Es gibt mehrere Krankenhäuser in Lugano, das Ospedale Civico, das sehr groß ist (Maximalversorgung) und alle Abteilungen aufweist, das Ospedale Italiano, näher am Stadtzentrum, klein und nur mit Innere, Chirurgie, Augenheilkunde, usw., mehr Hausarztmedizin, ruhig und beschaulich, nicht schlecht, um mitzumachen! Es gibt noch das Cardiocentro, nur Herzthoraxchirurgie, und die Clinica Moncucco, über die ich nichts weiß.
Amtssprache ist italienisch, im Krankenhaus wird auf italienisch kommuniziert. Nichtsdestotrotz gibt es einige deutsche und auch deutschsprachige Schweizer, sodass man auch ohne perfekte Italienischkenntnisse gut zurecht kommt. Ein paar Grundlagen kann ich jedoch empfehlen, vor allem der Patienten wegen!
Der Verdienst in Lugano ist um die 800,- CHF im Monat, ein Einzelzimmer kostet um die 600 CHF. Man muss dort ein Konto aufmachen, wobei ich die Postbank (Postfinance) empfehlen würde, da man für die Zeit eines Tertials ein kostenloses Ausbildungskonto führen kann.
Man hat in Lugano in einem Tertial 5 Urlaubstage, die zu unserem PJ-Urlaub DAZUkommen, nicht abzuziehen sind! Man muss das auch der Bescheinigung gar nicht vermerken! Auch mit Krankheitstagen sind sie absolut nicht pedantisch, das muss man nicht extra vom Urlaub abziehen!
Die Praxis läuft folgendermaßen ab, dass der Tag im Ospedale Italiano mit der Röntgenbesprechung gegen 8.00 Uhr beginnt, dann eine weitere Besprechung über die neuen Zugänge stattfindet, woraufhin die Kaffeepause folgt. Um 10.00 ist Visite, die sich je nachdem auch bis zum Mittagessen hinstrecken kann. Nach dem Essen geht es weiter mit der Stationsarbeit, bis um 17.00 Uhr noch die Abendbesprechung stattfindet, die auf jeden Fall eine halbe Stunde dauert, und danach hängt es vom einzelnen Assistenzarzt ab, ob er noch zu tun hat, oder nach Hause geht. Man wird zu Beginn einem Assistenzarzt zugeteilt, kann aber im Lauf der Zeit natürlich wechseln. Ich durfte alles machen, Aufnahmen, Blutabnahmen (wobei das in der Schweiz die Schwestern machen), BGAs, Patientenkartei führen. Nur größere Sachen wie Lumbalpunktionen oder Thoraxdrainagen oder Sonos durfte ich nicht machen, weil das in der Schweiz anders geregelt ist. Ich war so sehr eingebunden, so weit ich mich einbinden ließ. Ich verließ das Haus meist nach der Abendbesprechung, nur selten hab ich mir die Freiheit genommen, früher zu gehen. Nach etwa zwei Monaten habe ich begonnen, in der Notaufnahme mitzumachen. Da hatte ich die Möglichkeit, die Patienten selber zu untersuchen, Anordnungen zu machen, sie aufzunehmen, sie mit dem Assistenzarzt zu besprechen. Da es sich beim Ospedale Italiano um ein kleines Haus handelt, hatte man oft unkomplizierte Fälle, sodass man sich ganz viel einbringen konnte. Ich war die einzige PJlerin auf Station und hatte somit auch freie Hand.
Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass ich immer jemanden gefunden habe, der mit mir Fälle durchging, EKGs, Röntgenbilder, dass ich viel selber machen durfte, und meine Arbeit immer wertgeschätzt wurde. Es gab zwar keinen Studentenunterricht (am Ospedale Civico schon! Da hätte ich auch hingehen können), aber dafür habe ich in der Notaufnahme total viel für die Praxis gelernt, und es hat total Spaß gemacht. Morgens durfte ich auch, anstatt in die Frühbesprechung zu gehen, ab und zu in den OP um zu intubieren.
Was mir weniger gut gefallen hat, waren die ewigen Besprechungen, die man mit jeder Fachrichtung über jeden Patienten machen muss, aber da kann man sich als Student auch rauswinden. Außerdem ist der Tag mit ca. 10 Arbeitsstunden doch recht lang.
Zur Anrechnung in Deutschland muss man den Anhang 1, den man auf der Homepage des LPA findet, nach dem Auslandsaufenthalt einreichen (Bearbeitungsgebühr wird nach Anrechnung durch Nachnahme erhoben!). Sobald wie möglich machen! Außerdem stellt die Schweiz ein dem Anhang 2 gleichwertiges Formular aus (das der gleichen Rechte). In der Schweiz kann man nur dieses ausstellen lassen, das LPA akzeptiert es. Für Lugano ist die Uni Bern zuständig, man muss etwa eine Woche Bearbeitungszeit einplanen. Auf der Seite www.studmed.unibe.ch findet man ein Formular, das man ausfüllen und vom Chefarzt unterschreiben lassen muss, sendet es dann an die Uni Bern, und erhält es unterschrieben zurück.
Ich würde nicht unbedingt empfehlen, im Winter nach Lugano zu gehen. Lugano ist ein kleines, ruhiges Städtchen, das um 18.00 Uhr die Bürgersteige hochklappt und alles schließt. Allein der See ist dann noch zugänglich, oder die Umgebung. Falls keine Veranstaltung stattfindet, hält sich die Unterhaltung in der Stadt echt in Grenzen. Am Wochenende kann man wunderschöne Ausflüge in die Berge machen (erstes Skigebiet wohl anderthalb Stunden entfernt), in die anderen schönen Städte des Tessin, nach Mailand (etwas über eine Stunde Fahrtzeit).
Ich kann ein Auslandstertial dort empfehlen, ist es doch eine gute Alternative zu Italien, die Standards sind gut, man lernt viel, darf mitmachen, und die Schweiz ist sowieso ein gut organisiertes und schönes Land.
Chefärztin für Innere Medizin am Ospedale Italiano ist Fr. Dr. Sonia Chimchili Chevili
Mit dem Vertrag bekommt man alle weiteren Infos, auch bezüglich der Unterkunft zugeschickt, Ansprechpartner ist hier moreno.pieroni@eoc.ch. Es gibt ganz in der Nähe der Krankenhäuser Personalunterkünfte, meist WGs, sie sind einfach, aber es ist alles drin (Bettwäsche, Geschirr, etc), empfehlenswert.