. Werden im OP viele Hakenhalter gebraucht, werden an manchen Tagen aber auch alle chirurgischen PJler gleich um 8 in den OP abgerufen. Da wir mit 2 Tertialen (1.+3.) mit 11 PJler*innen sehr gut besetzt waren konnte man sich meistens zum Mittagessen auslösen, sodass jeder einer Pause hatte. Dahingehend war auch die Stimmung und die Zusammenarbeit unter uns PJs sehr gut. Wenn nachmittags nichts mehr zu tun ist kann man auch öfter früher nach Hause gehen. Auch wenn eine OP mal länger ging als 15:45 Uhr haben die Oberärzte darauf geachtet, dass man vom langen Dienst ausgelöst wird. Wenn man freiwillig länger im OP geblieben ist wurde einem immer ein freier Tag im Gegenzug gegeben.
Notaufnahme:
Die Zeit in der ZNA hat mir sehr gut gefallen und war definitiv das Highlight des Tertials. Man wird sehr schnell selbstständig und kann eigene Patient*innen untersuchen und dokumentieren. Diese bespricht man dann mit den Assistent*innen und kann sich auch bspw. überlegen welche Bildgebung indiziert ist. Außerdem kann man viel Nähen und Sonos machen. Persönlich haben mir die Spätdienste (14-21) und die „Nachtdienste“ (18-24) am besten gefallen.
Nachteil: man ist als ZNA-PJ verantwortlich für BEs und Zugänge auf der geriatrischen Station. Wenn es also keinen BE-Dienst gibt (was vor allem in Klausurenphasen und Semesterferien häufig vorkommt) oder dieser es nicht auf die Geronto schafft ist man auch in der ZNA morgens erst mal eine Weile mit BEs beschäftigt.
Sonstiges:
Mittagessen ist kostenlos, meistens ganz lecker und üppig.
Jeden Mittwoch findet ein fächerübergreifendes Seminar im Lorettokrankenhaus oder im Josefskrankenhaus statt. Während meiner Zeit fiel es nur 2 mal aus und wurde dann auch nachgeholt. Je nach Thema und Dozent mal mehr oder weniger spannend.
Mein größter Kritikpunkt besteht darin, dass man als PJler*in vor allem anderen Blutabnahmedienst und Hakenhalter ist. Erst wenn diese Aufgaben erledigt sind ergibt sich Raum für Lehre. Und egal ob gerade 3 oder 11 PJs im Haus sind wird erwartet, dass alles Blut abgenommen wird und alle Haken gehalten werden, an Pause oder Mittagessen ist dann ggf. nicht mehr zu denken. Man ist also sehr auf das Glück angewiesen in einer gut besetzten Rotation zu sein, dann kann man durchaus eine gute Zeit haben und viel mitnehmen. Dementsprechend würde ich auf keinen Fall empfehlen das 2. Tertial dort zu machen. Wie gesagt ist das überhaupt kein Problem, das von den Assistent*innen ausgeht, im Gegenteil. Die haben meistens Mitleid wenn man zum 5. Mal angerufen wird um irgendwo einen Zugang zu legen und einige bieten sogar zusätzliche Seminare und Nahtkurse in ihrer Freizeit an und wären eigentlich sehr motiviert PJs Sachen beizubringen. Man merkt einfach, dass das Haus an sich durch die Lage in der Stadt sehr mit PJler*innen verwöhnt ist und daher keine Notwendigkeit dafür sieht bspw. Stations-MFAs oder studentischen Hakenhalter*innen für Arbeit zu bezahlen, die PJs quasi umsonst verrichten. Solche strukturellen Änderungen wären jedoch wichtig um PJler*innen genügend Luft zu verschaffen um wirklich viel zu lernen.