Insgesamt hat mir mein PJ in der Anästhesie in Langenthal sehr gut gefallen. Der Tag beginnt um 6:55 im Materialraum, dort findet die Besprechung statt, die maximal 5 Minuten dauert. Dann geht es in den OP Vorbereitungsraum, wo erstmal alles für den 1. Patienten aufgezogen und rausgelegt wird. Ihr bekommt einen Badge, mit dem ihr auch einen Zugang zum PC habt und könnt dann auf alle Patientendaten zugreifen. Ihr werdet jeden Tag ca. um 14 Uhr für den nächsten Tag in einen OP Saal zugeteilt und leider könnt ihr dann nicht mehr wechseln und müsst in dem Saal bleiben, deswegen empfehle ich am Vortag schon mal den Plan für den nächsten Tag angucken und dem Dienstarzt sagen, wohin ihr eingeteilt werden wollt. In dem OP Saal werdet ihr mehrere Intubationen und Spinale vorbereiten oder Eure Zeit im Saal absitzen. Die Pflege in der Schweiz darf aber intubieren und alleine im Saal blieben, darum ist es relativ entspannt und ihr könnte mehrmals am Tag Pause machen und habt 30-60 Min für die Mittagspause. Je nachdem, wer der Arzt ist und wie viele Schüler ihr mit euch eingeteilt bekommt, könnte ihr viel bis gar nichts machen. Ab dem ca. 2. Monat dürft ihr schon Spinalanästhesie machen und Arterie legen. Ich konnte leider nur 1 mal probieren, die Arterie zu legen, weil die Pflegeschüler darauf sehr scharf waren.
Das Spital an sich ist sehr klein und die OPs wiederholen sich, es herrscht aber ein angenehmes Klima sowohl von der Seite der Anästhesie als auch von der Seite der Operateure. Ihr könnt die Operateure auch gerne etwas fragen und sie erklären auch sehr gerne. Es ist eine sehr familiäre Atmosphäre und alle sind sehr lieb. Außerdem bieten die gleichen OPs viele Vorteile an. Z.B. könnt ihr selbstständig Katarakt Patienten betreuen, später auch alleine bei der Spinalanästhesie bleiben und je nach Arzt sogar die Vollnarkose mit dem Arzt im Hintergrund selber führen. Ihr werdet auch ziemlich schnell die Beatmungsmachine selber einstellen können, viele Branülen legen, Intubieren und Spinale stechen. Im SRO muss Anästhesie auch bei schwierigen Venen auf der Station Blut abnehmen oder Flexülen legen, deswegen werdet ihr das genug üben. Da ich im Vergleich zu Schweizer Studenten so lange dort war, haben sie mich relativ schnell in die Sprechstunde eingearbeitet und je nach Arzt habe ich alles komplett selbstständig gemacht und der OA hat nur die Aufklärung unterschrieben. Manche Ärzte wollten aber selber aufklären. Ihr müsst euch damit abfinden, dass bei 1-2 Ärzten ihr gar nichts machen dürft und der Tag ist dann sehr langweilig. Wenn ich gesehen habe, dass ich mit den Ärzten eingeteilt wurde, habe ich mich an dem Tag zur Sprechstunde vorbereitet. Das lässt sich aber einfach vermeiden, wenn ihr selber den Saal am Vortag aussucht. Manche Pflegeschüler sind auch sehr bossy und ich würde sie auch vermeiden, das könnt ihr aber Ofen bei der Einteilung sagen. Die Ärzte wissen es auch, dass man weniger machen darf, wenn Pflegeschüler dabei sind. Die Pflege in der Schweiz kann aber sehr viel und ich würde aus sie hören.
Ich würde auch unbedingt beim Rettungsdienst mitfahren. Das Team ist auch sehr freundlich und es macht Spaß. Sagt aber früh genug im Voraus, damit sie das planen können. Ich habe auch freiwillig Spätschichten mitgemacht, weil ich sie entspannter fand und man nicht mehr an einen Saal gebunden ist:D Jeden 2. Freitag gibt es eine Weiterbildung von den OÄ, wo sie ein frei gewähltes Thema vorstellen. Ihr seid insgesamt sehr viel mit OÄ, da es nur 4 Assistenten gibt.
Das Mensaessen ist relativ teuer (ca. 10 CH) und ich habe größtenteils etwas mitgebracht. Im Pausenraum im OP Trakt gibt es Mikrowellen und Kühlschrank zur gemeinsamen Nutzung. Die festen Mitarbeiter von der Klinik zahlen dort einen kleinen Beitrag im Jahr und jeden Tag wie frisches Brot und Suppe gebracht, die PJler auch umsonst essen können.
In Langenthal gibt es einen kleinen Tierpark, der ganz süß ist, und viel Wald. Ich bin häufiger zu Fuß bis nach St. Urban gelaufen. Im Wohnheim habe ich tolle Freundinnen kennengelernt, mit denen wir etwas gemacht haben und häufig nach Bern gefahren sind. Ihr bekommt auch bei der Anmeldung in der Gemeinde einen Gutschein für die kostenlose Zugnutzung für 5 Tage. Im Wohnheim habt ihr auch eine Dachterrasse und einen Grill.
Zusammenfassend, fand ich die Zeit in Langenthal ganz cool, alle waren sehr lieb und freundlich und man durfte auch relativ viel machen. Ich bin aber meistens bis 16-17 Uhr geblieben.