PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in University Central Hospital of Kigali (1/2025 bis 3/2025)
Station(en)
Allgemeinchirurgie, Urologie, plastische Chirurgie, minor surgey
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Freiburg
Kommentar
Ich habe die zweite Hälfte meines Chirurgie-Tertial am CHUK absolviert. Es war insgesamt schon eine lehrreiche Zeit, aber ich durfte/ konnte schon nur sehr wenig machen. Vor Ort kann man sich aussuchen, in welche Bereiche der Chirurgie man möchte. Dazu gehören: Allgemein- und Unfallchirurgie, Urologie, plastische Chirurgie und Neurochirurgie. Ich war 3 Wochen in der AC, 2 Wochen in der Uro, 2 Wochen in minor surgery und 1 Woche in der plastischen Chirurgie. Mit mir waren noch 2 andere deutsche PJler dort.
In der AC ist morgens um Punkt 8 Uhr die Frühbesprechung, in der die Fälle aus der Nacht und dem Nachmittag vorgestellt werden. Danach geht man entweder in den OP oder auf die Station. Auf Station werden erst alle Patient*innen von den Assistenzärzt*innen und den Studierenden angeschaut (clocking), da kann man sich auch selbst Patient*innen anschauen, jedoch braucht man immer jemanden zum Übersetzen, die die Patient*innen nur Kinyaruanda sprechen. Zu jedem/jeder Patient*in wird dann etwas in der Kurve nach dem SOAP-Schema aufgeschrieben. Leider wird dabei sehr wenig reevaluiert, sodass man meistens einfach das vom Vortag übernimmt. Wenn ich etwas angemerkt habe, traf dies selten auf großes Interesse. Danach kommt eine*r der Oberärzt*innen zur Visite vorbei. Besonders gut fand ich die Visiten von Prof. Daniel. Er kommt aus Äthiopien und spricht hervorragend Englisch. Außerdem schaut er sich die Patient*innen wirklich genau an und hat viel klinische Erfahrung. Die Visite dauert dann auch gerne mal 2-3h, aber ich fand sie immer sehr interessant.
Die erste OP fängt erst um 9:30 Uhr an, danach gibt es noch 2-3 weitere. Zwischen den OPS gibt es oft 1,5h Leerlauf. Im OP darf man leider wie die ruandischen Studiereden (fast) nur zu schauen. Die OPs sind teilweise schon sehr spektakulär, da das CHUK eines der Maximalversorgerhäuser von Ruanda ist und dort die wirklich schlimmen Fälle landen. Es wir auch fast nie laparoskopisch operiert, sondern fast immer offen. Als einmal keine Studierenden da waren, durfte ich mich auch mit einwaschen.
Letztendlich habe ich mich immer an die Studierenden gehalten und bin ihnen durch den Tag gefolgt. Sie waren alle wirklich sehr nett und offen! Oft war aber auch einfach nichts zu tun. Dann sind wir frühstücken gegangen oder haben im studentischen Aufenthaltsraum gechillt.
Die Studierenden müssen dort auch 24h Schichten übernehmen. Der/Diejenige kümmert sich dann auch mit um die chirurgischen Patient*innen in der Notaufnahme. Das fand ich immer sehr spannend und eindrucksvoll. (Auch wenn man nur gucken darf und gar nicht selbst macht.)
In der AC gab es fast täglich eine Präsentation von einem/einer der Studierenden, zu der ein Arzt dann Rückfragen gestellt hat und Anmerkungen gegeben hat. Manchmal war das teaching wirklich seehr lang und der Tonfall gegenüber den Studierenden recht ruppig, manchmal vor allem bei Prof Daniel oder Dr Emmanuel auch sehr lehrreich. Dr. Emmanuel hat für die Studierenden auch praktisches Training in chirurgischen Fähigkeiten in Form von zum Beispiel Näh-Wettbewerben" angeboten. Das war immer sehr witzig, man wusste nur nie sicher, ob und wann es stattfindet.
In der AC wurde auch durchaus auf Anwesenheit geachtet.
Ich bin dann mit der Studierendengruppe weiter in die Uro rotiert. Dort fing die Visite schon um 7:15 an und es gab nur sehr wenige Patient*innen. Jede*r Studierende sollte auch dort eine Präsentation halten (auch die internationalen), aber am Ende fanden nur 2 statt. In der einen Woche war ein italienischer Arzt für Hypospadie-OPs vor Ort. Das war ganz interessant, auch weil so alles auf Englisch ablaufen musste. Wenn man aber nicht im OP war, gab es in der Uro aber eigentlich ab 9 Uhr nichts mehr zu tun, sodass ich oft früh gegangen bin. Mir hat es dort nicht so gut gefallen.
Grundsätzlich finden die Visiten, Dokumentationen, Frühbesprechungen und Seminare alle auf Englisch statt. Die Studierenden und Ärzte*innen sprechen im Großen und Ganzen auch sehr gut Englisch.
In Minor Surgery werden Verbandswechsel und kleine OPs gemacht. Jeden Tag hat eine andere Fachrichtung den Raum gebucht. Dort steht man aber tatsächlich nur in der Ecke rum und hat gar nichts zu tun. Würde ich auf keinen Fall empfehlen, außer man will fehlen, ohne dass es auffällt.
