Ich habe als Wahlfach meines Praktischen Jahres die Labormedizin gewählt und durfte mein Quartal im Institut für Klinische Chemie (IKC) unter der Leitung von Professor Dr. med. Michael Neumaier absolvieren. Ich hatte dort eine wirklich lehrreiche und sehr schöne Zeit.
Grundsätzlich ist das Quartal so aufgebaut, dass man zunächst durch alle verschiedenen Fachbereiche rotiert, um diese näher kennenzulernen, und sich dann für zwei entscheidet, die einen besonders interessieren, um dort intensiver eingearbeitet zu werden.
In meinem Fall entschied ich mich für die Gerinnungsdiagnostik sowie für die Hämatologie/FACS-Diagnostik.
Die Gerinnungsdiagnostik weckte mein Interesse, da sich hier die Verknüpfung des Labors mit der Klinik besonders eindrucksvoll zeigt. Im klinischen Kontext präsentieren sich Patienten aller Art – mit Thromboseneigung, Blutungsneigung oder beispielsweise auch Frauen, bei denen es in der Vergangenheit zu erfolglosen Schwangerschaften kam und die daher eine weiterführende Abklärung wünschen.
Hinter alledem steht das Labor, das mit den passenden Untersuchungen eine korrekte Diagnosestellung ermöglicht. Bei der Befundung der Laborergebnisse dabei zu sein, hat mein Verständnis für das Thema gestärkt – gerade auch, weil ich es in Vorlesungen immer als recht anspruchsvoll wahrgenommen hatte. Gleichzeitig wurde mir deutlich, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Klinikern und dem Labor ist.
Als zweiten Bereich habe ich die Hämatologie/FACS-Diagnostik gewählt, da ich mich sehr für Zytologie interessiere – und auch Übung darin wollte. Ich habe in diesem Bereich viel mitgenommen: sei es durch gemeinsames Mikroskopieren von Blutausstrichen mit vielen hilfreichen Erklärungen oder auch durch das Selbststudium.
Als Student hatte ich jederzeit Zugang zu einem Mikroskop sowie zu Demokästen mit Präparaten zu verschiedensten Themenkomplexen wie Anämien oder Leukämien.
Besonders hervorzuheben ist die tägliche Knochenmarksvisite und -befundung mit Kolleg*innen der III. Medizinischen Klinik. Ich durfte mich dazusetzen, die Präparate ebenfalls betrachten, Erklärungen erhalten und Fragen stellen.
Im FACS-Labor konnte ich anschließend mitverfolgen, wie die entsprechende Befundung – beispielsweise von eben jenen Knochenmarkspunktaten – durchgeführt wird. Dabei durfte ich mich sogar selbst an der Diagnose eines Lymphoms oder einer Leukämie anhand der CD-Marker versuchen.
Ich habe hier die gesamte Bandbreite von der mikroskopischen Zellbeurteilung bis hin zur finalen Diagnose durchlaufen und mein Wissen erheblich vertiefen können.
Ebenfalls erwähnen möchte ich meine Einblicke in den AvD-Dienst (Arzt/Akademiker vom Dienst). Die diensthabende Person ist verantwortlich für die medizinische Validierung der erhobenen Routinewerte über den Tag sowie für die Befundung mikroskopischer Präparate aus eingeschicktem Liquor, Aszites oder Gelenkpunktaten.
Das war für mich besonders lehrreich, da ich mein Interesse für Zytologie in einem weiteren Kontext vertiefen konnte und in spannende Fälle eingebunden war – etwa bei Liquorproben mit Verdacht auf Meningitis oder Aszitespunktaten zur Abklärung maligner Zellen.
Die medizinische Validierung bot darüber hinaus die Gelegenheit, sich mit einer Vielzahl von Laborparametern vertraut zu machen. Dabei stellte sich immer wieder die Frage, warum genau diese jetzt angefordert worden sein könnten und was sich daraus über die klinische Situation des Patienten ableiten lässt. Durch den Überblick über Anforderungen und Laborwerte sämtlicher Stationen des UMM ergab sich ein breites medizinisches Spektrum, das zum Nachdenken und Nachlesen anregte. Die zentrale Bedeutung der Labordiagnostik für nahezu alle medizinischen Fachrichtungen wurde hier täglich aufs Neue deutlich.
Ebenfalls gab es die Möglichkeit, auch an Forschungsbesprechungen teilzunehmen und ich war erstaunt, wie integrativ und intensiv die Forschung durchgeführt wird. Neben vielfältigen eigenen Projekten des IKC gibt es zahlreiche Kooperationen mit anderen Einrichtungen. Viele Forschungsprojekte basieren auf der Bestimmung spezifischer Marker im Blut, sodass eine enge Zusammenarbeit mit dem Labor naheliegt.
Ich konnte mich sogar selbst einbringen: Nach einer Recherche zu einem bestimmten Krankheitsbild durfte ich bei der Gestaltung eines Anforderungsscheins für einen damit assoziierten Laborparameter mitwirken.
Besonders hervorheben möchte ich, wie freundlich ich im IKC aufgenommen wurde. Alle Mitarbeitenden waren stets bereit, mir Dinge zu erklären, Fragen zu beantworten und mir interessante Befunde zu zeigen.
Es kam mehrfach vor, dass eindrucksvolle Präparate aus dem Dienst (etwa aus der Nacht oder vom Wochenende) eigens für mich zur Seite gelegt wurden, damit ich sie mir ebenfalls anschauen konnte. Wenn ich spezielle Themenwünsche äußerte, wurde darauf eingegangen, man nahm sich Zeit für Erklärungen und stellte mir bei Bedarf vertiefende Lektüre zur Verfügung.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich das Quartal im IKC für mich in jeder Hinsicht gelohnt hat – und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen. Damit meine ich nicht nur diejenigen, die später in die Labormedizin gehen möchten, sondern auch alle, die ein tieferes Verständnis für die medizinische Diagnostik im Labor entwickeln wollen.
Ich habe viele Krankheitsbilder erneut gesehen, mich intensiv mit ihnen auseinandergesetzt und gelernt, wann welche Laboranforderung sinnvoll ist und wie man Ergebnisse richtig interpretiert. Selbst für Nicht-Labormediziner ist es meiner Meinung nach extrem lehrreich, die Abläufe in einem Zentrallabor kennenzulernen – nicht zuletzt, um das Labor nicht als „Black Box“ wahrzunehmen, die einfach Ergebnisse liefert, sondern als integralen Bestandteil interdisziplinärer und patientenorientierter Medizin.