PJ-Tertial Psychiatrie in ZI Mannheim (11/2024 bis 3/2025)
Station(en)
AK-A
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Große Empfehlung für ein psychiatrisches Wahltertial auf Station AK-A im ZI 😊
Ich habe mein Wahltertial auf Station AK-A des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) absolviert – und hatte dort eine wirklich tolle Zeit. Allen Interessierten kann ich diese Station wärmstens ans Herz legen.
Vielleicht schwanken einige Leser*innen dieses Forums noch bei der Entscheidung für ein Fach oder den passenden Ort für ihr Wahltertial – oder fragen sich, was sie konkret am ZI erwarten würde. Deshalb möchte ich im Folgenden ein paar Eindrücke und Erfahrungen aus meiner Zeit in Mannheim schildern.
Warum ein PJ auf einer Akutstation?
Die AK-A ist eine beschützende Akutstation. Für mich gab es vor allem drei Gründe, warum sich eine solche Station für ein Wahltertial in der Psychiatrie besonders eignet:
1. Breites Diagnosespektrum:
Viele Patient*innen, die in der Notaufnahme des ZI vorgestellt werden und bei denen eine stationäre Aufnahme indiziert ist, kommen auf die AK-A. Während andere Stationen meist auf bestimmte Störungsbilder spezialisiert sind, hat man hier Kontakt mit nahezu dem gesamten Spektrum psychiatrischer Erkrankungen – von affektiven Störungen, akuten Psychosen und Schizophrenien über Intoxikationen und Abhängigkeitserkrankungen bis hin zu artifiziellen Störungen und Persönlichkeitsstörungen.
2. Psychiatrisches „Grundhandwerk“ lernen:
Während man auf einer spezialisierten Station z.B. schnell die Drittlinientherapie bei therapierefraktären Depressionen kennenlernt, eignet man sich auf einer Akutstation das grundlegende psychiatrische Handwerkszeug an: gründliche Anamnese, psychopathologischer Befund, Psychopharmakotherapie, Umgang mit psychiatrischen Notfällen, rechtliche Rahmenbedingungen usw. Davon profitiert man langfristig – selbst wenn es einen (gottbewahre!) in die Innere oder Chirurgie verschlägt.
3. Schnelle Übernahme eigener Patient*innen:
Durch die hohe Fluktuation und oft kurze Verweildauer auf der Akutstation hatte ich das Gefühl, schnell Verantwortung übernehmen zu können. Man kann Patient*innen über den gesamten Verlauf – von Aufnahme bis Entlassung oder Verlegung – begleiten. Das motiviert und ist fachlich extrem bereichernd. Auf Stationen mit längerer Verweildauer (z.B. acht Wochen und mehr) ergeben sich solche Gelegenheiten wohl seltener.
Warum PJ am ZI?
Das Zentralinstitut für seelische Gesundheit ist eine große psychiatrische Fachklinik. Als PJler*in wird man einer Station oder Ambulanz fest zugeteilt, wo man den Großteil der Zeit verbringt. Gleichzeitig ist es unkompliziert möglich, auch in andere Bereiche hineinzuschnuppern – das wurde ausdrücklich unterstützt.
Das gesamte Haus legt großen Wert auf Lehre. Ich wurde überall freundlich aufgenommen, und man hat sich Zeit für mich genommen. Es gibt wöchentliche Fortbildungen wie Fallvorstellungen und Journalclubs, aber auch zahlreiche Vorträge und Diskussionen zu aktueller Forschung, an denen man als PJler immer teilnehmen kann. Zusätzlich zum fächerübergreifenden PJ-Unterricht an der Uniklinik gibt es einen eigenen PJ-Unterricht am ZI, der unterhaltsam und interessant ist.
Einziger Wermutstropfen: die Kantine. Leider immer noch mit gewohnter Qualität – dafür sind immerhin die Preise gestiegen. 😉
Warum speziell auf der AK-A?
Vom ersten Tag an wurde ich als Teil des Stationsteams willkommen geheißen – und das betone ich bewusst: nicht nur als Teil des Ärzteteams, sondern des gesamten Teams. Das interdisziplinäre Miteinander war außergewöhnlich. Ob Ergotherapeut*innen, Pflegekräfte, Sozialarbeiterin oder Stationspsychologin – alle haben Einblicke in ihre Arbeit gewährt und mich aktiv eingebunden. So konnte ich einen umfassenden Einblick in die Patientenversorgung auf Station gewinnen.
Mit den Ärzt*innen hatte ich natürlich den engsten Kontakt: ein Facharzt und drei Ärzt*innen in Weiterbildung waren während meines PJs auf Station – und die Betreuung war herausragend. Ich wurde stets ermutigt, selbstständig zu arbeiten: Patient*innen aufnehmen, Anamnesen und psychopathologische Befunde erheben, Therapiekonzepte erarbeiten, Visiten durchführen und dokumentieren, Arztbriefe schreiben – alles war möglich, ohne dass man sich ausgenutzt oder überfordert fühlte.
Typische PJ-Tätigkeiten wie Blutentnahmen, EKGs oder das Legen von Zugängen fielen nur in geringem Umfang an, waren schnell erledigt und man wurde dabei unterstützt.
Die Menge an Teaching, kurzen improvisierten Referaten, ausführlichen Erklärungen, praktischen Anleitungen (z.B. bei Liquorpunktionen) und täglichem Feedback war beeindruckend – und hat alles andere, was ich in meinen anderen Tertialen erlebt habe, übertroffen.
Fazit:
Auch die schönste Lobeshymne muss irgendwann enden.
Vor dem PJ hatte ich mit dem Gedanken gespielt, Psychiater zu werden – inzwischen bin ich mir sicher. Was kann man sich mehr von einem Wahltertial wünschen?
Bewerbung
Da ich nicht in Mannheim studiere und die Uni dort nicht am PJ-Portal teilnimmt, musste ich mich auf einer unieigenen Plattform bewerben. Das war aber unkompliziert und hat gut funktioniert.