Meine letzte Woche war ich noch in der plastischen Chirurgie. Am Montag ist dort Chefarztvisite, die anderen Tage war ich im OP. Dort durfte ich mich auch einwaschen und Haken halten. Ich fand die Woche wirklich sehr spannend, da viele Verbrennungsfälle versorgt wurden und auch andere rekonstruktive OPs stattfanden. Ich war dann aber, wenn ich mir alle 3 OPs des Tages angeschaut habe, auch bis 17:30/18:00 dort. In den anderen Abteilungen bin ich meistens gegen 15 Uhr oder früher gegangen. Migisha ist einer der Assistenzärzte und sehr offen und interessiert an internationalen Studierenden. An ihn würde ich mich dort halten. :)
Die Wechsel zwischen den einzelnen Abteilungen habe ich immer direkt mit den Ärzten*innen abgesprochen und nicht mit Emmanuel Munyaneza im Büro. Eine sehr coole Ärztin ist auch Dr Doris in der Notaufnahme. Dort kann man aber leider nicht offiziell hinrotieren, da die Notaufnahme ein eigenes Department ist und Regeln in Ruanda sehr ernst genommen werden.
Leider lernt man in der Zeit am CHUK kaum praktische Fähigkeiten und kann auch nicht mit den Patient*innen kommunizieren, aber ich denke, die Erfahrung lohnt sich trotzdem sehr, da man einen guten Einblick in ein ganz anderes Gesundheitssystem bekommt und sehr interessante Fälle oft in weit fortgeschrittenen Stadien sieht.
Ruanda ist ein wunderschönes Land, sehr grün und sehr hügelig, sodass man überall schöne Aussichten hat. Kigali ist außerdem sehr sicher und sehr sauber. Man kann als Frau dort ohne Probleme im Dunklen auch alleine unterwegs sein und die Motorräder als Verkehrsmittel nehmen oder auch laufen. Ich habe mich in Kigali nie unsicher gefühlt. Außerdem gibt es sehr viele, sehr schöne Cafés und so leckeres Obst!
Da Ruanda nur so groß wie Rheinland-Pfalz ist, kann man alle Ecken des Landes gut an einem (verlängerten) Wochenende besuchen. Leider sind die Eintritte in die Nationalparks mit im Schnitt 100$ sehr teuer. Ruanda ist als Reiseland nicht wirklich auf backpacking ausgelegt, dafür bietet es Safari, Regenwald, Vulkane und Seen auf kleinstem Raum. Und überall ist es traumhaft schön!
Noch ein paar praktische Tipps:
- In Ruanda kann überall mit momopay bezahlen, dass über die Handynummer funktioniert. Dafür musst du dir eine SIM-Karte in einem MTN-Laden (keinen anderen Anbieter!) kaufen und momo aktivieren lassen. Momo lädt man dann mit Bargeld auf.
- Eine Fahrt mit einem Motorrad hat, als ich da war, nie mehr als 2500RF und nie weniger als 500RF gekostet. Als Richtwert kann man mit etwa 100RF pro Minute rechnen.
- Für das Krankenhaus braucht man einen Kittel, OP-Kleidung und Schuhe. Außerhalb des OPs trägt man Kittel mit normaler Kleidung darunter.
- In Ruanda tragen alle immer lange Hosen/Röcke. Niemand trägt kurze Hosen auf der Straße, egal wie warm es ist.
- Saubere Schuhe sind in Ruanda wichtig. :)
- Mit Tourismlovers250 (https://www.instagram.com/tourismlovers250/?hl=de) kann man für 5000RF samstags und sonntags rund um Kigali wandern. Ich fand's richtig gut, um Leute zu treffen und die Umgebung kennenzulernen. Absolute Empfehlung!
- Der Kigali Runclub trifft sich immer sonntags morgens um 7:00. Eine super nette Community von locals. (https://www.instagram.com/kigalirunclub/)
- und für alle weiteren Events kann du hier schauen: Events bash https://eventsbash.rw/ und Sinc Explore https://www.sinc.events/explore
Wenn du Fragen hast, melde dich gerne! Viel Spaß in Kigali!
Bewerbung
Ich habe mich etwa ein halbes Jahr vor der Frist von meiner Uni beworben. Am besten schreibt man Emmanuel Munyaneza per WhatsApp an die Nummer auf der Website des CHUK. Per Mail habe ich nie eine Antwort bekommen. Die Bewerbung läuft über ein Bewerbungsportal des Krankenhauses. https://chuk.rw.internship.tnt.rw/internship/ Hier alle Dokumente hochladen, dann sollte man innerhalb von 2-3 Woche eine Antwort bekommen.
Man muss sich dafür eigentlich auch staatlich registrieren, das habe ich aber nicht gemacht, sondern stattdessen einen Lebenslauf hochgeladen. Hat auch funktioniert.
Du bekommst von Emmanuel ein Schreiben für den Staat vor Ort, mit dem du ein Praktikumsvisum bekommst. Das kostet nochmal 50$ glaube ich. Ich habe es nicht gemacht, da ich mir bei der Einreise ein East African Visum geholt habe. Das kostet 100$ und schließt die Nachbarländer mit ein. Am Ende war ich aber nur in Ruanda reisen, es wäre also günstiger gewesen 30$ für ein 30tägiges Visum in Ruanda zu zahlen und dann noch das Studierendenvisum zu beantragen. Damit bekommt man ggf. auch Rabatte für Nationalparkeintritte.