Fazit: Wenn du 1) dänisch kannst und 2) an KJP interessiert bist, kann ich die Station S2 für einen PJ-Aufhalt bedingungslos empfehlen. Ich bin inzwischen H-læge in der KJP in Dänemark, also bereut habe ich es auf jeden Fall nicht ;)
Station/ Abteilung/ Aufgaben: Ich war primär der Station S2 für Jugendliche zugeteilt, die ca. 6-7 Betten auf der offenen Hälfte der Station hat und ca. 5-6 Betten auf der geschlossenen Hälfte. Nach ca. einer Woche Introduktion, wo ich hauptsächlich mit den ÄrztInnen dort mitgegangen bin, habe ich selbstständig Aufgaben übernommen, laufend manchmal noch mit Observation und Feedback der anderen ÄrztInnen. Hierunter Aufnahmen, Entlassungen und „Zwischengespräche“ (gennemgang) während des Aufenthalts sowie kurze körperliche Untersuchungen und einzelne Male diagnostische Interviews. Das ganze danach wie in der Psychiatrie üblich recht umfangreich dokumentieren. Ich konnte immer Rat und Feedback von meiner Mentorin (einer Fachärztin auf Station), den AusbildungsärztInnen und -pychologinnen und der restlichen FachärztInnen einholen und meine Einträge durchlesen lassen, was sowohl in Bezug auf Dänisch als auch den fachlichen Inhalt super hilfreich war. Außerdem Teilnahme an den täglichen und teilweise den wöchentlichen Konferenzen. Darüber hinaus hatte ich ein paar Aufenthalte zwischen wenigen Tagen und einer Woche, wo ich in den anderen Unterabteilungen (u.a. Kinderambulanz, Kleinkindtagesklinik, und Kinderstation) mitgegangen bin, um mal reinzuschnuppern. Das muss man aber ziemlich proaktiv selbst organisieren. Nachdem die Jugendstation sehr eng an die Notaufnahmefunktion geknüpft ist, bin ich ein paar Mal auf mit Ausbildungsärztinnen zu Patienten in der Päd/ Notaufnahme mitgegangen.
Arbeitsbedingungen/ Team: Wie für Dänemark weithin bekannt ein Träumchen. Arbeitszeit täglich von 8:00-15:30, Freitag nur bis 15:00. In der Zeit regelmäßig halbe Stunde Mittagspause möglich. Ab und an bin ich nachmittags länger geblieben, wenn viel zu tun und schreiben war, wenn nichts los war, konnte man aber auch mal eher gehen. Ich saß in dem „Ausbildungsbüro“ mit AusbildungsärztInnen und -psychologinnen, die alle unfassbar lieb und hilfbereit waren. Auch das restliche Team und die Pflege waren super lieb und alle hatten eine richtig gute Zusammenarbeit. Wie in Dänemark üblich extrem flache Hierachien, alle duzen sich, und man darf selbst dem Chef immer sagen, wenn man mal was anders sehen sollte und jederzeit alle (auch dumme) Fragen stellen ohne Angst vor blöden Reaktionen. Ich wurde sogar mit zum Bowling nach der Arbeit eingeladen. V.a. falls man noch keine Psychiatrieerfahrung habt, sollte man sich natürlich im Klaren darüber sein, dass geschlossene Station teils auch Zwang und ein paar sehr kranke Patienten bedeutet, und dafür mental gewappnet sein, wobei das zum Glück im durchschnittlichen Arbeitsalltag auch nicht soo viel Platz einnimmt.
Gehalt/ Wohnung: Kein Gehalt von der Klinik (evtl. wäre das vielleicht sogar drin, aber ich wollte unbedingt einen Platz und möglichst wenige Hindernisse, die dem im Weg stehen, und habe gleich geschrieben, dass ich mich auf einen Praktikumsplatz ohne Lohn bewerbe). Man kriegt Erasmus Plus (rechtzeitig bewerben, da ist einiger Papierkram, der hin und zurück muss) und ggf. dazu noch Auslandsbafög. Um eine Wohnung muss man sich selbst kümmern. Ich habe über Facebook was zur Untermiete gefunden, von einer Studentin, die selbst im Ausland war, aber das kann etwas tricky und teuer sein (waren glaube ich 7000 oder 8000 dkk im Monat).
Sprache: Bei dem Fachgebiet KJP denke ich eigentlich klar, aber Dänisch ist ein MUSS, sonst sitzt ihr nur unnütz im Weg rum und lernst nichts. Ich komme selbst nicht aus Norddeutschland und habe 5 Semester lang an der Uni Dänischkurs gemacht und viel dänisches Fernsehen geschaut. Bin dann mit einem guten B2 bis schlechten C1 dort gestartet, und mit weniger würde ich von einem Tertial dort, zumindest in der KJP, auch abraten (in anderen Fachgebieten mit weniger Patientkontakt und Kommunikation kommt man sicher durchaus eher mit Englisch durch, weil die allermeisten Dänen das an sich gut sprechen, aber in der Psychiatrie taugt das nicht).
Unterricht/ Studientage: Die Dänen kennen das PJ in der Form nicht und dementsprechend ist das System natürlich nicht darauf ausgelegt. Ich hatte keine Studientage, was bei den Arbeitszeiten und zeitweise ruhigen Aebitstagen aber m.M.n. auch kein Problem ist - ich hatte danach auch nicht gefragt. Einmal wöchentlich konnte ich an so einem berufsgruppenübergreifenden Unterricht teilnehmen, der dort primär für die PflegerInnen und PädagogInnen in Ausbildung gehalten wurde und ein paar Mal gab es auch Unterricht für die AusbildungsärztInnen. Auf der Station (bzw. zu dem Zeitpunkt generell in der Psychiatrie) gab es keine KBU-læger und die Jugendstation hat auch keine I-læger, wodurch ich die einzige auf dieser ungefähren Ausbildungsstufe war, aber das hat trotzdem gut funktioniert und wahrscheinlich hatten die genau deshalb auch Platz. Mein Eindruck ist, dass man z.B. in den Ambulanzen hochswahtscheinlich nicht PJ machen dürfte, weil man dafür einfach zu viel selbstständig können muss und die zu viele eigene AusbildungsärztInnen haben. Ab und an waren Studis aus dem glaube ich 9. Semester für 1-2 Wochen bei uns auf Station.
Bewerbung
Ich hatte 3-4 Monate vorher den leitenden Oberarzt Martin Nygaard Hansen ([email protected]) und die ausbildungsverantwortliche Oberäztin Anne Sørensen ([email protected]) per Mail auf dänisch mit Lebenslauf und Motivationsschreiben kontaktiert. Sie meinten bei meinem Abschluss auch, sie würden prinzipell gerne nochmal deutsche PJ‘ler aufnehmen. Ich hatte es auch in den anderen 3 Unistädten in der KJP versucht und dort gab es nirgends Platz für PJ‘ler.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Notaufnahme Patienten untersuchen Eigene Patienten betreuen Patienten aufnehmen